In: Home > News > Die Angst von Putin vor Gendern? Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair verteidigt den russischen Neo-Imperialismus
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Bozen, 1. März 2022
Kundgebung in Bozen zugunsten der Ukraine, 26. Februar 2022. Foto: GfbV.
Ulli Mair äußerst ihre Ansichten nicht hinter
vorgehaltener Hand. Das Interview in der Neuen Südtiroler
Tageszeitung ist ein Beispiel dafür. Sie wirft dem Westen,
stellvertretend dafür die USA und Deutschland, vor, auf ein
Gesellschaftsmodell zu setzen, das nicht überall wohlwollend
aufgenommen werden. Mair stößt sich am bunten
Regenbogen-Deutschland, am offenen Auftreten von Schwulen,
Lesben, an Menschen, die in kein gesellschaftliches Korsett
passen. Das stört Ulli Mair, genauso die neonazistische AFD
und auch den starken Mann im Kreml, der seine rücksichtslose
Polizei immer wieder prügeln lässt,
Anti-Kriegsdemonstranten genauso wie Vertreter indigener
Völker aus Sibirien, Schwulen. Das freie Leben im Westen, um
Ulli Mair zu interpretieren, provoziert also Putin?
Geschenkt die Analyse von Mair, dass die Linke in Deutschland den
Staat heruntergewirtschaftet hat (wer regierte die vergangenen 16
Jahre) und dass die Volksparteien Befehlsempfänger
Washingtons sind. Und die Befehle gibt wahrscheinlich die
Ostküste, Rechte meinen damit das amerikanische
Judentum.
Ulli Mair stellt arrogant fest, wie ihr Idol Putin, dass die
Ukraine kein nationaler Staat ist. Sondern? Sie kritisiert, dass
in der Ukraine nicht alle Menschen gleich denken. Aha. Will Ulli
Mair einen Führerstaat, in dem alle Menschen gleich denken
müssen? Denken in Südtirol alle gleich?
Die freiheitliche Landtagsabgeordnete verdrängt in ihrer
Pro-Putin-Betrachtung, dass die Sowjetunion über Jahrzehnte
hinweg die ukrainische Sprache verboten hatte. Sie vergisst auch,
dass die russische Sowjetunion für den Hungerholocaust in
den 1930er Jahren verantwortlich ist. Für einen Genozid.
Mehr als drei Millionen Ukrainer fielen dieser politisch
gewollten Hungerkatastrophe zum Opfer. Weitere sieben Millionen
Menschen starben im Krieg der Nazis, "bloodlands", bezeichnete
der Historiker Snyder die Ukraine. Zweifelsohne ist das
ukrainische Sprachengesetz ein Verstoß gegen die Menschen-
und Minderheitenrechte. Aber eine nachvollziehbare Reaktion auf
die 70er-jährige russische Kolonialisierung des Landes.
Klar, aber nicht nur strategisch falsch.
Mair schreibt am russischen Märchen der illegalen
Nato-Ost-Erweiterung weiter. Da ist nichts illegales, Akteure von
damals dementieren dieses Putin-"Narrativ". Es sind
unabhängige Staaten, die nach dem Nazi-Krieg und der
stalinistischen Herrschaft, die um Aufnahme in die Nato gebeten
haben. "Man sagt immer, dass Russland der Wiedervereinigung
Deutschland zugestimmt hat, weil die NATO das Versprechen
abgegeben habe, sich nicht weiter nach Osten auszudehnen,"
zitiert Ulli Mair "man".
Ulli Mair sagt im Interview, sie lehnt Angriffskriege ab. Ein
billiges Lippenbekenntnis. Sie macht "die Amerikaner" für
eine ganze Serie von Kriegen verantwortlich, zitiert dabei
Tschetschenien und Syrien. Zwei Länder, die Putin
plattbombardieren ließ und lässt. In Tschetschenien
installierte der Mair-Freund ein brutales Killerregime, in Syrien
stützt Putin den Diktator Assad.
Ulli Mair ist die dienstälteste Landtagsabgeordnete und
findet als Bürgerin vieles, was derzeit geschieht, nicht
transparent. Weil die westliche Diplomatie zu wünschen
übrig lässt, weil der Westen den Bösen ausfindet
gemacht hat, weil die Medien "uns" berieseln, weil die Wahrheit
unter die Räder kommt, weil Südtirols Landwirtschaft
draufzahlen wird. So ähnlich formuliert es der ungarische
Ministerpräsident Orban, so argumentierten auf einem Treffen
rechtsradikale Parteien West-Europas. Der russische
Präsident sponserte gezielt in den letzten Jahren die
europäische Rechte, tanzte mit der ehemaligen
österreichischen Außenministerin Karin Kneissl
(FPÖ nah), das war ein symbolträchtiges Bild. Kneissl
ist heute Aufsichtsratsmitglied des russischen Konzerns Rosneft
und Gastautorin des Kreml-Propaganda-Senders Russia Today.
Ulli Mair verliert kein Wort über die Opfer des russischen
Aggressionskrieges in der Ukraine. Da liegt sie wieder gleichauf
mit den AfD-Politikern Weidel und Chrupalla, auch mit Donald
Trump und anderen rechten westlichen Politikern, die neidisch
nach Russland schielen.
Wie kommt Ulli Mair dazu, der Ukraine den Nato-Beitritt zu
verwehren? Sie spricht der Ukraine ihre Souveränität
ab. Wer ist Ulli Mair? Abgesehen davon, dass es dazu ja nicht
mehr kommt. Putin wird aus der souveränen Ukraine einen
Vorhof bauen, eine russische Kolonie.
Der Versuch einer Erklärung, wer Ulli Mair ist. Im fernen
2002, vor 20 Jahren, polemisierte Mair gegen die
Spenden-Initiative jüdischer Gedenkstein auf dem Bozner
Friedhof in Oberau. Mair wetterte damals gegen diese Initiative
und wandte sich gegen BürgerInnern, die privates Geld
für den Gedenkstein spenden wollten. Das ist Ulli Mair,
derzeit als Pressesprecherin von Wladimir Putin tätig.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220301de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220225de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220224de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211125de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Ukraine