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Bozen, Göttingen, 9. Dezember 2015
Unruhe in Burundi. © Globovisión via Flickr.
Nach dem Scheitern der Bemühungen der Europäischen
Union um eine politische Lösung der Burundi-Krise hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein
stärkeres Engagement der Vereinten Nationen gefordert, um
fortgesetztes Morden und einen Bürgerkrieg in dem
ostafrikanischen Staat zu verhindern. "Nur der Weltsicherheitsrat
kann noch eine weitere Eskalation der Gewalt abwenden. Dringend
sollte eine Delegation des höchsten UN-Gremiums nach Burundi
reisen, um deutlich zu machen, dass es keine Alternative zu einem
umfassenden politischen Dialog mit der Opposition und der
Zivilgesellschaft gibt", erklärte der GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.
Von der EU angesetzte Gespräche mit Burundis Regierung, die
Menschenrechte mehr zu respektieren, endeten am Dienstagabend
ergebnislos. Die EU wird ihre Entwicklungszusammenarbeit nun
voraussichtlich einschränken. Bereits am Montag hatte
Staatspräsident Pierre Nkurunziza die Afrikanische Union
(AU) brüskiert, als er sich weigerte, Benins
Staatspräsidenten Thomas Boni Yayi zu empfangen. Er war von
der AU als Vermittler ernannt worden. "Burundis Regierung scheint
eine politische Isolation nicht zu fürchten. Nur der
Weltsicherheitsrat kann noch glaubwürdig deutlich machen,
dass staatliche Souveränität auch ihre Grenzen hat,
wenn ethnische Konflikte willkürlich geschürt und der
Frieden in der Region bedroht werden."
Nachdrücklich forderte die GfbV die Veröffentlichung
eines umfassenden Berichts des UN-Hochkommissariats für
Menschenrechte. "Es gibt glaubwürdige Indizien dafür,
dass die Zahl der Opfer deutlich höher ist, als von den
Vereinten Nationen bislang vermutet wurde", sagte Delius. Gehen
die UN bislang von 277 Toten seit Beginn der Krise im
Frühjahr 2015 aus, berichten lokale Organisationen von
weitaus höheren Opferzahlen. So dokumentierte die
burundische Menschenrechtsorganisation Iteka in einem in der
vergangenen Woche veröffentlichten Report 507 politisch
motivierte Morde zwischen Januar und Oktober 2015 sowie 991
Festnahmen und 2.203 Anklagen und willkürliche
Verurteilungen.
Jede Woche fliehen zurzeit mehr als 1.000 Menschen aus Burundi.
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge
sind 59 Prozent der Fliehenden Kinder und Jugendliche. Rund
220.000 Menschen haben seit April 2015 in den Nachbarländern
Zuflucht gesucht. Delius befürchtet: "Der schleichende
Exodus einer ganzen Generation wird die Entwicklung Burundis
für Jahrzehnte zurückwerfen."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150825de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Burundi