Von Tilman Zülch
Bozen, Göttingen, 10. September 2003
Leitlinie der Menschenrechtsarbeit der GfbV:
das Überleben von Menschen. Und zwar nicht nur das
Überleben von Henkern, Mördern und Vergewaltigern.
Wenn, wie in Bosnien, 250 000 zivile Häftlinge in Lagern
vegetierten, galt es diese zu retten, damit sie nicht ermordet
wurden. Mehrere 10 000 haben dieses Schicksal ganz nah an den
deutschen Städten, Wien und München, erdulden
müssen. Sie sind nicht mehr am Leben. In einer solchen
Situation ist es völlig irrelevant, ob irgendeine Regierung
des Westens 5 oder 10 Jahre vorher nicht gehandelt hat und
deshalb diese Lage entstand.
Für die Opfer ist auch nicht wichtig, ob die Motive von
Rettern, wenn sie denn aktiv werden, ehrenwert sind. Die
Motivation von Briten und Amerikanern im 2. Weltkrieg war wohl
kaum die Rettung der Juden, sondern der Generalangriff auf das
existierende Staatensystem und damit die Sicherheit bzw. die
Großmachtstellung der angelsächsischen Länder.
Wie wenig Appelle an deren Politiker wirkten, wissen wir von
zahlreichen jüdischen Überlebenden unter anderem von
unserem Vorbild Viktor Gollancz, nach dem der
GfbV-Menschenrechtspreis benannt ist.
Als im heutigen Bangladesch, im ehemaligen Ost- Pakistan, 2
Millionen Menschen ermordet worden waren, 25 Millionen
Flüchtlinge oder Vertriebene im In- und Ausland
dahinvegetierten und eine Hungersnot viele Menschen vernichtet
hatte, befreite die indische Armee Ostbengalen. Die indische
Motivation war sicherlich die Zerschlagung Pakistans (1971). Wir
haben uns damals auch humanitär engagiert, diese
Intervention aus vollem Herzen begrüßt, auch wenn
vorher China die USA und West- Deutschland Pakistan
unterstützt und an der Krise insofern Mitschuld
hatten.
Als der steinzeitkommunistische Präsident Kambodschas Pol
Pot Völkermord an 2 Millionen seiner Untertanen
verübte, beendete die Intervention der Armee der
kommunistischen Vietnams den Genozid. Sicher wollte Vietnam
Kambodscha dominieren, aber trotz vieler Verbrechens des
vietnamesischen Regimes hat es die totale Ausrottung der
Bevölkerung des Nachbarlandes nicht als sozialistisch
angesehen. Also gab es auch eine humanitäre
Erwägung.
Niemand wird die Linke daran hindern, rechtzeitig
konfliktvorbeugend zu handeln. Ich habe aber erlebt, dass
große Teile der deutschen Linken entweder in
Kaffeehäusern politisierten und, wenn der Stein in den
Brunnen gefallen war, dann denen, die er traf, also den Bosniern,
Kosovo- Albanern und irakischen Kurden, die Hilfe
versagten.
Ein großer Teil der deutschen Linken, Grünen und
Spätpazifisten unter der Führung con C. Ströbele
hat 15 oder 25 Millionen DM für die
marxistisch-leninistische Befreiungsbewegung Salvadors gesammelt,
um diese so zu bewaffnen, dass der Bürgerkrieg lang und
endlos dauerte. Die Zahl der Opfer dieser grünen
TAZ-Initiative kann ich nicht mehr benennen.
Als die USA Nicaragua militärisch bedrohten, gab es eine
gewaltige Solidaritätsbewegung. Als Nicaraguas
sandinistische Regierung die Miskito-Indianer mit Aggressionen,
einzelnen Massakern und Massenvertreibung überzog, schwieg
die Linke. Als die GfbV diese Verbrechen veröffentlichte,
ernteten wir harte Vorwürfe. Als die bosnischen Muslime um
ihr Leben rannten, als erstmals seit dem 2. Weltkrieg wieder eine
nichtchristliche Minderheit verfolgt und vernichtet wurde, als in
Bosnien Städte wie Sarajewo vier Jahre lang täglich
bombardiert wurden, wandten sich die meisten Linken gegen eine
Intervention und sprachen sich für ein Waffenembargo aus.
Europas zweitgrößte Armee konnte darüber lachen.
Das Embargo traf die Ghettobewohner.
Als Saddam Hussein und AI-Bakr gemeinsam mit dem iranischen Schah
dank einer bösartigen Aktion Kissingers die kurdische
Bewegung im Irak unter Mustafa Barzani zerschlug und zehntausende
Kurden starben, begrüßte die DKP-nahe, damals
dominierende Linke, die Niederlage der "reaktionären" Kurden
(1975).
Als Bush Senior nach dem ersten Golfkrieg Saddam Hussein rettete
und den Kurden und Schiiten nicht zu Hilfe eilte, nachdem er sie
zum Aufstand ermuntert hatte, und als Hunderttausende starben,
handelte die damals Millionen zählende Friedensbewegung wie
der US-Präsident. Mehrere Hunderttausend Schiiten
verschwanden.
Zehntausende unter den 2 Millionen kurdischen Flüchtlingen
aus dem Irak starben, aber die Friedensbewegung in ihrer
großen Mehrheit stellte die Demonstrationen ein. Der Henker
von Bagdad war tabu. Die fortschrittlichen Lehrer gingen mit
ihren Schulklassen wieder in den Unterricht, die progressiven
Priester bliesen ihre Protestkerzen aus.
Man könnte das in unendlicher Folge fortsetzen, genauso wie
die Waffenlieferungen, die Unterstützung der Diktaturen und
Kriegsverbrechern durch die Mehrheit der Konservativen. Wer die
Position auf keinem Auge blind nicht durchhält, wer sich von
einseitigen Linken die Linie vorgeben lässt, der hat es in
der GfbV dann mit einer schwierigen Situation zu tun.
Für mich gilt politische Moral, Humanität, und das
Überleben der Opfer als Leitlinie; nicht die Frage, ob
andere mein Handeln jeweils als links oder rechts einordnen. Im
übrigen sind beide Positionen, wenn sie nicht links- oder
rechtsradikal bedeuten, legitim.
Die Rechte muss mit vielen Verbrechen des Kolonialismus, des
Imperialismus und des Faschismus leben und Wiederholungen
vermeiden. Die Linke ist mit dem Berg der 100 Millionen Opfer des
Kommunismus konfrontiert.
Es gibt aber trotz alledem unzählige konsequente und
politisch kluge Linke, für die jeder Genozid Genozid ist,
wie der Vorsitzende der Grünen Fraktion im Europaparlament
Daniel Cohn-Bendit oder Marek Edelmann, letzter Überlebender
des jüdischen Warschauer Ghetto-Aufstandes.
Das Vermächtnis der Opfer von gestern
Einsatz für die Opfer von heute - Völkermord 40 Jahre
nach Auschwitz Vergangenheitsbewältigung heißt
Verantwortung heute Gedenkfeier der GfbV in Hamburg am 28/29.
Juni 1985
Nach Berechnungen des us-amerikanischen Friedensforschers Kende
vom Brooking-lnstitut in Washington wurden zwischen 1945 und 1980
in 127 Kriegen und Konflikten mindestens 32 Millionen Menschen
getötet. Die Zahl der Getöteten, ganz überwiegend
Zivilisten Opfer von Völkermord, Massenmord und
Kriegsverbrechen, scheint eher auf zurückhaltenden
vorsichtigen Schätzungen zu beruhen.
In der ersten Hälfte der achtziger Jahre hat sich die Reihe
der Kriege, Bürgerkriege und Völkermorde fortgesetzt.
In Afghanistan wird die Zahl der Opfer der sowjetischen
Okkupation inzwischen mehrere Hunderttausend - überwiegend
Zivilisten - erreicht haben, in Osttimor wurde seit 1975 etwa ein
Drittel der 750.000 Einwohner von der indonesischen Armee mit
Förderung und Duldung der Staaten des Westens - unter ihnen
die Bundesrepublik - vernichtet. Der irakisch-iranische Konflikt
hat sich über die Jahre hinweg zu einem grauenhaften
Stellungskrieg nach dem Muster von Verdun entwickelt.
UN-Konvention gegen Genozid
Unter dem Eindruck des größten systematischen
Völkermordes des 20. Jahrhunderts, der Ausrottung der
europäischen Juden durch das nationalsozialistische
"Groß-Deutschland", wurde 1948 die Konvention der Vereinten
Nationen gegen Völkermord endgültig verabschiedet. Die
UNO honorierte somit auch den beispielhaften "Ein-Mann-Kreuzzug"
des amerikanischen Journalisten Richard Lemkin, der sich bereits
1933 für eine derartige internationale Konvention gegen
Massenmord eingesetzt hatte. Den Begriff Genozid
(Völkermord) schuf er jedoch erst 1944 unter dem Eindruck
der nationalsozialistischen Verbrechen (nach dem altgriechischen
Wort Genos = Geschlecht, Stamm und dem lateinischen caedere =
töten).
Vierzig Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft müssen wir
heute feststellen, daß die Absicht mindestens eines Teiles
der internationalen Staatengemeinschaft, mit der UN-Konvention
gegen Völkermord von 1948 für die Zukunft Konsequenzen
aus den Massenmorden des Dritten Reiches zu ziehen, gescheitert
ist. Man hat weder Völker- und Massenmorde verhindern
können oder wollen, noch die für derartige Verbrechen
Verantwortlichen vor Gericht stellen können.
Auch sind die Regierungen der Mitgliedsstaaten der Vereinten
Nationen nicht willens, Institutionen zu schaffen, die in
"interne Angelegenheiten souveräner Staaten" (wie Kriegs-
und Völkermordverbrechen von verantwortlichen Regierungen in
der Regel bezeichnet werden) einzugreifen, berechtigt sind.
Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal
Das vergessene Vorbild
Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die weltweit nicht
nur als Rechtsprechung der Siegermächte über ein extrem
verbrecherisches System verstanden, sondern zunächst auch
als Wegweiser betrachtet wurden, in der Zukunft Angriffskriege,
Völkermord, Sklavenarbeit und Massendeportationen als
Verbrechen zu verurteilen und zu bekämpfen, hätten als
Modell der Bestrafung zukünftiger Verbrechen gegen die
Menschlichkeit dienen müssen, auch wenn in Nürnberg
nach Gesetzen geurteilt wurde, die zum Teil erst
nachträglich und zu diesem Zweck geschaffen worden waren
(Verurteilung des Angriffskrieges) und die Urteile von
Militärtribunalen gefällt wurden.
Die ersten Verhandlungen über die Einrichtung eines
Kriegsverbrechertribunals wurden von den vier Siegermächten
bei der Konferenz von San Francisco geführt, auf deren
Schlusssitzung 50 Staaten die Verfassungsurkunde der Vereinten
Nationen unterzeichneten. Die Gründung der Vereinten
Nationen und die Bildung des Nürnberger
Militärgerichtshofes sollten zwei gleichgerichteten Zielen
dienen: der Erreichung einer zukünftig friedlichen
Lösung internationaler Streitfragen und der Förderung
humanitärer Staatspolitik.
Leider hatten die Nürnberger Prozesse genausowenig
Konsequenzen wie die UN-Genozid-Konvention. "Irgendwie haben wir
es versäumt, die Lektionen, die wir in Nürnberg gelehrt
haben, selber zu lernen. Das ist heute Amerikas Tragödie",
schrieb der ehemalige Chefankläger der Vereinigten Staaten
bei den Nürnberger Prozessen, Telford Taylor, 1970 in seinem
Buch "Nürnberg und Vietnam" entsetzt über die
Kriegsverbrechen der amerikanischen Armee.
Taylors Feststellung kann ohne weiteres für alle jene
Regierungen verallgemeinert werden, die seither an
Kriegsverbrechen und Massenmorden beteiligt waren oder noch
beteiligt sind, und sie müsste auch für Regierungen
gelten, die verbrecherischen Regimes in der Dritten Welt mit
Waffenlieferungen, Wirtschaftshilfe oder politischer
Unterstützung den Rücken freihalten.
Stalin torpedierte Genozid-Konvention
Allerdings muss bezweifelt werden, ob die Alliierten 1945/46
über den Konsens hinaus, die nationalsozialistischen
Kriegsverbrecher zu bestrafen, überhaupt die Bestrafung
künftiger Kriegsverbrechen im Sinn hatten, denn dazu
hätte auch der Wille gehören müssen, im eigenen
Herrschaftsbereich keine schweren Menschenrechtsverletzungen mehr
zuzulassen.
Ein Viertel der Nürnberger Richter stellte das Regime
Stalins, das seit Beginn der dreißiger Jahre bis 1953, auch
durch die Kriegsjahre ununterbrochen, mit der Vernichtung von
mehreren zehn Millionen eigenen Bürgern befasst war, die
wegen ihrer Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen, politischen
Organisationen oder ethnischen Gemeinschaften vernichtet
wurden.
Insofern erscheint es logisch, dass die Regierung der UdSSR
zwischen 1946 und 1948 im Vorfeld der Verhandlungen um die
UN-Anti-Genozid-Konvention erfolgreich durchsetzte, die physische
Eliminierung politischer und sozialer Gemeinschaften, den
sogenannten Sozialschichtenmord, nicht in den Text der Konvention
aufzunehmen, worauf andere Regierungen bestanden hatten.
"Die Verratenen von Jalta"
Die Auslieferung von über zwei Millionen sowjetischen
Bürgern nach Kriegsende sowie von zahlreichen zaristischen
Emigranten nichtsowjetischer Staatsbürgerschaft an die UdSSR
durch die britische Regierung, ließ sich ebenfalls nicht
mit einer neuen "humanitären Staatspolitik" vereinbaren,
zumal unzählige der Betroffenen, unter ihnen auch Frauen und
Kinder, entweder Selbstmord verübten, oder britischen
Bajonetten zum Opfer fielen, als sie sich gegen ihre Auslieferung
sträubten.
Der britische Historiker Nikolai Tolstoi, Großneffe des
großen russischen Dichters Leo Tolstoi, hat Mitte der
siebziger Jahre eine leidenschaftliche Diskussion in
Großbritannien ausgelöst, als er dieses verschwiegene
Kapitel britischer Geschichte mit seinem Werk "Die Verratenen von
Jalta - Englands Schuld vor der Geschichte" aufrollte.
Tolstoi wies nach, dass die britische Regierung trotz des auch
damals bekannten Charakters des stalinistischen Regimes diese
etwa zwei Millionen Menschen bewusst der Hinrichtung, der Folter
und dem Archipel Gulag auslieferte, in dem Hunderttausende von
ihnen zugrunde gingen.
Auch die im Potsdamer Abkommen von den Alliierten festgelegte
Vertreibung von etwa achtzehn Millionen Deutschen aus
Ostdeutschland, dem Sudetenland und den deutschen
Siedlungsgebieten Osteuropas, die zwei bis drei Millionen von
ihnen nicht überlebten, gehört ebenfalls zu den
Kapiteln menschlichen Leidens der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts.
Albert Schweitzer erklärte anlässlich seiner Rede zur
Verleihung des Friedensnobelpreises, dass man sich
"überhaupt gegen jedes menschliche Recht" verginge, "wenn
man Völkerschaften das Recht auf das Land, das sie bewohnen,
in der Art nimmt, dass man sie zwingt, sich anderswo
anzusiedeln." Die Siegermächte, so Schweitzer, seien der
ihnen gestellten Aufgabe einer gedeihlichen und
einigermaßen gerechten Neuordnung der Dinge nicht gerecht
geworden.
Robert Jungk sah Ende 1945 durch die Brutalität
gegenüber den Ostdeutschen den Geist des Widerstandes gegen
Hitler verraten, Golo Mann zitierte den britischen
"Economist":
"Die Sieger haben den Krieg gegen Hitler mit einem Frieden im
Stil Hitlers beendet".
Mild gegen Nazis - hart gegen die Ostdeutschen
Mit Argumenten der Rache und der Kollektivschuld werden
Vertreibung und Vertreibungsverbrechen in der Regel entschuldigt
oder beschönigt. Doch welchen Sinn sollten die streng nach
rechtsstaatlichen Prinzipien abgehaltenen Nürnberger
Prozesse eigentlich haben, wo man teilweise führende
Nationalsozialisten freisprach oder zu außerordentlich
milden Strafen verurteilte, wenn man gleichzeitig Millionen
unschuldiger Ostdeutscher - unter ihnen Tausende von
Hitlergegnern - durch die verordnete Vertreibung zum Tode
verurteilte?
"Wieviel glaubwürdiger wäre der Sieg in diesem Sinne zu
feiern als Sieg der Moral und Humanität gegen den Okkupanten
von außen und innen. Es wäre ein Sieg gewesen gegen
die Unmenschlichkeit und ein Beispiel, wie Unmenschlichkeit in
diesem Ausmaß misslingen muß" (Hans-Jürgen
Syberberg).
Revanche und Kolonialkrieg
Im während der nazideutschen Besetzung zutiefst gespaltenen
Frankreich - gespalten zwischen den Anhängern der
Kollaboration unter Petain und dem Widerstand im Lande und im
Exil - kam es nach der Befreiung zu ungezählten Morden an
angeblichen und wirklichen Kollaborateuren, nicht selten begangen
von Tätern, die der Resistance keineswegs nahestanden und
deren antifaschistischer Kampfgeist sich erst nach der Niederlage
des Faschismus entwickelt hatte. Die Gesamtzahl der ermordeten
Opfer wurde aus verständlichen Gründen zwar nie
festgestellt, 150.000 aber als realistische Schätzung
betrachtet.
Nach Kriegsende stand das neue Frankreich vor dem Problem, seine
Autorität in den überseeischen Kolonien
wiederherstellen zu müssen. Es verwundert nicht, dass man
mit der farbigen Welt nicht sanfter umsprang als mit den eigenen
Landsleuten. Demonstrationen im algerischen Setif führten im
Mai 1948 zu blindwütigem Zurückschlagen der
französischen Armee, eine Regierungskommission unter General
Tubert ermittelt 15.000 Tote, genauere Erhebungen ergeben
später 45.000 Opfer.
In Madagaskar wird ein Aufstand gegen die von der
französischen Kolonialmacht praktizierte Zwangsarbeit mit
drakonischen Mitteln niedergeschlagen. Gert von Paczensky
schreibt:
"Ein General erklärt drei französischen
Parlamentariern, die vom Parlament der 'Französischen Union'
auf eine Erkundungsreise nach Madagaskar geschickt worden sind,
der Vergeltung der Franzosen seien 89.000 Menschen zum Opfer
gefallen. Man geht nicht fehl, wenn man die Zahl der Madegassen,
die dem französischen 'Gegenterror' zum Opfer gefallen sind,
auf mindestens 100.000 veranschlagt."
In Vietnam fordert die französische Bombardierung Hanois -
wo Ho Tschi Minh die Unabhängigkeit des Landes erklärt
hatte, Zehntausende von Todesopfern.
"Ich kam schließlich nicht nach Indochina, um Indochina den
Indochinesen zurückzugeben," erklärte General Jean
Ledere im September 1945 den von Frankreich begonnenen
Kolonialkrieg, der, von den Amerikanern fortgesetzt, bis 1975
andauerte.
1945 - ein halber Aufbruch
Diese von den alliierten Mächten tolerierten oder zu
verantwortenden Menschenrechtsverletzungen forderten in den
ersten Nachkriegsjahren in Europa und in Übersee noch einmal
Millionen Menschenleben. Schon vor Kriegsende waren in Dresden,
Hiroshima und Nagasaki Methoden der Kriegsführung angewandt
worden, bei denen nur noch Barbarei gegenüber der
Zivilbevölkerung, keine befreiende Absicht mehr zu erkennen
war.
Die Anti-Hitler-Koalition war als Defensiv-Bündnis gegen
Hitlers extrem-imperialistischen, rassistischen Raub- und
Ausrottungskrieg zustandegekommen. Nach dem Sieg über die
Nazis sollte trotz Nürnberg und Gründung der Vereinten
Nationen kein neues Zeitalter der Verwirklichung der
Menschenrechte eingeläutet werden.
Dennoch trug das Entsetzen über die nationalsozialistischen
Vernichtungslager, über den ersten perfekten
industriell-technischen Völkermord, in der
Öffentlichkeit vieler Länder zur Entstehung eines neuen
politischen Bewusstseins und einer internationalen
Solidarität vor allem für Menschen und Volksgruppen
bei, die wegen ihrer ethnischen, rassischen und religiösen
Zugehörigkeit verfolgt wurden und werden.
Auch wenn Parallelen zu den Verbrechen des Nationalsozialismus
von allen Regimes, die genozidartige Akte begehen, und deren
jeweiligen Alliierten regelmäßig zurückgewiesen
werden, auch wenn manche überlebende Opfer von Auschwitz
oder Bergen-Belsen davor warnen, andere Massenmorde oder Genozide
mit dem Holocaust oder anderen Naziverbrechen zu vergleichen,
könnten Menschenrechtler zu Recht immer wieder darauf
verweisen, dass auch im Dritten Reich dem Völkermord
Inhaftierungen, Folterungen und Pogrome vorausgingen, gegen die
aus den demokratischen Staaten des Westens kaum Proteste zu
hören waren, und dass die Verfolgung von Juden und Sinti
zwischen 1933 und 1939 international vorwiegend als innere
Angelegenheit Deutschlands abgetan wurde.
Aufschrei gegen Krieg - Russell-Tribunal
Protestbewegungen vornehmlich von Studenten und Intellektuellen
in den westlichen Ländern begleiteten die vergeblichen
Versuche verschiedener Kolonialmächte in den 50, 60er und
70er Jahren in Algerien, Angola, Mozambique oder Vietnam die
Entkolonisierung auch um den Preis von Massenmorden an der
einheimischen Bevölkerung aufzuhalten. Die Kundgebungen und
Demonstrationen für Vietnam und Algerien haben den
amerikanischen bzw. französischen Rückzug zumindest
beschleunigt.
Internationale Institutionen wie das Russell-Tribunal oder das
Tribunal der Völker haben sich auf die Tradition der
Nürnberger Prozesse und auf das Versagen der Vereinten
Nationen berufen, wenn sie Verbrechen des Völkermordes in
Vietnam, an den Indianern oder den Armeniern, in Osttimor,
Eritrea oder Afghanistan untersuchten und verurteilten.
Entkolonialisierung statt Befreiung
Die nahezu abgeschlossene Entkolonisierung hat aber die
Hoffnungen derjenigen enttäuscht, die mit der
Unabhängigkeit der afro-asiatischen Staaten einen
Rückgang der kriegerischen Konflikte erwarteten. Mit dem
Biafra-Krieg erreichte erstmals ein Nationalitätenkonflikt
innerhalb eines jungen Nationalstaates der Dritten Welt weltweite
Dimensionen, dank der Intervention europäischer Staaten,
denen der Völkermord an 2 Millionen Ibos kein zu hoher Preis
für die Durchsetzung der Einheit Nigerias im Interesse
britischer Erdölkonzerne und sowjetischer Geopolitik
war.
Dem klassischen Fall eines "internen Völkermordes" folgten
die Genozide im Südsudan, in Bangladesh und Burundi und die
Morde an den Kurden des Irak und an vielen anderen Völkern.
Auch der britische Publizist Auberon Waugh, Sohn des britischen
Romancier Evelyn Waugh, erinnerte 1969 an nationalsozialistische
Verbrechen, die damals erst 25 Jahre zurücklagen und
erklärte, dass die Briten von Biafra ebenso wenig wie alle
Deutschen von der Nazizeit einfach behaupten dürften, von
den Verbrechen ihrer Regierungen nichts gewußt zu
haben.
Die Weltpresse verglich den Hungerkessel Biafra, umzingelt von
mit britischen Waffen ausgerüsteten nigerianischen Truppen,
immer wieder mit nationalsozialistischen Vernichtungslagern. Als
in Biafra täglich 10.000 Kinder Hungers starben, fühlte
sich der amerikanisch-jüdische Schriftsteller Elie Wiesel,
ein Überlebender des Holocaust, an jene Kinder erinnert,
deren Ende er hatte miterleben müssen.
Deutsche Mit-Täter
An den Kriegsverbrechen im Zuge der Entkolonisierung, an den
Vernichtungen von Minderheitennationalitäten der Dritten
Welt konnten deutsche Regierungen (in West und Ost) nicht mehr
direkt teilnehmen; die deutschen Kolonien waren bekanntlich
bereits nach dem 1. Weltkrieg verloren gegangen. (Es dauerte
allerdings bis in die 70er Jahre, dass z.B. der Wilhelminische
Völkermord an den Hereros und Namas in Südwestafrika
dokumentiert und publiziert wurde).
Aber mit der Rehabilitierung der Deutschen durch den Westen, der
Integration in das Bündnis-System der NATO, die
antikommunistische Frontstellung wurden westdeutsche Regierungen
schon bald zu Anwälten der Kolonialpolitik ihrer neuen
Verbündeten.
Weder die Gräuel in Algerien, noch in Vietnam oder
Mozambique stellten westdeutsche Bündnistreue in Frage. Die
deutsche Solidaritätsbewegung für das algerische Volk,
die mit einer beispielhaften Aktion die Fahnenflucht deutscher
Fremdenlegionäre initiierte, wurde mit Duldung der Regierung
Adenauer auf dem Boden der Bundesrepublik von französischen
Geheimdiensten verfolgt.
Portugal durfte offen deutsche Waffen in seinen Kolonien
einsetzen - zu SPD- wie zu CDU-Zeiten. Das persische Schah-Regime
setzte Schlägertrupps in Westberlin gegen protestierende
deutsche Studenten ein, Schlüsselerlebnis für den
Berliner Bürgermeister Heinrich Albertz, die Fronten zu
wechseln.
Während des Biafra-Krieges rief die Regierung
Brandt-Kiesinger fortgesetzt zu Spenden von Milchpulver und
Stockfisch für die Ibo-Kinder auf, was sie einer erstmals
über einen Krieg in der Dritten Welt betroffenen und
emotionalisierten deutschen Öffentlichkeit bis zum
Kriegsende allerdings vorenthalten hatte: die einzige
Munitionsfabrik Nigerias in Kaduna - eingerichtet von der Firma
Fritz Werner im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe,
produzierte vom ersten bis zum letzten Kriegstage fast drei Jahre
lang für die nigerianische Armee. Die Regierung
Brandt-Kiesinger hatte die 20 bundesdeutschen Experten, die den
Produktionsbetrieb aufrechterhielten, nie abgezogen.
Schließlich ist es zur Gewohnheit geworden, dass das
Auswärtige Amt Freundschaft mit nahezu allen Regimes pflegt,
die Minderheiten verfolgen oder ausrotten, von Tibet bis Timor,
von (West) Papua bis Paraguay (Ache-lndianer), als hätten
derartige Verfolgungen nicht stattgefunden. Die stets
beschwichtigenden Auskünfte sind durch den
Koalitionswechsel, von sozial-liberal zu christlich-liberal,
unverändert geblieben.
Das Bemühen um die jeweiligen Dementis von
Menschenrechtsverletzungen deutet jedoch wenigstens darauf hin,
dass ein Unrechtsbewusstsein existiert - dass man sich
gelegentlich, vielleicht im offiziellen Bonn auch außerhalb
entsprechender Gedenktage, der Zeiten erinnert, in denen in
Deutschland Minderheiten systematisch vernichtet wurden.
Gedenken in Bitburg - Reagan für Handelskrieg gegen
Nicaragua
Erst in diesem Zusammenhang wird deutlich welche Perversionen des
Gedenkens an die Opfer von Bergen-Belsen, welcher erneute
Missbrauch aber auch mit den Millionen von den Nazis verheizten
deutschen Soldaten, unter ihnen die unzähligen (auch in
Bitburg begrabenen) Jugendlichen es bedeutet, wenn ein
Präsident der Vereinigten Staaten, gemeinsam mit
Bundeskanzler Helmuth Kohl, den 8. Mai 1945 benutzt, um zum
Handelskrieg gegen Nicaragua und zur Vorbereitung eines
möglichen Krieges der Sterne aufzurufen.
Während beide Häuser des US-Parlaments über den
Besuch des Soldatenfriedhofes der vor 40 Jahren Gefallenen ihr
Entsetzen ausdrücken, finden Kritiker dieser Eskalation
gegen Mittelamerika im US-Parlament keine Mehrheit, obwohl die
mit amerikanischer Hilfe in Guatemala abgeschlossenen
Massenliquidierungen (ein Genozid an indianischen Maya-Bauern)
erst drei Jahre zurückliegen. Im übrigen wird die
Mehrheit der Deutschen den überflüssigen Besuch in
Bitburg nicht als Ehrung der für Hitler gefallenen Soldaten
und dessen Ziele, sondern als Ausdruck der Trauer verstanden
haben, zumal die meisten der Zustimmenden sich ebenfalls mit der
Gedenkfeier in Bergen-Belsen identifizierten.
"Bewegung der Geschlagenen"
Der Schriftsteller Wolfgang Koeppen (und nicht nur er) hatte sich
nach 1945 für Deutschland eine Umkehr gewünscht, "eine
Bewegung der Geschlagenen, ein Glaube der Gewaltabsager, der
Reumütigen, der Fahnenlosen, der Übernationalen, der
brüderlichen Menschen schlechthin". Wir wissen heute, dass
nach Kriegsende nur wenig Umkehr im Sinne Koeppens stattgefunden
hat - oder etwa stattfinden konnte?
Unzählige Schüler sind in den fünfziger Jahren
aufgewachsen, die während ihrer Schulzeit niemals von
Verbrechen des Nationalsozialismus erfuhren. Elie Wiesel
geißelte dieses Verschweigen in seinem Essay: "Die
Massenvernichtung als literarische Inspiration":
"Erst hat der Feind die Juden getötet, dann ließ er
sie in Rauch und Asche aufgehen. So wurde jeder Jude zweimal
umgebracht. ... Heute versucht man, die Opfer ein drittes Mal zu
töten, indem man sie ihrer Vergangenheit beraubt. Daher
meine tiefste Überzeugung: Jeder, der sich nicht aktiv und
ständig mit der Erinnerung beschäftigt und andere
mahnt, ist ein Helfershelfer des Mordens."
Und gilt das nicht für alle Ermordeten, die biafranischen
Opfer der deutschen Munitionsfabrik in Kaduna, die Vietnamesen,
die Opfer der Vertreibung, die Toten des Archipel Gulag?
Von der Rechten wurden in den Nachkriegsjahren die Opfer des
Stalinismus und der Vertreibungen dokumentiert und immer wieder
zur Relativierung des Nationalsozialismus missbraucht.
NS-Blutrichter und führende Rasseideologen setzten - wie
z.B. Hans Globke als persönlicher Berater Adenauers - ihre
Arbeit in demokratischen Institutionen fort.
Materielle Wiedergutmachung und "Vergangenheitsbewältigung"
fand vor allem soweit statt, wie sie unter dem Druck von
außen und innen erbracht werden musste. Ausgespart blieben
die Schwächsten - Kommunisten, Homosexuelle, die farbigen
Kinder des Rheinlandes sowie die von allen wehrloseste Randgruppe
der "Zigeuner", der "Landfahrer", der "Menschen mit häufig
wechselndem Aufenthaltsort" (Computerklassifizierung für
Sinti und Roma im sozialdemokratisch regierten Nordrhein
Westfalen 1984/85).
Sinti und Roma
In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt
Um an dieser Stelle das absolut unbegreiflichste Ausbleiben von
"Vergangenheitsbewältigung" deutlich zu machen, sei eine
Begebenheit aus dem Beginn unserer Bürgerrechtsarbeit vom
Deutschen Evangelischen Kirchentag 1979 in Nürnberg
erwähnt.
Auf dem Kirchentag ist es seit Jahrzehnten gute Tradition, mit
Podiumsdiskussionen (auf Großveranstaltungen mit jeweils
Tausenden von Zuhörern) Themen der nationalsozialistischen
Herrschaft und der Judenverfolgungen im Rahmen der
christlich-jüdischen Verständigung zu behandeln.
Mitwirkende dieser Veranstaltungen sind Persönlichkeiten,
die sich in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus
ausgezeichnet haben.
Begleitet von Romani Rose, damals in der Bundesrepublik noch
unbekannter Vorsitzender des bis 1979 ebenso unbeachtet
gebliebenen Verbandes Deutscher Sinti, und zwei älteren
Sinti, Überlebenden der NS-Konzentrationslager, bat ich vor
ihrem Beginn die Sprecher der Veranstaltungen ("Christsein nach
Auschwitz" und "Arierparagraph") um einige Minuten Gehör
für Angehörige einer Volksgruppe, "die als zweite
Minderheit neben dem jüdischen Volk Opfer des Holocaust
geworden war, was selbst bei Kirchentagen tabuisiert würde
oder völlig unbekannt sei."
Nur um den Preis eines erbittert geführten Streits gelang es
schließlich, bei einer der Veranstaltungen einige Minuten
Redezeit für Romani Rose buchstäblich zu erzwingen. Das
Beispiel dieser überwiegend besonders kritischen
Persönlichkeiten, deren menschliche und politische
Integrität nicht in Frage steht, macht deutlich, dass
selbstverständlich erscheinende Konsequenzen aus der
Vergangenheit selbst dann ausbleiben können, wenn, wie in
diesem Falle, die in Auschwitz gequälten, überlebenden
Opfer eines Volkes, das nicht nur den Holocaust erleben musste,
sondern nach 1945 zum Teil von derselben Administration und
Polizei erwiesenermaßen weiterverfolgt wurde - auch im
Frühjahr 1979 - eine der wichtigsten Bühnen unseres
Landes betreten, wo die Schrecken des Dritten Reiches alle zwei
Jahre verhandelt werden, und wo von diesen Verbrechen gegen Sinti
und Roma bis dahin noch nie die Rede war.
Der Kirchentag hat seither jeweils eine Großveranstaltung
über das Schicksal der Sinti und Roma in sein Programm
aufgenommen, und gerade einige der Redner der genannten
Diskussionsforen sind inzwischen zu Fürsprechern der Sinti
geworden.
Politisch korrekter Rassismus?
Sinti-Vergangenheitsbewältigung Teil zwei!
Jahreskongreß der "Deutschen Gesellschaft für
Anthropologie und Human-Genetik". Auf diesem Kongress (1981)
hatte sich neben etwa 100 ausländischen Gästen auch
Prof. Sophie Erhardt, angesagt, frühere Mitarbeiterin der
Berliner Zigeunerzentrale des Dritten Reiches, welche die der
Vernichtung vorausgehende Totalerfassung aller Sinti und Roma
"Großdeutschlands" betrieben hatte.
Feierliche Eröffnung des Kongresses in der
Universitätsaula der Universität in Göttingen: Als
Redner sind vorgesehen der Vorsitzende der
Anthropologie-Gesellschaft, der jüdische
Oberbürgermeister Göttingens, der Rektor der
Universität. Zwar nicht vorgesehen, jedoch ungehindert,
halte ich zwischen zweien der drei eingeplanten Redner ein
zehnminütiges Referat über die Rolle der
rassenbiologisch orientierten Anthropologie im Dritten Reich.
Damals daran beteiligte Wissenschaftler sollten zumindest heute
nicht mehr reden dürfen. Mein Schlußsatz fällt
aus dem Rahmen des ansonsten wissenschaftlich gehaltenen
Referats: "Es ist an der Zeit, den Stall der deutschen
Anthropologie endlich einmal auszumisten!"
Betretenes Schweigen des kleineren, Applaus des
größten Teils der Anwesenden. Das Referat der
belasteten Professorin fiel aus, verschiedene der anwesenden
Professoren haben seitdem wegweisende Seminare zur
NS-Zigeunerpolitik abgehalten. Aber es hat 36 Jahre
gebraucht.
Erst die GfbV hat, in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden
der Sinti und Roma, den Tatbestand des Völkermords in der
deutschen und zum Teil in der internationalen Öffentlichkeit
bekannt gemacht. Die Vorherrschaft der bis 1979 dominierenden,
rassenbiologisch orientierten "Tziganologie" (Wissenschaft von
den Zigeunern), deren Hauptrepräsentant Hermann Arnold
offizieller Berater des Bundes-Familienministeriums (zu CDU- wie
SPD-Zeiten) und der Katholischen Kirche (90% der Sinti sind
katholisch) war, konnte gebrochen werden.
Diese Kampagne für Sinti und Roma setzte die
öffentliche Finanzierung von bisher sechs selbstverwalteten
sozialen Beratungszentren der Volksgruppe durch. In verschiedenen
Städten wurden seither Siedlungen für Sinti gebaut. Die
Übernahme der nationalsozialistischen, seit Jahrzehnten von
Polizei, Behörden und Wissenschaftlern missbrauchten
"Zigeunerakten" durch das Koblenzer Bundesarchiv konnte durch
verschiedene Aktionen endlich durchgesetzt werden.
Innerhalb von fünf Jahren wurde somit nachgeholt, was in
Deutschland 35 Jahre lang versäumt worden war, der zweiten,
von den Nazis zur Ausrottung bestimmten Volksgruppe wenigstens
ein wenig Recht zu verschaffen.
Einäugige Anti-Fa
"Ob die, die sterben, zur Linken gehören?"
Unverständlich bleibt das jahrelange Desinteresse der
Progressiven im Lande am Schicksal der Sinti und Roma im Dritten
Reich. Unter den Tausenden deutschsprachigen Publikationen
über den Nationalsozialismus gab es neben mehreren
apologetischen rassebiologisch orientierten "Werken" nur ein
einziges Büchlein einer Wiener Autorin über diesen
Genozid.
In den fünfziger und sechziger Jahren fand das Schicksal
einer "zwar nicht offen als Untermenschen bezeichneten, aber so
empfundenen und behandelten" Volksgruppe (Ernst Tugendhat), die
in ihrer großen Mehrheit an den Rand der Gesellschaft
gedrängt worden war, nachdem ihre überlebenden
Angehörigen nach der Rückkehr aus den KZ's sofort
Objekte neuer Repressionen geworden waren, auch kein Interesse
bei der linken "Vergangenheitsbewältigung".
Die vielen Anti-Faschismus-Gruppen brachten ebenfalls kaum
Interesse für eine vermeintlich soziale Randgruppe auf,
für die in der dogmatischen sozialistischen Theorie ohnehin
kein Platz vorgesehen war. In den realsozialistischen Staaten
werden die Sinti und Roma staatlich bis zur Verfolgung
reglementiert und diszipliniert, mit staatlicher Erziehung
Tausender geraubter Kinder (Ungarn); Unfruchtbarmachung von
Romafrauen, Zerstörung ganzer Siedlungen und
Zwangsumsiedlung (CSSR).
Zur Instrumentalisierung für eine antifaschistische
Ideologie ließen sich Sinti und Roma nicht gut benutzen.
Für den anti-imperialistischen Kampf der K-Gruppen war eine
derart winzige ethnische Minderheit uninteressant. Nicht nur das
Beispiel der Sinti und Roma lässt einiges an 'linker'
Vergangenheitsbewältigung der letzten Jahre und Jahrzehnte
fragwürdig erscheinen.
Der grüne Bundestagsabgeordnete Joschka Fischer,
profilierter Sprecher einer Partei, die politische Konsequenzen
in Menschenrechtsfragen zum Programm erhoben hat (und das auch
von Afghanistan bis Guatemala glaubwürdig vertritt),
skizzierte jüngst linke Einäugigkeit überzeugend
und schließt sich damit fast wörtlich der
langjährigen Kritik der GfbV an der Dritte Welt Arbeit der
Linken an:
"Der Antiimperialismus der Neuen Linken war niemals Ausdruck
einer selbstlosen Empörung über die Ungerechtigkeit in
der Welt, sondern war immer von höchst eigennützigen
Motiven her bestimmt. Erlittenes Unrecht, Ausbeutung und
Knechtung, ja nicht einmal Völkermord waren für sich
allein ein zureichender Grund, um die westdeutsche Linke für
den Kampf eines unterdrückten, fernen Volkes zu
mobilisieren.
Wen kümmerte in der Neuen Linken schon Biafra, wen die
Ausrottung der südamerikanischen Indianer oder gar der
jahrzehntelange Kampf der Kurden im Irak?
Wer fragte nach dem Schicksal der nichtrussischen Völker im
asiatischen Teil der Sowjetunion, wer nach den Vorgängen in
Tibet? Wohl kaum einer.
Statt dessen solidarisierte man sich eher mit jenen
antiimperialistischen Kämpfen, wo man selbst etwas davon
hatte. Und "Haben" hieß hier immer, dass der jeweilige
antiimperialistische Kampf in "unser linkes Weltbild passen
musste."
Fischer findet allerdings bedauerlicherweise diese Position erst
dann erschreckend, wenn der antiimperialistische Egoismus der
"Neuen Linken" in der Verkleidung der "uneigennützigen
weltbefreienden Moral auftritt".
Bernard Kouchner, späterer Gründer der
Ärzteorganisationen "Medecins sans frontiere" und "Medecins
du Monde", hatte aber bereits 1970 bei Biafra auf die tragischen
Konsequenzen einer linken Politik für die Opfer am
Völkermord hingewiesen, die "das Massaker der neueren
Geschichte nach dem an den Juden zugelassen hat", die ihre Augen
bei der Ausrottung der Kurden, der Südsudanesen, der
Indianer am Mato Grosso zugedrückt hat und die ihr
Engagement daran orientiert, "ob die, die sterben, zur Linken
gehören, oder nicht".
"Linke" Solidarisierung mit den Untaten
Spätestens hier muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht
bereits erneut eine links-dogmatische "Vergangenheit" der
Solidarisierung mit den Untaten der 'progressiven' Diktaturen
Sekou Teures und Pol Pots, Idi Amins und Ghaddafis, Saddam
Husseins und Numeiris (bis zum Ende dessen pro-kommunistischer
Phase) gibt, die zu bewältigen ist, und welche moralische
Autorität der ständig erhobene Zeigefinger
gegenüber nationalsozialistischen Vergangenheiten der
Väter- und Großvätergenerationen eigentlich hat,
wenn die Söhne und Enkel der Siebziger Jahre sich zu
Tausenden in sieben (inzwischen erfreulicherweise
überwiegend entschlafenen) kommunistischen 'Massenparteien'
organisierten, die das zweite verbrecherischste Regime unseres
Jahrhunderts, dessen Prinzipien und dessen Führer Stalin zu
einem der Vorbilder ihrer Politik erhoben.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, erklärten die
befreiten Häftlinge von Buchenwald. Doch unter sowjetischer
Herrschaft wurden gleich nach dem Krieg ehemalige NS-KZ's wie
Auschwitz (als Durchgangslager für Deportationen nach
Sibirien), Theresienstadt (für Sudetendeutsche), Buchenwald,
Sachsenhausen und andere Lager in der damaligen sowjetischen
Besatzungszone für über 185.000 Häftlinge, unter
ihnen nicht nur ehemalige Nazis, sondern "Klassenfeinde" und
Dissidenten, Linke verschiedenster Schattierungen (soweit sie
sich zu kritisch zeigten), etc. weiter betrieben. Der Tod von
mindestens 32.000 von ihnen in den Lagern der sowjetischen
Besatzungszone und nach der Deportation in die UdSSR konnte mit
Sicherheit festgestellt werden.
"Was die Welt braucht, ist bestimmt nicht die Idee, die einen aus
'den Konzentrationslagern herauszuholen und dafür die
anderen hineinzustecken, sondern die Konzentrationslager selbst
müssen abgeschafft werden," kommentierte der amerikanische
Ankläger von Nürnberg Robert Jackson derartige
Praktiken.
Missbrauchter Antifaschismus
Antifaschistische Traditionen wurden und werden nicht nur in den
Staaten des realen Sozialismus sondern auch von Teilen der
westlichen Linken immer wieder missbraucht - das haben auch
manche der Feiern zum 8. Mai gezeigt - um andere Verbrechen, vor
allem des Stalinismus, zu tabuisieren.
Dazu gehört auch, dass man den Nationalsozialismus mit
anderen reaktionären und Militärregimes unter dem
Begriff Faschismus subsummierte und somit zu einem allgemeinen
Phänomen erklärt. Hermann Langbein, langjähriger
Vorsitzender des internationalen Auschwitzkomitees, wehrt sich
gegen den Ausdruck "antifaschistisch": "Der Nationalsozialismus",
so Langbein, "unterscheidet sich wesentlich von allen anderen
faschistischen Systemen, und das ist für uns in Deutschland
und Österreich interessant: Kein anderes faschistisches
System hat aus rassischen Gründen nicht nur seine Feinde,
sondern Millionen Menschen nur deswegen in wahren Todesfabriken
ermordet, weil sie als Juden oder als Zigeuner auf die Welt
gekommen waren."
Die sowjetische Armee hat gemeinsam mit den Armeen des Westens
das nationalsozialistische Regime beseitigt, nicht dank Stalin
und seines verbrecherischen Regimes, sondern trotz des Diktators,
der vor Kriegsausbruch den begabten Oberkommandierenden seiner
Armee Tschutschatschewski, zusammen mit der Mehrheit der
sowjetischen Generalität, liquidieren ließ, und dann,
ein Jahr vor Kriegsbeginn, sich mit dem Hitler-Stalin-Pakt an der
Aufteilung der osteuropäischen Staaten beteiligte, Finnland
mit einem Krieg überzog und Hunderttausende Balten, Bewohner
Ostpolens und der Moldau deportieren und liquidieren
ließ.
Die Ausführung des Hitlerschen Vernichtungswerks wäre
früher gestoppt worden und Hunderttausende sowjetische
Soldaten wären zu Kriegsbeginn nicht desertiert, hätte
es den stalinistischen Terror und den Gulag nicht gegeben.
Halbe Befreiung
Am 8. Mai 1945 wurde Europa befreit, doch nicht alle
Osteuropäer konnten diese Befreiung als solche
empfinden:
Die Millionen Vertriebenen und Vertreibungstoten konnten dies
nicht, ebensowenig die von London ausgelieferten
Sowjetbürger, auch diejenigen der sowjetischen
Kriegsgefangenen, die die Hungerlager der Nazis überlebten -
etwa ein Drittel - zu großen Teilen ebenfalls nicht, weil
so viele von ihnen nach der Befreiung dem Gulag ausgeliefert
wurden, die nichtkommunistischen Demokraten Osteuropas nicht,
wenn sie von ihren neuen stalinistischen Regimes liquidiert oder
inhaftiert wurden.
Das antikommunistische Trauma vieler ostdeutscher und anderer
osteuropäischer Flüchtlinge wurde im Westen für
eine antikommunistische Politik benutzt; dieses Trauma musste
jedoch nicht erst erfunden werden. Mancher vertriebene
ostdeutsche Landarbeiter oder Bauer wird unter Umständen
noch immer das Insistieren linker Veranstalter zum 8. Mai, den
sowjetischen Einmarsch als Befreiung zu feiern, als Zumutung
empfinden.
An der Abdrängung vieler Vertriebener und Flüchtlinge
nach rechts ist manches linke Nichtwissen und
Nicht-Eingestehen-Wollen mitverantwortlich.
"Die Wahrheit kann kein Revanchismus sein," sagte Lew Kopelew
kürzlich, der sich während des sowjetischen Einmarsches
in Ostpreußen gegen die Gräuel an der
Zivilbevölkerung gewandt hatte.
Nach meiner Erfahrung sind die Taten Stalins, der Kulakenmord,
der 6-10 Millionen selbständigen Bauern das Leben kostete,
die Völkermordverbrechen an neun sowjetischen Volksgruppen,
die Liquidierung von über einer Million Kommunisten, die
Vernichtung einer Million nomadischer Kosaken, der wütende
Antisemitismus der letzten Jahre Stalins, bei größeren
Teilen der Linken noch immer nicht genügend bekannt, sondern
innerhalb des eigenen ideologischen Lagers, wenn nicht
tabuisiert, so doch unpopulär; eine offene und breite
Diskussion findet nicht statt.
Bevor aber dieses düstere Kapitel der Geschichte des
Sozialismus nicht ebenso schonungslos und detailliert
dokumentiert ist, wie die NS-Verbrechen, wird es innerhalb der
Solidaritätsarbeit der Linken immer wieder zu solchen
Fehleinschätzungen kommen wie seinerzeit bei der
Unterstützung Kambodschas unter Pol Pot. Für schuldig
befunden wurde damals nicht die Bestialität der Roten Khmer,
sondern 'Spiegel' und 'Stern', denen vorgeworfen wurde, sie
hätten als "manipulierende bürgerliche Presse" den
kambodschanischen Befreiungskampf diffamiert.
"Auschwitz - ... Anlaß zur
Brüderlichkeit"
"Wie können wir das Geschehen aufarbeiten, damit es nicht
wie ein inneres Gift weiterwirke und zum Schema des Kommenden
werde?", fragte der Religionsphilosoph Romano Guardini.
Jede Trauer um die Opfer des Dritten Reiches, aber auch der
Kriegstoten und der Opfer des Stalinismus, jede Aufarbeitung der
Vergangenheit, jede Verurteilung des Nationalsozialismus, steht
vor dem Dilemma, dass man die Verbrechen von damals nicht
ungeschehen machen kann, dass zu antifaschistischen Bekenntnissen
bei uns heute in der Regel kein Mut mehr erforderlich ist.
Insofern habe ich das Argument, dass man als Deutscher, dessen
Nation Auschwitz zu verantworten hat, sich nicht in die Politik
anderer Länder einmischen dürfe (in denen unsere
Regierung, insbesondere unser Auswärtiges Amt, unsere
Konzerne, insbesondere unsere Waffenproduzenten, in der Regel
jedoch ohnehin offen Einfluss nehmen), um dort Genozid und
Verfolgung verhindern zu helfen, immer als bequeme Ausrede
empfunden.
Eine nur rethorische nationale Sühne, die wir uns bei
Kirchentagen, Gedenkfeiern, Parteitagen und
christlich-jüdischen Versöhnungsveranstaltungen
auferlegen, die dabei aber zur Passivität gegenüber
heutigen Opfern von Völkermord führt, erscheint mir
lediglich als Fortführung jener Haltung der Nichteinmischung
von Millionen Deutschen, als Juden und Sind in die KZ's
geführt wurden.
Heinrich Böll erklärte nach dem vollendeten
Völkermord an zwei Millionen Biafranern: "Auschwitz muss zum
Anlass der Brüderlichkeit und darf nicht als Bremse für
Menschlichkeit missbraucht werden."
Als im Mai 1985 ein türkischer Journalist im NDR den vor 70
Jahren verübten fast totalen Völkermord an den
Armeniern in der Türkei zugleich beschönigen,
entschuldigen und verleugnen durfte, fragte ich beim Leiter der
Sendung an, ob als nächstes vielleicht ein ähnlich
gelagerter Beitrag eines Neonazis über den Holocaust geplant
sei. Empört wurde ich angewiesen, den einzigartigen
Holocaust nicht in irgendeiner Weise mit jenen 'umstrittenen'
Geschehnissen in der Türkei vor sieben Jahrzehnten in
Verbindung zu bringen.
Hitler machte diesen Unterschied bekanntlich nicht, als er vor
Kriegsbeginn geplante Verbrechen an den Polen mit dem Hinweis
begründete: "Wer spricht heute noch von den Armeniern". Auch
das Auswärtige Amt weiß anscheinend um diese
Parallele, warum sonst sollte es versuchen, den Bremer
Armenien-Kongreß im April 1985 zu verhindern.
Ein Repräsentant einer kirchlichen Institution, die im Juli
1985 die Gedenkveranstaltung der GfbV "Völkermord 40 Jahre
nach Auschwitz" mitfinanzieren sollte, erklärte seine
ablehnende Haltung des Antrages damit, dass die Deutschen 40
Jahre "danach" noch kein Recht hätten, die Welt zu
belehren.
1958 hängte ich Fotos von französischen
Kriegsverbrechen in Algerien ans Schwarze Brett meines
Gymnasiums, die ich wieder abnehmen musste; als Begründung
erhielt ich damals die gleiche Antwort.
Immer wieder wird als unpassend empfunden, heutige
Menschenrechtsverletzungen und heutigen Genozid mit dem Dritten
Reich in einem Atemzug zu nennen. Abgesehen davon, daß sich
derartige Argumente häufiger als Verteidigung heutiger
Untaten entlarven, muss der Völkermord nicht unbedingt in
der planmäßigen Ausrottung aller Angehörigen
eines Volkes bestehen, wie es Hitlers methodische Liquidierung
aller Juden und Sinti (aber auch die Vernichtung der Armenier in
der Türkei 1915-18 oder von Indianerstämmen in
Brasilien in den sechziger Jahren) darstellte.
Wer aber für die Durchsetzung politischer Mittel
(Beherrschung Vietnams, Afghanistans, Eritreas oder die
Niederwerfung Biafras) die massenweise Vernichtung der
Zivilbevölkerung benutzt oder in Kauf nimmt, weil sie das
militärisch wirksamste oder wirtschaftlich beziehungsweise
propagandistisch erfolgreichste Mittel zur Erreichung seiner
politischen Ziele darstellt, der begeht ebenfalls Genozid.
"Hitler und Stalin sind heute noch am Leben"
Der nationalsozialistische Holocaust wurde von Deutschen im Namen
Deutschlands begangen. Dieser historischen - und damit unserer
politischen Verantwortlichkeit können wir uns ebensowenig
entziehen, wie unserer Geschichte insgesamt.
Den nachwachsenden Generationen werden Selbstanklage und alle
Anklänge an Kollektivschuld wie der angeblich besonderen
Neigung der Deutschen zum Völkermord immer weniger
überzeugen. Man wird damit auch langfristig eher eine
Aversion gegen die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
erzielen, als eine Aufarbeitung, die zu einer Bewältigung
der Gegenwart führen könnte.
Der deutsche Nationalsozialismus hätte viele seiner
Verbrechen nicht ohne die aktive Kollaboration von vielen
Millionen Ost- und Westeuropäern durchsetzen können.
Deutsche waren die ersten Opfer der Konzentrationslager. Die
Verbrechen des Stalinismus können mit Hitler nicht
entschuldigt werden; aber auch kein einziger der Abermillionen
nationalsozialistischen Morde kann mit Kenntnissen von anderen
Untaten aufgerechnet werden.
"Sowohl die Überängstlichen, als auch die Unbelehrbaren
müssen sich sagen lassen, dass die Untaten des
Nationalsozialismus so furchtbar waren, dass es weder
möglich, noch nötig ist, sie durch Verschweigen anderer
Menschenrechtsverletzungen noch grauenhafter zu machen."
Deshalb ist es so töricht, menschliches Leid nicht zur
Kenntnis nehmen zu wollen, solche Geschehnisse immer wieder zu
tabuisieren. Die Überlebenden sind mitten unter uns. Oft
genug schleppen sie noch heute ihre bleibenden seelischen und
körperlichen Leiden mit sich herum. Die Realität ihrer
Erlebnisse und Erfahrungen sollten wir zur Kenntnis nehmen.
"Meine Lebensaufgabe habe ich darin gesehen, eine Wiederholung
der Schrecken zu verhindern. Denn Hitler und Stalin sind heute
noch am Leben, vielleicht nur nicht mehr in denselben
Ländern" (Simon Wiesenthal). In diesem Sinne sollten wir
alles daran setzen, den Schrecken, den die erste und die zweite
in der Dritten und Vierten Welt verbreiten, ohne Kompromisse zu
bekämpfen und vor allem für jene unter uns Bedrohten
eintreten, für die Sinti und Roma, die "Ausländer", die
politischen Flüchtlinge.