Bozen, Göttingen, Wien, Bern, Sarajevo, Luxemburg, 24. November 2003
Nach dem Sieg der nationalistischen "Kroatischen
Demokratischen Gemeinschaft" HDZ hat die Gesellschaft für
bedrohte Völker International (GfbV) am Montag die
Aussetzung der EU-Verhandlungen mit Kroatien gefordert. "Wer
Minderheiten diskriminiert und verfolgt, kann nicht EU-Partner
werden", sagte der Präsident der GfbV International, Tilman
Zülch, in Göttingen. Die HDZ sei unter dem ehemaligen
Präsidenten Kroatiens, Franjo Tudjman, im August 1995 nach
der Rückeroberung der Krajina für die Vertreibung von
200.000 kroatischen Staatsbürgern serbischer
Nationalität verantwortlich gewesen und habe schon als
Oppositionspartei die Rückkehr der Vertriebenen nach
Kräften behindert, begründete Zülch die Forderung
der Menschenrechtorganisation. Außerdem arbeite die
kroatische Regierung nur unzureichend mit dem
UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Hag zusammen.
Selbst die Sozialdemokraten hätten im Verein mit
örtlichen HDZ- Anhängern bisher weniger als 30 Prozent
der kroatischen Serben zurückkehren lassen, sagte
Zülch. In der Krajina herrsche weiter eine Atmosphäre
der Angst für viele serbische Rückkehrer. Die
Rückgabe von Eigentum werde erschwert, der Wiederaufbau der
von kroatischen Truppen und zivilen Plünderern
zerstörten Häuser vielfach verhindert, die Menschen
immer wieder von Polizei und Behörden bedroht und
diskriminiert. Bei der Vergabe von Arbeitsplätzen
würden kroatische Serben selten berücksichtigt.