Bozen, Göttingen, 13. Mai 2005
Mehr als 10.000
Mbororo-Nomaden und muslimische Bauern des Fulbe- Volkes sind
nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) seit Januar 2005 aus dem Westen der Zentralafrikanischen
Republik in das benachbarte Kamerun und nach Nigeria geflohen.
"Sie fliehen vor dem Terror von Milizen, die mit nächtlichen
Überfällen und Entführungen die Bevölkerung
einschüchtern", berichtete der GfbV- Afrikareferent Ulrich
Delius am Freitag. Die Milizionäre rekrutierten sich zumeist
aus Rebellen und Söldnern aus dem Tschad, die dem
Staatspräsidenten der Zentralafrikanischen Republik,
Francois Bozizé, bei seiner gewaltsamen
Machtübernahme im März 2003 geholfen hätten.
Seither plünderten sie mit Duldung der Behörden den
Westen des an Diamanten, Gold und Uran reichen Landes. Vergeblich
hätten Menschenrechtsorganisationen aus dem In- und Ausland
sowie die katholischen Bischöfe gegen die Willkür der
Milizen und ihre Straflosigkeit protestiert.
"Die mit Namenslisten aller Dorfbewohner ausgestatteten Angreifer
haben bereits mehr als 1.000 Kinder entführt, um
Lösegeld von ihren Angehörigen zu erpressen", sagte
Delius. Mit dem Verkauf ihrer Viehherden könnten die Nomaden
zwar meist die Freilassung ihrer entführten Kinder
finanzieren, doch aus Angst vor neuen Übergriffen
würden sie fliehen. Mit dem Verlust ihrer Herden hätten
sie jedoch auch ihre Lebensgrundlage eingebüßt, so
dass ihnen nun Verelendung und Hunger drohten. Doch auch in
Kamerun seien sie vor Angriffen der marodierenden Milizen nicht
sicher. So berichtete der Vertreter des UN- Hochkommissars
für Flüchtlinge in Kamerun, Jacques Franquin, am 14.
April 2005 in der Hauptstadt Yaounde über anhaltende
Übergriffe der auch im Nordosten des Landes aktiven Milizen
auf die geflohenen Mbororo-Nomaden.
Die Zentralafrikanische Republik ist eines der ärmsten
Länder der Welt. Nur 3,9 Millionen Menschen leben in dem
Staat, der doppelt so groß ist wie Deutschland. Die
durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 40 Jahre. 67
Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
Nun droht auch den wohlhabenderen Mbororo-Nomaden und den
sesshaften Fulbe-Bauern die Verelendung. Nach der Vertreibung der
Nomaden haben die Milizionäre ihren Terror in den letzten
Wochen immer mehr auf die muslimischen Bauern ausgeweitet. Die
Muslime stellten nur 15 Prozent der Bevölkerung in dem
überwiegend christlichen Land.