In: Home > News > Ägypten: Anschlag auf eine Gaspipeline. Pulverfass Sinai: Ägyptens Beduinen fordern Rechte
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Bozen, Göttingen, 7. Februar 2011
Grenze zwischen Ägypten und Israel.
Nach dem Anschlag auf eine Erdgaspipeline hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Montag vor mehr Gewalt
auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten gewarnt. "Der Sinai
gleicht einem Pulverfass, da das Mubarak- Regime den dort
lebenden Beduinen grundlegende Rechte vorenthalten hat",
erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in
Göttingen. "Mit Polizeiwillkür, Massenverhaftungen und
unfairen Gerichtsverfahren sollten die Beduinen
eingeschüchtert und ruhig gestellt werden. Dieser Versuch
ist offensichtlich gescheitert." Nicht nur in Kairo, sondern auch
auf dem Sinai hatte es in den vergangenen Tagen viele
Demonstrationen gegen das Mubarak-Regime gegeben. Dem Sinai droht
mehr Instabilität und dies wird auch im Nachbarland Israel
mit großer Sorge verfolgt.
Der Erdgasexport nach Israel und Jordanien musste nach der
Explosion der Pipeline eingestellt werden. Noch ist unklar, wer
für den Anschlag verantwortlich ist. "Es gibt viele Gruppen
in Ägypten, die ein Interesse an einer Unterbrechung der
umstrittenen Gaslieferungen nach Israel haben", sagte Delius.
Bereits im Juni 2010 hatten ägyptische Beduinen aus Protest
gegen die Missachtung ihrer Rechte einen Anschlag auf die
Pipeline verübt, der zwar nur wenig Schaden anrichtete. Die
Behörden antworteten jedoch mit einer Welle der Verfolgung
und ließen hunderte Beduinen verhaften.
Damals saßen bereits mehr als 3.000 Beduinen nach unfairen
Gerichtsverhandlungen willkürlich in Haft. Sie sind Opfer
einer Verhaftungswelle, die 2004 bis 2006 aufgrund von drei
Terroranschlägen auf das Nachbarland Israel
durchgeführt wurde. Den meisten Verhafteten wird keine
Verwicklung in terroristische Anschläge vorgeworfen.
Vielmehr werden sie pauschal der "Gefährdung der
Staatssicherheit" verdächtigt, weil sie zu öffentlichen
Protesten gegen die Polizeiwillkür und gegen die
Marginalisierung der Beduinen aufgerufen haben. Andere werden
beschuldigt, in den Schmuggel von Menschen und Gütern nach
Israel und in den Gaza-Streifen verwickelt zu sein.
"Sicherlich sind einzelne Beduinen am Schmuggel beteiligt, da vor
allem im Norden des Sinai mehr als 80 Prozent der Ureinwohner
arbeitslos sind", berichtete Delius. "Es ist aber
diskriminierend, eine gesamte Bevölkerungsgruppe unter
Generalverdacht zu stellen und als Verbrecher zu behandeln." Die
Beduinen fordern die Freilassung der Verhafteten, einen Stopp der
Polizeiwillkür und eine Bestrafung von Polizisten, die
systematisch ägyptisches Recht missachten. Außerdem
verlangen sie die Anerkennung ihrer Landrechte und mehr
wirtschaftliche Förderung des Sinai. Der Ausbau des
Tourismus hat nur wenigen Beduinen geholfen. Viele Ureinwohner
wurden durch neue Hotelbauten dauerhaft von ihrem Land
verdrängt. Die fast 600.000 Beduinen des Sinai leben
größtenteils noch immer als Nomaden und verteilen sich
auf zwölf Clans.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110126de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030219de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_(Halbinsel)