Bozen, San José de Apartadó, 28. Februar 2005
Die Einwohner von San José de
Apartadó sind geschockt: "Wir können nichts mehr
sagen; der Schmerz trifft uns so tief, dass wir nur noch weinen
können. Der Staat Kolumbien hat wieder einmal ein
unglaubliches Massaker durchführen lassen, das unser Land
mit Blut durchtränkt." Zu den Fakten: Die kolumbianische
Armee hat am 21. Februar 2005 sieben Personen umgebracht. Dabei
handelt es sich um den Ersten Bürger des Dorfes Luis Eduardo
Guerra, 35, seine Lebensgefährtin Bellanira Areiza Guzman,
17, seinen Sohn Deiner Andres Guerra, 11, sowie um Alfonso
Bolivar Tuberquia Graciano, 30, seine Frau Sandra Milena
Muñoz Pozo, 24, und ihre Kinder Natalia Andrea Tuberquia
Muñoz, 6, und Santiago Tuberquia Muñoz, 2.
Am Morgen des 19. Februar hatte Luis Eduardo Guerra zusammen mit
seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn das Haus in San
José in aller früh verlassen, um auf seiner
Kakaoplantage im sieben Stunden entfernten Ort Mulatos zu
arbeiten. Die Rückkehr nach Hause hatten sie für
Montag, 21. Februar geplant. Gegen elf Uhr vormittags tauchten an
jenem Montag plötzlich Männer der elften Brigade der
kolumbianischen Armee in Mulatos auf. Als die Familie den Ort
zusammen mit einem Halbbruder von Luis Edoardo Guerra verlassen
wollte, drohten ihnen die Militärs sie umzubringen.
Während es dem Halbbruder gelang, die Flucht zu ergreifen,
wurden Luis Eduardo Guerra, Bellanira Areiza Guzman und Deiner
Andres Guerra bis zum Haus von Alfonso Bolivar in La Resbalosa
gebracht. Was dann passierte, lässt sich nicht genau
rekonstruieren. Sicher ist nur, dass der Halbbruder, als er sich
am darauf folgenden Tag zum Haus von Bolivar durchschlägt,
eine Grube mit den völlig verstümmelten Leichen der
sieben Personen entdeckt. Luis Eduardo Guerra war auch
Gründer der Friedensbewegung von San José und nahm
als solcher im Jahr 2003 an verschiedenen Initiativen in den USA
und Europa teil, unter anderem auch am Friedensmarsch von Perugia
nach Assisi sowie am Forum ColombiaVive! Die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt die abscheulichen
Morde aufs Schärfste und fordert die internationale
Staatengemeinschaft dazu auf, Kolumbien unter Druck zu setzen,
damit die Mörder ausfindig gemacht und verurteilt werden
können.