Bozen, 11. September 2004
Auf der Suche nach Solidarität mit den Kriegsgefahren,
denen sie ausgesetzt sind, haben die indigenen Völker
Kolumbiens einen Großen Marsch für die Gerechtigkeit,
die Fröhlichkeit, die Freiheit und die Selbstbestimmung der
Völker organisiert, der am 12. September von Santander de
Quilichao nach Calí führen wird. Mit diesem Marsch
wollen sie sich, auf grund der Gefahren, die ihr Leben, ihre
Identität und ihre Rechte als Volk und aller sozialen und
bürgerlichen Organisationen bedrohen, in höchster
Alarmbereitschaft erklären.
Der Regionale Indigenen-Rat des Cauca (CRIC) - Verein der
Indigenenräte des Norden des Cauca, Cxab Wala Kiwe, Acin
laden zu dieser Gelegenheit alle Arbeiter/innen, Indigenen,
Bauern, Afroamerikaner, soziale Organisationen, Presse,
Gewerkschaften, Umweltaktivisten, Frauenorganisationen,
Jugendlichen, Studenten, solidarische Freunde und Freundinnen in
Kolumbien und in der Welt ein: Die indigenen Völker,
Arbeiter und Bauern, Afrokolumbianer, Gewerkschaften und soziale
Organisationen arbeiten nicht zum ersten Mal zusammen, um
zusammen für unsere Rechte zu kämpfen und ein
ehrenwürdiges Leben zu fordern. Heute sind nicht nur unsere
Rechte in Gefahr, sondern unser Leib und Leben, unsere Existenz
und unser Überleben als Volk und als Organisationen. Aus
diesem Grund müssen wir uns heute mehre den je in
Solidarität und mit Würde zusammen schließen, um
unser Leben, unsere Freiheit, unsere Fröhlichkeit und unsere
freie Selbstbestimmung als kolumbianische Bürger zu
verteidigen. Dies ist unser Land und es ist Zeit, dass wir
für uns alle darauf Anspruch erheben.
Krieg, Tod, Not, Hunger, sozialer Ausschluss, Arbeitslosigkeit,
Rassenfeindlichkeit und viele mehr Probleme in Kolumbien und in
der Welt betreffen nicht nur indigene Völker, sondern gehen
alle an. Lassen wir uns nicht durcheinanderbringen, denn sie
nehmen uns alles, auch das Leben, Aus diesem Grund haben wir
indigenen Völker des Bezirks Cauca, Kolumbiens und des
Kontinents zusammen mit den Völkern der Welt, die uns
unterstützen, und durch die Permanente Versammlung,
höchster Ausdruck des indigenen Widerstands, den
höchsten Alarmzustand erklärt, und hiermit
erklären wir jedem Ausdruck von Gewalt, Ausbeutung, Raub und
Tod den Kampf, egal woher die Gewalt stammt. Wir bitten alle
Kolumbianer/innen und Freund/innen um Solidarität, um
zusammen die folgenden, nicht verhandelbaren Forderungen zu
stellen:
1. Verteidigung des Rechts auf Leben und Garantien für alle
Menschenrechte: Schluss mit den Kriegen, mit den Massakern und
den Umsiedlungen, Schluss mit den Geiselnahmen und jeder anderen
Form der Einschüchterung. Wir wollen leben!
2. Kampf der Verfassungsgegenreform des amtierenden
Präsidenten: anstatt des Anti-Terrorismus Statuts verlangen
wir Freiheit; anstatt der Justizreform, die Straflosigkeit und
das Ende der Schutzmassnahmen legalisieren will, wollen wir
Gerechtigkeit für das Volk; anstatt der Verfassungsreform,
die unser traditionales Recht als territoriale Einheit verleugnen
will und die unsere Existenz als Volk und Kultur bedroht,
verlangen wir freie Selbstbestimmung.
3. Wir lehnen den Neoliberalismus und jede Politik zu Gunsten
der Multinationalen Konzerne ab: Nein zum ALCA (Amerikanische
Feihandelszone) mit den Vereinigten Staaten, nein zu den
Erdölfördergenehmigungen. Nein zur Vernichtung unseres
Volks durch Terror, Krieg und Wirtschaftsreformen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
unterstützt die indigenen Völker und Organisationen
Kolumbiens in ihren Forderungen nach Gerechtigkeit, Bürger-
und Menschenrechten, Freiheit und Verbesserung der
Lebensbedingungen.