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99. Jahrestag des Völkermordes kaiserlicher Truppen an Herero in Deutsch-Südwestafrika

Deutschland sollte sich für Genozidverbrechen offiziell entschuldigen

Bozen, Göttingen, 10. Januar 2003

Herero FrauenDeutschland soll sich endlich offiziell für den Völkermord an den Herero und Nama in der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika entschuldigen. Mit diesem Appell hat sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag an Außenminister Joschka Fischer gerichtet. Der Völkermord hatte am 12. Januar 1904 mit einem Aufstand der entrechteten Nomadenvölker begonnen. Zugleich wandte sich die GfbV an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und bat sie um Unterstützung ihres Appells.

"Berlin sollte die verbleibenden zwölf Monate bis zum 100. Jahrestag des Aufstandes unbedingt nutzen, um angemessen auf die systematische Vernichtung von 65.000 Herero und 10.000 Nama durch deutsche Soldaten und Siedler zu reagieren", forderte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Die Nachkommen der Überlebenden im heutigen Namibia erwarten eine offizielle Entschuldigung Deutschlands für die planmäßige Vernichtung ihrer Eltern und Großeltern", erklärte Delius. Auch in den europäischen Nachbarstaaten würden inzwischen lange tabuisierte Kolonialverbrechen endlich aufgearbeitet. Daran solle sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen. Trotz zahlreicher Appelle hat es die Bundesregierung bislang abgelehnt, sich für die Genozidverbrechen offiziell zu entschuldigen.

Der Aufstand der Herero und Nama richtete sich gegen den Verlust ihres Landes und gegen die Verletzung ihrer im "Schutzvertrag" zugesicherten Rechte. Er wurde von den kaiserlichen Truppen blutig niedergeschlagen. Mit einer Politik der "verbrannten Erde" wurden gezielt auch an dem Aufstand Unbeteiligte getötet. Wasserstellen wurden vergiftet. Frauen, Kinder und alte Menschen wurden in die Wüste getrieben. Gefangene wurden in Lagern unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Allein in Lagern auf der Haifischinsel starben mehr als 7.600 Menschen. Nur 15.100 Herero überlebten den Vernichtungsfeldzug. Jeder zweite Nama kam gewaltsam zu Tode. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog bezeichnete den Völkermord bei seiner Reise nach Namibia im März 1998 als eines der dunkelsten Kapitel in den Beziehungen zwischen beiden Staaten.


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/02-2/020808de.html
* www: www.gfbv.de/volk.php?id=21

Letzte Aktual.: 10.1.2003 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030110de.html | XHTML 1.0 | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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