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Bozen, Göttingen, 24. November 2013
Der Weltsicherheitsrat berät über den Einsatz von Friedenstruppen in der Zentralafrikanischen Republik. Foto: UN Photo/Eskinder Debebe.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den
sofortigen Einsatz von UN-Friedenstruppen in der
Zentralafrikanischen Republik gefordert, um den Schutz der
Zivilbevölkerung in dem von einem Bürgerkrieg
erschütterten Land zu garantieren. "Die internationale
Staatengemeinschaft muss nun endlich handeln, um weitere blutige
Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen sowie Gewalt
von Warlords zu verhindern", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen.
"Jeder zehnte Bürger des Landes ist wegen der Gewalt bereits
auf der Flucht. Die Hälfte der fünf Millionen Einwohner
des Landes ist auf humanitäre Hilfe aus dem Ausland
angewiesen. Nur UN-Friedenstruppen können ein Massensterben
verhindern."
Am Montag berät der Weltsicherheitsrat über den Einsatz
von Friedenstruppen in der Zentralafrikanischen Republik.
Während UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Frankreich
für die Entsendung von bis zu 6000 UN-Blauhelmsoldaten
plädieren, will die USA nur die von der Afrikanischen Union
entsandte MISCA-Friedenstruppe finanziell fördern. "Doch es
ist fraglich, ob die afrikanischen Soldaten schnell genug
stationiert werden können, um eine weitere Eskalation der
Gewalt zu verhindern. Denn der afrikanischen Streitmacht fehlt es
an finanzieller Unterstützung, Transportkapazität sowie
an der Entschlossenheit, weiteres Blutvergießen zu
verhindern." Der Einsatz von Blauhelmsoldaten mache aber nur
Sinn, wenn zugleich auch der Aufbau eines funktionierenden
Staatswesens von der internationalen Gemeinschaft gezielt
gefördert werde, forderte die GfbV. "Denn solange Warlords
ungestraft die Zivilbevölkerung terrorisieren können,
wird es keinen Frieden geben", erklärte Delius.
Die Spannungen zwischen verfeindeten Ethnien und
Religionsgemeinschaften haben in den letzten Monaten massiv
zugenommen. Nach der Machtübernahme der überwiegend
muslimischen Seleka-Rebellen im März 2013 hatte es
zahlreiche Übergriffe ihrer Kämpfer auf Christen und
Bahai'i gegeben. Priester, Gläubige und Kirchengebäude
wurden angegriffen, von Christen bewohnte Häuser wurden
niedergebrannt. Selbst die Kathedrale der Hauptstadt Bangui und
soziale Einrichtungen der Kirchen wurden von Seleka-Kämpfern
attackiert. Daraufhin bauten Christen Bürgerwehren auf, die
wiederum Muslime alleine aufgrund ihres Glaubens verfolgen. So
wurden Marktstände muslimischer Händler systematisch
von Bürgerwehren zerstört. Allein im September 2013
starben mehr als 150 Menschen bei dieser Gewalt. Die USA und
Frankreich warnten letzte Woche vor einem Völkermord in der
Zentralafrikanischen Republik. Christen stellen rund 75 % der
Bevölkerung (40% Protestanten, 35% Katholiken), nur rund 10%
sind Muslime und 10% gehören indigenen Religionen an.
"Der Kreislauf der Gewalt nimmt immer dramatischere Ausmaße
an", warnte Delius. Die Seleka-Kämpfer und die von Christen
aufgebauten Bürgerwehren entziehen sich jeder Kontrolle
durch die Behörden. Wahllos plündern, morden und
vergewaltigen sie. Jede staatliche Ordnung ist zusammengebrochen.
Auch hat sich die Zahl der von allen kämpfenden Parteien
eingesetzten Kindersoldaten seit März 2013 auf inzwischen
6.000 Minderjährige verdoppelt.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050513de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Zentralafrikanische_Republik