Bozen, 30. Juli 2003
Reporter ohne Grenzen ist für ein Jahr aus der
Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen ausgeschlossen
worden. Damit folgte der UN-Wirtschafts- und Sozialrat dem Antrag
Kubas. Dem Land war die internationale Organisation zur
Verteidigung der Pressefreiheit schon lange ein Dorn im Auge.
Kuba ist mit 28 inhaftierten Journalisten das derzeit
größte Gefängnis für Journalisten, gefolgt
von Eritrea (18), Nepal (16), Myanmar (16) und China (11).
Reporter ohne Grenzen setzte daher den Karibikstaat samt seinem
Präsidenten Fidel Castro ganz nach oben auf die Liste der
Feinde der Pressefreiheit (
www.reporter-ohne-grenzen.de/cont_dateien/list_feind.php).
Außerdem hatte die Organisation im März dieses Jahres
dagegen protestiert, dass Libyen die Präsidentschaft in der
Menschenrechtskommission übernimmt.
Reporter ohne Grenzen ist eine der wenigen Organisationen, die
sich für Pressefreiheit einsetzt und Beraterstatus hat. Den
Ausschluss wertet sie als charakteristisch für die Lage der
Menschenrechtskommission und verlangt grundlegende Reformen:
Vorgeschlagen wird beispielsweise das Wahlrecht derjenigen
Staaten einzuschränken, die grundlegende internationale
Menschenrechtsübereinkommen nicht ratifiziert haben. Des
Weiteren fordert die Organisation, den Vorsitz der Kommission mit
einem unabhängigen Menschenrechtsexperten zu besetzen und
Verfahrensregeln aufzuheben, die wiederholt dazu geführt
haben, Diskussionen zur Lage der Menschenrechte zu
verhindern.
Die GfbV-Südtirol unterstützt die Anliegen von Reporter
ohne Grenzen und verlangt, dass die Organisation wieder in die
Menschenrechtskommission aufgenommen wird. Denn allein anhand der
Zahlen kann nachgewiesen werden, dass es um die Pressefreiheit
weltweit schlecht bestellt ist: Von Januar bis Juli 2003 sind 19
Journalisten getötet, 377 bedroht oder schikaniert und 190
willkürlich festgenommen genommen worden; 140 Reporter
sitzen zurzeit im Gefängnis. Daneben wurden 166 Medien
zensiert oder eingestellt. Davon sind auch die westlichen
Industriestaaten nicht ausgenommen. In einer Rangliste der
Pressefreiheit (
www.reporter-ohne-grenzen.de/cont_dateien/indpres.php), die
die Organisation führt, liegt beispielsweise Italien nur auf
Platz 40, hinter Ländern wie Peru, Bulgarien oder
Taiwan.