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Krieg und Wasser

Bau des Ilisu-Staudammes in der Türkei muss gestoppt werden!

Bozen, 27. März 2003

Sollte die Türkei in die Kurdengebiete im Norden Iraks einmarschieren, wäre dies neben der weiteren Unterdrückung dieser Minderheit auch ein Griff nach den wertvollen Öl- und Wasserreserven der Region. Darauf weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit Nachdruck hin. Denn seit die türkische Regierung im Jahr 1982 den Bau des Ilisu-Staudamms am Tigris in Türkisch-Kurdistan beschlossen hat, liegt sie im Clinch mit Syrien und dem Irak. Beide Staaten befürchten nämlich, dass dadurch zuviel Wasser am Oberlauf des Stromes abgezapft wird und sie danach auf dem Trocknen sitzen werden.

Der Ilisu-Staudamm im Südosten der Türkei. Aus www.hasankeyf.org/eng/projects.htmDer Ilisu-Staudamm wird im Rahmen des Südostanatolien-Projektes (Güney Anadolu Projesi, GAP) gebaut und in frühestens acht Jahren fertig sein. Die Staumauer wird 1.820 Meter lang und 135 Meter hoch werden. Ein 313 Quadratkilometer großes Gebiet, in dem unter anderem weite Teile der archäologisch und kulturhistorisch außerordentlich bedeutsamen kurdischen Stadt Hasankeyf liegen, soll überflutet werden. 101 Städte und Dörfer werden teilweise, 82 weitere vollkommen im Stausee verschwinden. Bereits geräumt wurden 88 Dörfer und Städte, in denen 15.581 Menschen lebten. Die enteigneten und umgesiedelten kurdischen Kleinbauern warten noch immer auf eine angemessene Entschädigung. 43.733 Menschen leben in den übrigen 95 Siedlungen, die noch nicht zerstört wurden. Damit sind 60.000 Kurden unmittelbar von dem Großprojekt betroffen. Einmütig lehnen die Kurden das Mega-Vorhaben ab. Zu wach ist die Erinnerung an die Zerstörung von 3.428 kurdischen Dörfern durch türkische Sicherheitskräfte in den 90er Jahren.

Die kurdische archäologische Stätte von Hasankeyf in der Türkei. www.hasankeyf.orgEs besteht die konkrete Gefahr, dass die Türkei den derzeit tobenden Krieg im Irak dazu benutzt, das autonome Kurdistan im Norden den Landes zu erobern. Damit könnte die Schaffung einer möglichen Autonomie der kurdischen Gebiete verhindert werden. Gleichzeitig würde das Staudammprojekt dem unmittelbaren Zugriff des Irak, dessen Grenzen derzeit kaum 70 Kilometer entfernt sind, entzogen.

Mit dem Bau des Staudammes gerät aber auch das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser, unverzichtbar für das Überleben des Menschen am Unterlauf des Tigris, zunehmend in Gefahr. Dessen sollten sich auch die Firmen bewusst sein, die am Projekt beteiligt sind. Zwar ist der britische Baukonzern "Balfour Beatty" vor zwei Jahren ausgestiegen, weiterhin dabei ist jedoch die "Sulzer Hydro", ein Schweizer Konzern, der weltweit im Bau von Staudämmen engagiert ist. Die "Sulzer Hydro" ist ihrerseits eine Tochterfirma der österreichischen "Voest Alpine Technologie AG", die am gesamten GAP-Projekt massiv beteiligt ist.

Die GfbV fordert den Ausstieg dieser Firmen aus dem Projekt und dessen völlige Einstellung. Denn letztendlich müssten die Tausenden von Kurden, die in diesem Gebiet leben, die Unkosten dafür tragen - ganz zu schweigen von den negativen ökologischen Auswirkungen, die der Staudamm mit sich bringen würde.

Siehe auch Dokumentation: Verweigertes Menschenrecht auf Trinkwasser: Westliche Regierungen, westliche Unternehmen und Staaten der Dritten Welt rauben indigenen Völker das lebensnotwendige Naß


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/01-3/011116de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030128de-dok.html | www.gfbv.it/3dossier/h2o/wasser.html
* www: www.ilisu.org.uk | www.rivernet.org/turquie/ilisu.htm#ERN

Letzte Aktual.: 27.3.2003 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030327de.html | XHTML 1.0 | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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