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Bangladesch: Jahrestag des Friedensabkommens in den Chittagong Hill Tracts (2. Dezember)

Seit mehr als einem Jahrzehnt werden die Menschenrechte von 700.000 Ureinwohnern missachtet

Bozen, Göttingen, 1. Dezember 2010

Die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wazed. Die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wazed.

13 Jahre nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen der Regierung Bangladeschs und der indigenen Bevölkerung in den Chittagong Hill Tracts (CHT) hat sich die Menschenrechtslage der auch Jumma genannten Ureinwohner des Hochlandes kaum verbessert. "Rund 700.000 indigene Bewohner der CHT im Südosten des Landes warten immer noch auf die Klärung von Landrechten, die politische Anerkennung und die Förderung ihrer Kulturen sowie den Rückzug des Militärs aus den CHT", kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation fordert die Bundesregierung deshalb auf, die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wazed, an ihre mehrfach bekundete Absicht zu erinnern, zentrale Punkte des Abkommens in dieser Amtsperiode vollständig umzusetzen. Insbesondere strittige Landrechtsfragen sollten unverzüglich durch die CHT-Landkommission geklärt werden. "Diese stellen das größte Hindernis in dem angespannten Verhältnis zwischen Ureinwohnern und den zugezogenen muslimischen Siedlern dar", so der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

"Unter den Augen des Militärs kommt es tagtäglich zu Menschenrechtsverletzungen an der indigenen Bevölkerung der CHT durch die muslimischen Siedler", kritisierte Delius. Im Februar 2010 zerstörten Siedler in Sajek (Distrikt Rangamati) 450 Häuser der Jumma in zwölf Dörfern durch Brandanschläge. Statt den Konflikt zu befrieden, sollen sich Armeeangehörige des nahegelegenen Camps Bagaichari sogar an den mehrtägigen Unruhen beteiligt haben. Die Regierung hat bis heute keine offizielle Untersuchung der Vorfälle veranlasst. "Dies ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es zu Enteignungen der Bergbevölkerung durch Militäreineinheiten", betonte Delius. Derzeit sollen rund 15.000 CHT- Bewohner im Distrikt Bandarban von 9.560 Hektor ihres traditionellen Landes für die Erweiterungspläne des Militärstützpunktes Ruma vertrieben werden. Zudem schränken Plantagen und für den Baumschlag abgesperrte "reserved forests" den Zugang zu dem wenigen fruchtbarem Land ein, auf dem die Ureinwohner ihren traditionellen Brandrodungsfeldbau betreiben.

Seit 400 Jahren leben indigene Völker in der 14.000 Quadratkilometer großen, waldreichen Bergregion der CHT, dem früheren Ostpakistan und seit 1971 Bangladesch. Die zunehmende wirtschaftliche Nutzung des Hochlandes führte zur Entrechtung und brutalen Vertreibung der indigenen Bevölkerung in den 1980-er und 90-er Jahren. Enteignetes Land wurde für die Ansiedlung von etwa 400.000 Muslimen, Forst- und Landwirtschaft sowie militärische Zwecke verwendet. Circa 200.000 Bewohner der CHT wurden durch die staatliche Vertreibungspolitik getötet, hunderttausende wurden zu Flüchtlingen und verloren ihre Lebensgrundlage. Indigene Widerstandsgruppen griffen aus Verzweiflung zu den Waffen, um sich selbst zu verteidigen. Ein Friedensabkommen beendete am 2.12.1997 zwar die Kämpfe, aber die politische Anerkennung und gezielte Förderung der Jumma stehen bis heute aus. Bereits in den 1960-er Jahren wurden 100.000 CHT-Bewohner zu Flüchtlingen, als für den Kaptai-Staudamm 40 Prozent des Ackerlands in den CHT geflutet worden war.