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Kolumbien

Emberá-Indianer mailen Fotos erschossener Kinder - 22 Tote nach Angriffen auf Dörfer im Regenwald Kolumbiens

Bozen, Göttingen, Wien, 8. April 2010

Embera-Dorf in Kolumbien. Embera-Dorf in Kolumbien.

Erschütternde Nachrichten und entsetzliche Fotos aus den unzugänglichen Regionen des Regenwaldes im Nordwesten Kolumbiens erreichten die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Umweltorganisation "SOS Regenwald". In einer E-Mail berichteten Emberá-Indianer, mehrere ihrer Siedlungen im Gebiet des Chocó seien Ende Jänner 2010 teils mit Helikoptern angegriffen und 22 Dorfbewohner getötet worden, darunter mindestens acht Kinder. Die Kontaktleute schickten ein entsetzliches Bild von den blutüberströmten Leichen dreier erschossener Emberá-Kinder mit. Das Foto wurde mit einer Kamera aufgenommen, die der österreichische Umweltaktivst und Präsident von SOS-Regenwald, Richard Weixler, einer Dorfgemeinschaft der Emberá zur Dokumentation von Übergriffen übergeben hatte. Ob Paramilitärs oder Militärs die Täter waren, sei unklar. Da nur die Armee über Hubschrauber verfügt, läge die Vermutung nahe, dass das kolumbianische Militär mindestens einen Teil der Verbrechen zu verantworten hat. Gemeinsam mit SOS-Regenwald fordert die GfbV die kolumbianische Regierung dazu auf, sofort eine Untersuchungskommission zur Aufklärung der Verbrechen einzusetzen.

"Die Angriffe stehen wohl im direkten Zusammenhang mit so genannten Entwicklungsplänen für diese Region", berichtete Richard Weixler. Er besuchte die Emberá im Dezember 2009. Die kolumbianische Regierung habe den Konzernen Muriel Mining Corporation (MMC/USA), Anglo Gold Ashanti (Südafrika) und Glencore (Schweiz) die Konzession erteilt, 16.000 Hektar Regenwald in den Bezirken Chocó und Antioquia für den Abbau von Kupfer, Gold und Molybdän zu roden. "Diese Konzession, die 30 Jahre Gültigkeit hat, wurde nach Informationen aus Kolumbien widerrechtlich erteilt, denn 11.000 Hektar dieses Gebietes gehören gemäß Verfassung den Emberá und unterliegen laut Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO besonderen Schutz", kritisierte der GfbV-Mitarbeiter Hans Bogenreiter. Und Richard Weixler warnte: "Die große Biodiversität dieser Region droht für immer verloren zu gehen, denn die beim Bergbau verwendeten giftigen Stoffe werden die Flüsse kontaminieren."

Die heute noch etwa 270 Emberá-Familien im Norden Kolumbiens haben in einer von Menschenrechts- und Umweltorganisationen durchgeführten Abstimmung trotz der bedrohlichen Präsenz von Militär und Polizei ihre Weigerung bekräftigt, ihr Land für die Erschließung von Bodenschätzen aufzugeben. Denn ohne den Regenwald wird ihre Kultur untergehen. Er gibt ihnen alles, was sie brauchen. Viele Gruppen haben absichtlich keinen Kontakt zur Außenwelt. Doch mehrere Familien wurden bereits gewaltsam vertrieben, einige Emberá begingen aus Verzweiflung Selbstmord. Weil sie nicht mit der Guerilla oder regierungsnahen Paramilitärs in Kolumbien zusammenarbeiten wollten, wurden in den vergangenen Jahren hunderte Emberá ermordet.