Bozen, Göttingen, 23. August 2005
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Dienstag an UN- Generalsekretär Kofi Annan appelliert, sich
bei seinem heute beginnenden Besuch im Niger über die
katastrophale Lage der Tuareg- und Peul-Nomaden zu informieren
und gezielte Hilfe für diese besonders von der
Dürrekatastrophe betroffenen Nomadenvölker zu fordern.
"Die Nomaden benötigen nicht nur Hungerhilfe, sondern auch
gezielte Unterstützung, um ein weiteres Massensterben ihrer
Viehherden zu verhindern", erklärte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius. "Außerdem brauchen sie Hilfe beim Aufbau
neuer Viehherden, um ihr Überleben langfristig zu
sichern."
Rund 70 Prozent der Viehherden der Tuareg und Peul seien bereits
vernichtet. In manchen Gegenden seien sogar bis zu 90 Prozent der
Tiere entweder verendet oder hätten notgeschlachtet werden
müssen. Dringend müsse die Verteilung von Viehfutter
verstärkt werden. Viehzüchter, deren Herden zu sehr
geschwächt seien, um zu überleben, müsse ein
fairer Preis für ihre Tiere angeboten werden. Denn aufgrund
der vielen Notschlachtungen sei der Preis für Schlachtvieh
auf ein Minimum gesunken, so dass die Nomaden von dem Erlös
nicht überleben könnten.
Der Verlust der Viehherden zerstöre nicht nur die
wirtschaftliche Lebensgrundlage Nomaden, sondern auch ihre
traditionelle Kultur und Lebensform, warnte Delius. So
würden die Viehzüchter, die traditionell stolz auf ihre
wirtschaftliche Unabhängigkeit seien, nun zu Bittstellern
internationaler Nahrungsmittelhilfe. Nach den großen
Dürrekatastrophen im Sahel der Jahre 1973/74 und 1984/85
drohe den Nomadenvölkern nun endgültig die Vernichtung
ihrer Existenz.