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Bozen, Göttingen, 3. Februar 2017
Migranten in Lybien. Foto: Magharebia via Flickr.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
Europas Flüchtlingspolitik gegenüber Afrika als
"kurzsichtig, ineffizient, überteuert und Verrat an den
eigenen Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und Demokratie" scharf
kritisiert. "Ignorieren und Wegschauen bei schweren
Menschenrechtsverletzungen löst keine Probleme. Wer mit
Folterstaaten wie dem Sudan, Libyen und Äthiopien
kooperiert, darf sich nicht wundern, dass die Zahl der
Flüchtlinge weiter zunimmt. Die EU muss endlich umdenken und
Fluchtursachen nachhaltig bekämpfen, damit nicht noch mehr
Menschen aus Afrika fliehen müssen", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
Die EU berät heute in Malta auf einem Gipfeltreffen
über ihre Politik zu Flüchtlingen und Migration aus
Afrika.
Vierzehn Monate nach dem EU-Sondergipfel auf Malta mit vielen
Staaten Afrikas (11./12.11.2015) zog die
Menschenrechtsorganisation eine kritische Bilanz: "Seit dem
Abschluss der Flüchtlingsdeals in Malta schauen Europas
Regierungen bei schweren Menschenrechtsverletzungen ihrer
Vertragspartner noch konsequenter weg. In Sonntagsreden wird der
Kampf gegen Fluchtursachen beschworen, doch Willkür, Folter,
Massenverhaftungen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
Straflosigkeit in den afrikanischen Partnerstaaten werden in der
Alltagspolitik der EU kaum berücksichtigt", sagte
Delius.
So strebt die EU jetzt nach einem Flüchtlingsdeal mit
Libyen, obwohl in dem Land Flüchtlinge und Migranten
Rechtlosigkeit und Willkür ausgesetzt sind. Tausende
Flüchtlinge werden unter katastrophalen Bedingungen von
bewaffneten Gruppen in Privatgefängnissen festgehalten, oft
gefoltert oder willkürlich erschossen. "Wer mit einem Staat,
in dem es drei Regierungen und mehr als eintausend bewaffnete
Gruppen gibt, einen Flüchtlingsdeal abschließen will,
inszeniert eine Farce. Denn keiner der möglichen
Vertragspartner kann glaubhaft machen, staatliche Autorität
auszuüben und Grundprinzipien der EU zu respektieren",
kritisierte Delius.
Die schon bestehende Kooperation mit dem Sudan und Äthiopien
bezeichnete die GfbV als "Schlag ins Gesicht für alle, die
sich dort für Menschenrechte einsetzen". So ließ der
Sudan seit Januar 2016 von den Rapid Support Forces (RSF) 1.564
Flüchtlinge aufgreifen, um sie an einer Flucht nach Europa
zu hindern. Im Januar 2017 wurde diese wegen ihrer Verbrechen in
Darfur und den Nuba-Bergen berüchtigte Mörderbande in
die sudanesische Armee integriert, zuvor unterstand die RSF dem
sudanesischen Geheimdienst. Sudans Regierung erfreut sich
aufgrund des Flüchtlingsdeals trotz schwerster
Menschenrechtsverbrechen großer Unterstützung durch
die EU. Auch in Äthiopien profitiert die Regierung trotz
massiver Menschenrechtsverletzungen an Oromo und Amhara von
Europas Stillhalten. Nach den massiven Protesten von Oromo im
Jahr 2016 ging die EU schnell wieder zur Tagesordnung über
und setzte ihre Kooperation fort.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161215de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161201de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161004de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160201de.html |
www.gfbv.it/3dossier/africa/oromo-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Oromia