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Niger: Ultimatum der Terrorgruppe Boko Haram

Christen droht Vertreibung aus dem Staat Niger

Bozen, Göttingen, 14. Juni 2019

Flüchtlingslager in Diffa, Niger. Foto: Sam Phelps/Caritas. Flüchtlingslager in Diffa, Niger. Foto: Sam Phelps/Caritas.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer Vertreibung der christlichen Minderheit aus dem westafrikanischen Staat Niger. Heute läuft ein Ultimatum der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram ab. Sie hatte Christen aufgefordert, die Region Diffa im Südosten des Landes innerhalb von drei Tagen zu verlassen. Andernfalls würden sie getötet. Die Terrorbewegung wird wegen ihrer Übergriffe auf die Zivilbevölkerung in Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun gefürchtet. Sie hatte das Ultimatum am 11. Juni von einer früheren Geisel überbringen lassen. Die Christin war am 7. Juni 2019 aus ihrem Dorf in der Region Diffa entführt worden. Im überwiegend muslimischen Niger leben rund 65.000 Katholiken und Protestanten.

"Die Drohungen sind sehr ernst zu nehmen", mahnte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Denn erst am 2. Juni 2019 hätten Sicherheitskräfte einen Selbstmordanschlag auf eine Kirche in Diffa vereitelt. Ein Terrorist mit Sprengstoffgürtel und anderen Waffen sei gerade noch rechtzeitig vor der Zündung seines Sprengsatzes festgesetzt worden. Die Menschenrechtsorganisation warnt vor dem wachsenden Einfluss radikaler Islamisten in Westafrika. "Für Christen ist nicht nur in Niger das Leben gefährlich geworden. Auch im benachbarten Burkina Faso, in Mali, Niger, Tschad und Nigeria nehmen die Übergriffe radikaler Islamisten auf Christen deutlich zu", erklärt Delius.

Boko Haram wolle mit seiner Drohung weltweit seinen wachsenden Einfluss in der Region unterstreichen und den Staat Niger destabilisieren. "Bei der jüngsten Terrorwelle gegen christliche Einrichtungen in Burkina Faso wurden seit April 2019 mehr als 50 Christen getötet. Nun geht auch unter den Christen in den Nachbarländern Angst um. Denn sie werden immer öfter zur Zielscheibe radikaler Islamisten, die Staaten in Westafrika destabilisieren wollen", so Delius. "Für Christen in Niger ist das eine existentielle Bedrohung."

Nigers Christen bemühen sich um ein spannungsfreies Zusammenleben mit der überwiegend sunnitischen Mehrheitsbevölkerung. Doch noch ist der Terror des Januar 2015 nicht vergessen. Damals wurden bei tagelangen Protesten gegen eine Mohamed-Karikatur des französischen Satire-Magazins Charlie-Hebdo mehr als 70 Kirchen oder kirchliche Einrichtungen zerstört. Bei den Ausschreitungen in den Städten Niamey und Zinder wurden zehn Menschen getötet. Auch Schulen und Waisenhäuser wurden von der Gewalt nicht verschont. Besonders kleine protestantische Gotteshäuser wurden systematisch zerstört. Seither bemühen sich die Behörden und die Glaubensgemeinschaften um ein friedliches Zusammenleben Religionen. Doch auch in den Jahren 2016 und 2017 griffen extremistische Islamisten katholische und protestantische Kirchen und Einrichtungen an und brannten sie nieder.