Bozen, Göttingen, 13. März 2004
Nach Ausschreitungen im Zuge eines Fußballspieles am
Freitag, 12. März, haben syrische Truppen die im
irakisch-türkisch-syrischen Drei-Länder-Eck gelegene
syrische Kurdenregion mit den Städten Kamishli, Amüde,
Derik und Dirbesiye hermetisch von der Außenwelt
abgeschlossen. Syrische Panzer sind an vielen Stellen in die
Stadt Kamishli eingedrungen und haben offensichtlich auf die
kurdische Zivilbevölkerung geschossen. Nach
Telefongesprächen von Mitgliedern der GfbV mit einer Reihe
von Augenzeugen in dieser Kurdenregion dürfte die Zahl der
seit gestern bei den Unruhen, bei Demonstrationen und der
Beerdigung der ersten Opfer umgekommenen Zivilisten nach
verschiedenen Berichten bei bis zu 70 liegen.
Die meisten von ihnen sind Kurden, darunter auch Kinder und
Jugendliche. In Aleppo und Damaskus kam es zu spontanen
Solidaritätsdemonstrationen kurdischer Studenten. In
Damaskus sollen dabei zwei kurdische Studenten ums Leben gekommen
sein. In der mehrheitlich arabischen, Kamishli benachbarten Stadt
Der-Sol befürchtet man Pogrome an kurdischen Studenten der
Landwirtschaft, nachdem arabische Nationalisten gemeinsam mit
syrischen Sicherheitskräften Studentenheime besetzt
haben.
"Wir warnen vor einer Wiederholung der Massaker von Hama (1982),
bei denen Hafiz al-Assad, der Vater des heutigen Machthabers
Bishar al-Assad, einen sunnitischen Volksaufstand blutig
niederschlagen ließ, wobei etwa 50.000 Menschen ihr Leben
verloren,“ sagte Tilman Zülch, Generalsekretär
der GfbV. „Außerdem fordern wir das syrische Regime
auf, den internationalen Medien freien Zugang ins Aufstandsgebiet
zu gewähren, den Gebrauch der kurdischen Sprache und die
Arbeit kurdischer Institutionen zu legalisieren und Reformen zur
Errichtung eines demokratischen Rechtsstaates einzuleiten.
Außerdem müssen alle politischen kurdischen Gefangenen
freigelassen werden. Schließlich erinnern wir daran, dass
200 000 syrischen Kurden die Staatsbürgerschaft entzogen
wurde. Sie müssen umgehend wieder eingebürgert
werden."