Von Tilman Zülch
Bozen, Göttingen, 29. Mai 2003
Als bekannt wurde, dass ich den Menschenrechtspreis der
Sudetendeutschen Landsmannschaft bekommen werde, hat das
mancherlei Aufmerksamkeit gefunden, u.a. auch in Kreisen, die
sich sonst weniger um Menschenrechte sorgen. Da hieß es
z.B. bei der ANTIFA (Antifaschistisches Netzwerk), die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sei
völkisch. Das ist skurril, weil viele Konservative, unsere
Menschenrechtsorganisation und somit auch mich eher für
Linke halten.
So wollte ein SPD-Abgeordneter mit einer Bundestagsanfrage
herausfinden, ob wir Kommunisten seien und eigentlich auch
entsprechend observiert würden. Und in der Tat hatte der
Bundesverfassungsschutz uns in den siebziger Jahren fünf
Jahre lang beobachtet, als ich mich für bedrohte
Amazonas-Indianer, für die Menschen des von Indonesien
überfallenen Osttimor, aber auch für jüdische,
baltische, ukrainische und Wolgadeutsche Dissidenten in der
ehemaligen UdSSR einsetzte.
Später, nach der Wende, erhielt ich meine Stasi-Akte, der
ich entnehmen konnte, dass ich gemeinsam mit dem britischen
Secret Service gegen die DDR und für die afghanische
Reaktion tätig gewesen war.
Wer Menschenrechtsarbeit ernst nimmt und dabei um Konsequenz
bemüht ist, muss sich damit abfinden, dass er heute von
links und morgen von rechts angefeindet wird. Menschenrechtler
müssen bereit sein, sich zwischen die Stühle zu setzen,
nicht um rechthaberisch Positionen durchzudrücken, sondern
um für die Rechte der Diskriminierten, Verfolgten,
Vertriebenen oder von Vernichtung Bedrohten in aller Konsequenz
einzutreten. Deshalb heißt unser Wahlspruch in der GfbV:
"Auf keinem Auge blind".
Auch deshalb fühle mich sehr geehrt, nach Frau Emilia
Schindler der zweite Preisträger der Sudetendeutschen
Landsmannschaft zu sein. Das aus dem Sudetenland stammende
Ehepaar Schindler allerdings hat unter ständiger
Lebensgefahr Menschen vor dem Holocaust bewahrt. Was dieser
Einsatz bedeutet hat, kann nur erahnen, der selbst Flucht,
Lebensgefahr und nackte Angst erfahren hat.
Die Sudetendeutsche Landesmannschaft ist der Zusammenschluss
einer Volksgruppe, von deren Angehörigen so viele Flucht und
Vertreibung, aber auch Inhaftierung in Konzentrationslagern,
Massentötungen und dann Heimatlosigkeit in der Fremde erlebt
haben.
Auch meine Familie war seit dem 21. Januar 1945 auf der Flucht. 9
Kinder und Frauen und ein schon einmal geflüchteter alter
Mann, ein Russlanddeutscher mit seiner ukrainischen Frau. Damals
war ich 6 Jahre alt. Die Familienmitglieder lebten dann als
Flüchtlinge in einem holsteinischen Dorf bis zur Ansiedlung
in Hamburg.
Wir haben in unserer Großfamilie beides gehabt: Verwandte,
die sich mit dem Regime arrangiert hatten und einen Onkel, der
Widerstand leistete, aber auch Verwandte, die als
Sozialdemokraten in Danzig ihr Leben nach dem russischen
Einmarsch verloren.
Als Jugendliche in Hamburg hatte ich das Privileg in einer Gruppe
der bündischen Jugend mitzumachen. Dort wurde keine
Ideologie vertreten. Wir wurden auch mit den Verbrechen der
NS-Zeit konfrontiert. Schon 1956 sahen wir gemeinsam den ersten
Film über das Grauen von Auschwitz.
Die doppelte deutsche Vergangenheit des Angriffskrieges und des
Holocaust einerseits, aber auch das Wissen um die
Massenvertreibung andererseits hat mich immer bewegt. So habe ich
mich schon als Schüler mit dem deutschen Widerstand gegen
Hitler beschäftigt und damals auch den Sudetendeutschen
Sozialdemokraten Wenzel Jaksch verehren gelernt. Mehr als 100.000
Flüchtlinge, meist Sozialdemokraten, waren nach dem
Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetenland in die
Rest-Tschechoslowakei geflüchtet, unter ihnen auch 30.000
jüdische Opfer. Die meisten von ihnen wurden in die
Hände der Nazis zurückgeschoben. 8.000 sudetendeutsche
Hitler-Gegner landeten in den KZs von Dachau und
Flossenburg.
Jaksch, damals noch Vorsitzender der sudetendeutschen
Sozialdemokratie, in späteren Jahren auch der
Landsmannschaft, flüchtete nach London, organisierte das
sozialdemokratische Exil und versuchte vergeblich, Benesch von
seinen Vertreibungsplänen abzuhalten. Deshalb ist es eine
weitere Tragik, dass auch deutsche Politiker diese
unsäglichen Benesch-Vertreibungsdekrete hingenommen haben
und damit auch das Erbe dieses großen
Widerstandskämpfers gegen das NS-Regime, von Wenzel Jaksch
verspielt haben.
Während der Studentenjahre - ich war Vorstandsmitglied im
Hamburger sozialdemokratischen Hochschulbund und in der APO,
wurde ich mit neuen Verbrechen konfrontiert. Schon als
Schüler hatte ich mit algerischen Studenten gegen die
französischen Verbrechen in Algerien demonstriert. Zehn
Prozent der Algerier fielen diesem Genozid zum Opfer.
Gleichzeitig engagierte ich mich gegen die Apartheid in
Südafrika, wurde gemeinsam mit farbigen Südafrikanern
in der Bannmeile des Hamburger Rathauses festgenommen.
Dann kamen der Vietnam-Krieg und die Einkesselung Biafras mit dem
Hungermord an den Ibos. Im Juni 1968 starben dort täglich
Zehntausend Kinder. Wir Studenten demonstrierten gegen die
Feuerfreizonen der Amerikaner. Aber für die Ibos rührte
sich kein Finger. Die Toten von Biafra seien nur ein
Nebenwiderspruch erklärte uns der Sozialistische Deutsche
Studentenbund. Denn zu den Tätern gehörten nicht nur
die nigerianischen Militärs sondern auch als
Hintermänner und Waffenlieferanten der britische
Labourpremier Wilson und der sowjetische Generalsekretär
Breschnew.
Wir, d.h. zwei Studenten, gründeten die Aktion Biafra-Hilfe,
fanden Unterstützung von Bischof Tenhumberg aus Münster
bis hin zu Günter Grass. Es entstand ein Netz von 90
Aktionsgruppen in der ganzen damaligen Bundesrepublik, darunter
Studentengruppen, kirchliche Jugendorganisationen, angestellte
Arbeiter, Pfarrer und viele andere. Ich sah den täglichen
Genozid mit eigenen Augen im Januar/Februar 1969 im
eingeschlossenen ausgehungerten Biafra. Wir unterstützten
die Luftbrücke der Kirchen, besetzten das britische Konsulat
in Hamburg, agitierten gegen die britischen
Waffenlieferungen.
Am 10. Januar 1970 fiel Biafra. Zwei Millionen Menschen waren
vernichtet worden. Aus der Biafra-Hilfe wurde die Gesellschaft
für bedrohte Völker. In ununterbrochener Folge wurden
seither kleine Völker Opfer von Völkermord und
Vertreibung: Afghanen, Amazonas- und Maya-Indianer, Eritreer und
Oromos, Kurden und assyrische Christen, Kambodschaner,
Ostbengalen, Südsudanesen, Westpapuas und Osttimoresen und
viele andere.
Alle diese Genozide und Massenvertreibungen verliefen fast
schematisch ab. In der Bundesrepublik gab es immer diese oder
jene Parteien, Institutionen, Wissenschaftler oder Journalisten,
die dieses oder jenes Verbrechen nicht wahr haben wollten. Immer
waren Staaten des Ostblocks oder des Westens mit
Waffenlieferungen, Militärberatern, mit
außenpolitischer Protektion der Täter beteiligt.
Und je mehr in der Bundesrepublik nationalsozialistische
Vergangenheit bewältigt und über die
Völkermordverbrechen des Dritten Reiches berichtet und
geforscht wurde, um so weniger fanden die meisten dieser Genozide
Widerhall in der Öffentlichkeit. Es sollten vor allem, so
ein übereinstimmender Tenor, möglichst keinerlei
Parallelen zu den NS-Verbrechen gezogen werden.
Das hatte die Generation vieler der überlebenden Opfer
Hitlers noch ganz anders gesehen. Noch am 11. Januar 1970, einen
Tag nach der Zerstörung Biafras, hatten viele der deutschen
großen Schriftsteller, Ilse Aichinger, Heinrich Böll
und Ernst Bloch, Stefan Andres und Paul Celan, Erich Kästner
und Siegfried Lenz, Robert Neumann, Alexander Mitscherlich und
Carl Zuckmayr, unseren Aufruf unterzeichnet.
Dort hieß es: "Es sollte jedem Deutschen, der es mit der
Vergangenheit ernst nimmt, unerträglich sein, dass sich in
Biafra unter Mitwirkung eines engen Verbündeten der
Bundesrepublik das wiederholt, was sich seinerzeit in Deutschland
ereignete: Die Vernichtung eines Volkes. Das Stillschweigen
über diese Politik unseres britischen Verbündeten
bedeutet Mitschuld."
Ich denke an die Zeilen von Oskar Kokoschka, der mir
wörtlich schrieb, wir müssen diesen bethlehemischen
Kindermord stoppen oder an Heinrich Böll, der uns damals
versprach, sich an die Öffentlichkeit zu wenden und darauf
erklärte: "Manche Politiker und Diplomaten finden es
ungehörig, wenn ein Deutscher in dessen Zeitgenossenschaft
Auschwitz fiel, sich in die Politik anderer Länder
einzumischen wagt. Soll Auschwitz auf diese Weise zur Bremse
für Brüderlichkeit oder sollte es nicht zum Anlass
für sie werden?"
Nach Biafra wandte ich mich dem Schicksal der deutschen Zigeuner
zu. Kaum eine Gruppe der Holocaustopfer wurde noch nach Ende des
Dritten Reiches so unendlich diskriminiert und unterdrückt.
Mein Rowohlt-Buch "In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt. Zur
Situation der Sinti und Roma in Deutschland und Europa", der
erste politische Band über diese Minderheit seit 1945,
konnte überraschenderweise deren Situation ebenso
schlagartig verändern wie die Unterstützung dieser
unserer Arbeit durch die damalige Präsidentin des
Europaparlaments Simone Veil. Wir setzten den Namen Sinti und
Roma durch, bewegten die Bundesregierung zur Anerkennung des
Genozids, erreichten die Einbürgerung von Sinti aus dem
Egerland oder Ostpreußen, setzten eine kleine
Wiedergutmachungslösung durch. Auch das war Korrektur
verweigerter Vergangenheitsbewältigung.
Wir hatten uns dann daran gewöhnen müssen, dass
Völkermord an weit entfernten farbigen Völkern zum
politischen Alltag geworden war. Aber das "Niemals wieder" nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Holocaust,
Massenvertreibung und Flächenbombardements sollte doch
wenigstens für Europa gelten.
Im Sommer 1992 stand ich dann neuen - ehemaligen, weil
überlebenden - KZ-Häftlingen gegenüber. Nach der
Aggression Serbiens gegen die Republik Bosnien-Herzegowina und
der einjährigen Intervention Kroatiens, das vorher selber
Opfer gewesen war, fielen 200.000 Bosnier, über 90 Prozent
Muslime, mitten in Europa einem Genozid zum Opfer. Tausende
Frauen wurden in Vergewaltigungslager verschleppt. 2,5 Millionen
Menschen, 60 Prozent der Einwohner Bosniens wurden zu
Flüchtlingen und Vertriebenen, bosnische Städte wie
Sarajevo wurden vier Jahre lang täglich bombardiert. Allein
in dieser Stadt starben 11.500 Menschen. 1.128 Moscheen, darunter
die schönsten und ältesten Europas wurden
zerstört.
Der vielzitierte Mann auf der Straße, die Bevölkerung,
wenigstens in Deutschland und Mitteleuropa, war betroffen und
entsetzt. In Deutschland wurden 360.000 bosnische
Flüchtlinge bereitwillig aufgenommen. Aber die politischen
und intellektuellen Eliten versagten, mit wenigen Ausnahmen. Von
Konzentrationslagern durfte man nicht reden, obwohl dort
Zehntausende Bosnier ermordet wurden. Jeder Vergleich mit der
Vergangenheit wurde schnell zerredet oder von manchem
Leitartikler verboten. Die größte liberale Zeitung
unseres Landes stand eher auf der Seite der Täter und
öffnete ihre Spalten willig sogar dem Kriegsverbrecher
Radovan Karadzic und seinem Sympathisanten Peter Handke. Genozid
und Vertreibung konnten soweit fortschreiten, weil deutsche und
europäische Politiker die Täter unterstützen oder
ihre Taten mit Schweigen begleiteten.
Sollte dieses vielfältige Schweigen mit der Art unserer
Vergangenheitsbewältigung zusammenhängen, so haben wir
offenkundig Fehler gemacht. So etwas "Nie Wieder", so lautete der
Ruf nach dem zweiten Weltkrieg. Und jetzt mitten in Europa, zwei
Flugstunden von uns entfernt Folter, Vergewaltigung und
Massenmord. Es tut weh, wenn sich Vergangenheitsbewältigung
nur destruktiv in Scham ergeht, statt zur Grundlage konstruktiver
Zukunftsgestaltung zu werden. Dann haben wir etwas falsch
gemacht.
Wer die NS-Verbrechen für einmalig erklärt, darf nicht
andere Menschheitsverbrechen wie die Hundertmillionen Opfer des
Kommunismus, der Lenins, Stalins und Maos, oder die Ausrottung
und Versklavung ganzer Kontinente durch die weiße Welt
beiseite schieben. Die eigene Schuld darf uns nicht den Blick
für die Verbrechen der Gegenwart trüben. Unrecht bleibt
Unrecht, wer immer es begeht. Deshalb darf es keine
Bewältigung der Vergangenheit geben, die die deutschen Opfer
der Massenvertreibung und des Flächenbombardements nicht
wahr haben will, ihre Existenz zum Tabu erklärt und diese
Verbrechen aus den Schulbüchern verbannt.
Wenn damals auch diese Millionen Opfer der Vertreibung, in ihrer
großen Mehrheit Frauen, Kinder und Alte vernichtet worden
sind, sind wir ihrem Andenken, ihrem furchtbaren Schicksal, ihrem
Leid verpflichtet. Wenn die Alliierten, einige nicht alle der
barbarischen Mittel der Nazis übernommen haben, darf das
nicht verschwiegen werden. Es war ein Unrecht, das Generationen
von Schülern nicht zu vermitteln.
Völkermord, alle Formen der Vernichtung und Vertreibung
ereignen sich in immer wieder in anderen und neuen
Konstellationen. Wem das vorenthalten wird, dem wird eine
wesentliche Waffe zur Verhinderung heutiger Verbrechen genommen.
Denn wer gestern Opfer war oder zu einer Opfergruppe gehört
hat, kann morgen zum Täter werden und umgekehrt. Das haben
gerade Deutsche und Tschechen erleben müssen.
Wir in der Gesellschaft für bedrohte Völker haben das
immer wieder erlebt. Wir haben es zuletzt am Beispiel Bosnien
erfahren müssen und wir sehen es jetzt in Tschetschenien,
dass in der Regel nur wenige aufstehen, wenn Völkermord und
Vertreibung geschehen. Wer die Friedensbotschaft des
gegenwärtigen deutschen Kanzlers begrüßt, wundert
sich über dessen enge Männerfreundschaft mit dem
Mörder von 80.000 Tschetschenen, dem russischen
Präsidenten Putin. Während in diesem Frühjahr die
mächtige Friedensbewegung einen Krieg verhindern wollte,
lässt sie den anderen, den tschetschenischen Krieg ruhig
geschehen, nimmt sie die enge Zusammenarbeit der Armeen und
Geheimdienste Deutschlands und Russlands auf dem Rücken der
Tschetschenen hin. Und wieder sind es nur wenige, die laut
protestieren und dennoch wenig Gehör finden.
Das war auch in den Monaten und Jahren der Vertreibung so. Und
doch gab es Persönlichkeiten, die ihre Stimme erhoben. Der
berühmte britisch-jüdische Verleger und Labour
Abgeordnete Victor Gollancz richtete eine Luftbrücke
für die ostdeutschen Flüchtlingskinder ein und
erklärte die Vertreibung zur "untilgbaren Schande der
Alliierten". Schon 1933 hatte er ein Braunbuch über das
Konzentrationslager Dachau verfasst und war deshalb von der
konservativen britischen Presse diffamiert worden.
Der Zukunftsforscher Robert Jungk berichtete über die
Gräuel an den Deutschen östlich der Oder. Seinen heute
bekannten Beitrag "In einem Toten Land" konnte er damals nur in
einer Schweizer Zeitung publizieren. H.G. Adler, einer der vielen
großen deutsch-jüdischen Dichter aus Prag, schrieb das
Standardwerk über das KZ-Theresienstadt. Seine Frau, seine
Familie wurden in Auschwitz ermordet. Adler, der die Vertreibung
der Sudetendeutschen leidenschaftlich verurteilte, war
erschreckt, als wiederum Unschuldige, dieses Mal Sudetendeutsche
in dieses Konzentrationslager geschleppt wurden. Er rettete
sudetendeutsche Kinder aus dem Prager Benesch-Stadion, das man in
ein furchtbares Lager verwandelt hatte.
Ich habe nie verstanden, wenn einzelne Deutsche die Vertreibung
der Ost- oder Sudetendeutschen im Nachherein befürworten
oder entschuldigen. Wer das tut, der müsste gleichzeitig
vertreten, dass es so legitim gewesen wäre, alle anderen
Deutschen und Österreicher zu vertreiben. Und damit stellt
er sich auch selbst physisch zur Disposition. Denn drei Millionen
Menschen werden Flucht und Vertreibung nicht überlebt
haben.
Betrachten wir heute das ganze Europa, der Mitgliedstaaten des
Europarates, dann gibt es etwa 4,4 Millionen neue Vertriebene,
die auf ihre Rückkehr warten. Dazu gehören 250.000
Zyprioten (Vertreibung 1974), 2,5 Millionen türkische Kurden
(1984-1998), 1 Millionen Bosnier (1992-1995), 200.000 kroatische
Serben (1995), 200.000 Tschetschenen (1994-2003) und 120.000 Roma
und Aschkali aus dem Kosovo (1999-2000). Alle diese Vertriebenen
ersehnen die Rückkehr in ihre Heimatorte.
Vertreibung ist also wieder europäischer Alltag geworden.
Wir müssen also beides tun, die Vertreibung der Deutschen
erinnern, dokumentieren und als unentschuldbares Unrecht ins
Bewusstsein bringen und gleichzeitig als Konsequenz gegen heutige
Vertreibung kämpfen und Rückkehr Vertriebener
unterstützen.