In: Home > News > Verzögerungstaktik: Iran hält sieben führende Bahá'i seit einem Jahr willkürlich in Haft
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Bozen, Göttingen, 13. Mai 2009
Der Schrein des Religionsstifters Baha'u'llah in Bahji bei Akkon, Israel.
Seit genau einem Jahr ist das Führungsgremium der
Bahá'i- Glaubensgemeinschaft des Iran ohne Anklage und
nahezu ohne Kontakt zur Außenwelt im berüchtigten
Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert. Daran erinnerte die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in
Göttingen. Die internationale Menschenrechtsorganisation
warf der iranischen Regierung "bewusste Verzögerungstaktik"
im Fall der beiden Frauen und fünf Männer vor. "Hier
wird offenbar auf Zeit gespielt, damit sich die Aufmerksamkeit
der internationalen Öffentlichkeit anderen Dingen zuwendet
und die iranische Unrechtsjustiz ihr Willkürurteil
unbeobachtet verhängen kann", sagte die Leiterin des
Berliner GfbV-Büros Sarah Reinke.
Sechs Mitglieder der Bahá'í-Führung wurden am
14. Mai 2008 von iranischen Sicherheitskräften in ihren
Wohnungen festgenommen. Eine der beiden Frauen wurde bereits am
5. Mai 2008 inhaftiert. Ihre Anwältin, die
Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi, hat weder Zugang
zu ihren Mandanten noch wird ihr Akteneinsicht gewährt. Seit
Mitte Februar 2009 berichtete die iranische Nachrichtenagentur
ISNA immer wieder, dass eine offizielle Verhandlung unmittelbar
bevorstünde. Ein konkretes Datum wurde jedoch nicht
genannt.
Den Gefangenen werden Spionage für Israel, Beleidigung des
Islam und Propaganda gegen die Islamische Republik vorgeworfen.
Im schlimmsten Fall droht ihnen die Todesstrafe. Die GfbV
bezeichnet die Anschuldigungen als absurd. Sie seien von einem
islamisch-fundamentalistischen Regime frei erfunden. Die GfbV hat
sich in persönlichen Schreiben an den obersten politischen
und religiösen Führer des Iran, Ayatollah Sayed`Ali
Khamenei, Präsident Mahmud Ahmadinedschad sowie der obersten
Justizautorität, Ayatollah Mahmoud Hashemi-Shahroudi,
gewandt mit der Bitte, die sieben Inhaftierten freizulassen. Sie
seien - stets mit Kenntnis der iranischen Regierung - seit Jahren
nur mit der Aufgabe befasst, eine Art "Notverwaltung" der
über 300.000 iranischen Bahá'í zu
ermöglichen.
Die GfbV kritisiert die Inhaftierung von Frau Mahvash Sabet, Frau
Fariba Kamalabadi, Herrn Jamaloddin Khanjani, Herrn Afif Naeimi,
Herrn Saeid Rezaie, Herrn Behrouz Tavakkoli und Herrn Vahid
Tizfahm als einen "traurigen Höhepunkt" der Verfolgung und
Unterdrückung der Bahá'í im Iran. Mit rund
300.000 Mitgliedern stellen sie dort die größte
religiöse Minderheit. Sie gelten als "Apostaten", als vom
islamischen Glauben Abgefallene und leiden deshalb schon lange
unter Diskriminierungen. Seit Amtsantritt von Mahmud
Ahmadinedschad 2005 werden sie systematisch benachteiligt,
denunziert und überwacht. Immer wieder kommt es zu
willkürlichen Festnahmen.
Die Religion der Bahá'í wurde im 19. Jahrhundert im
Iran von ihrem Stifter Baha'ullah aus dem schiitischen Islam
heraus entwickelt. Sie hat heute weltweit rund 7,7 Millionen
Anhänger.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090403ade.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060607de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/12-7-dt.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Bahai
| www.bahai.de