von Theodor Rathgeber
Der Staudamm-Komplex im Narmada-Tal galt in Indien lange Zeit
als das herausragende Symbol für den Übergang des
Landes in die Moderne, geleitet von Wissenschaft und
industriellen Entwicklungsleitbildern. Immer höher, immer
weiter, immer schneller: so ließe sich in kurzen Worten das
Entwicklungscredo der indischen Regierungspolitik beschreiben,
das unkritisch die Vorgaben und Vorbilder der Industriestaaten
übernahm. Zum Irrglauben über Entwicklung kamen eigene
Interessen der Politik und der Investoren hinzu. Seit den 1980er
Jahren jedoch haben Widerstandsbewegungen und Experten das
Geschäft mit großen Staudämmen in Frage gestellt,
das einseitig zum Nachteil vieler vorangetrieben wird. Indien
liegt im Weltmaßstab an dritter Stelle mit Dammbauten. Die
erzeugte Elektrizität fließt jedoch überwiegend
in städtische Bereiche. Über 80 Prozent der
ländlichen Haushalte sind dagegen immer noch ohne Strom.
Statt des erhofften minimalen Lebensstandards für alle leben
350 Millionen Menschen offiziell unterhalb der Armutsgrenze und
250 Millionen haben kein sauberes Trinkwasser. Fast 85 Prozent
des Budgets für Bewässerungsvorhaben im Bundesstaat
Gujarat sind für das Sardar Sarovar-Projekt reserviert: Die
Armen subventionieren die Reichen.
Auch in anderen Bereichen der Entwicklung Indiens mehren sich die
Berichte, dass die Armen den Preis für den Fortschritt
bezahlen. Eine Studie von Pratap Chatterjee über ein
Großprojekt in Singrauli spricht von 150.000 Menschen, die
im Zuge des dortigen Kohleabbaus, dem Bau eines Staudamms,
fünf Elektrizitätswerken sowie von weiterverarbeitenden
Betrieben vertrieben wurden; manche ingesamt fünf mal und
ohne jegliche Entschädigung. Eine Studie der
Entwicklungsagentur US-AID stellt zu Singrauli außerdem
fest, dass durch effizienteren Energieeinsatz 30 mal mehr Energie
verfügbar wäre als die Erweiterung des Energiekomplexes
in Singrauli erbringen wird. Umgekehrt würde der sparsamere
Energieverbrauch lediglich ein Drittel der Kosten verursachen,
die für ein neues Kohlekraftwerk ausgegeben werden
müssen. Einige Bewohner des Slums von Chilkanand bleiben
dabei von der grotesken Situation nicht verschont, dass sie im
Angesicht der großen Elektrizitätswerke, die in der
Nacht hell erleuchtet sind, in ihren Hütten im Dunkeln
hausen müssen; sie haben weder Arbeit noch Strom.
Der Entwicklungsplan für das Narmada-Tal
Über die Vorhaben im Narmada-Tal ist bereits eine Menge
geschrieben worden und inzwischen auch im Internet
zugänglich; daher an dieser Stelle nur einige Schlaglichter.
Das gesamte Projekt besteht aus zwei mega-großen, 30
großen, 135 mittleren und 3.000 kleineren Staudämmen
in den Tälern der Narmada und ihrer 41 Nebenflüsse. Das
gigantomanische Projekt startete bereits 1960 mit der
Grundsteinlegung für das Sardar Sarovar Damm-Projekt. Der
Sardar Sarovar Damm ist inzwischen so gut wie fertig gestellt.
Ebenso wurden bereits sechs der großen Dämme
errichtet: Bargi, Tawa, Barna, Sukta, Matiyari und Kolar. Im Bau
befinden sich von den großen Staudämmen Sardar
Sarovar, Indira Sagar (der zweite Mega-Damm), Maheswar, Maan und
Jobat. Alle Staudämme - mit Ausnahme des Sardar Sarovar
Damms - befinden sich auf dem Boden des Bundesstaates Madhya
Pradesh.
Die Pläne und offiziellen Begründungen für die
Staudämme im Narmada-Tal im Allgemeinen und für den
Sardar Sarovar Damm im Besonderen beruhen auf der periodischen
Wasserknappheit in der Landwirtschaft vor allem im Bundesstaat
Gujarat. Die Projektbetreiber versuchten glauben zu machen, dass
das häufige Auftreten von Trockenheit und
Überschwemmungen in einem großen Gebiet des
Bundesstaates Gujarat auf das häufige Ausbleiben der
Regenfälle zurückzuführen sei. Ebenso sollten die
Wasserversorgung von cash-crop-Feldern, die Energiezufuhr
für die Fabriken und städtischen Zentren gesichert,
Arbeitslosigkeit verringert, die Wachstumsraten und
Produktivität der Fabriken erhöht werden.
Unabhängige Untersuchungen belegten dagegen, dass die
Wasserknappheit nicht zuletzt aus dem übermäßigen
Verbrauch und der bis heute nicht stattfindenden Regeneration des
Nutzwassers herrührt. Die Fabriken verbrauchen fast das
gesamte Flusswasser, indem sie den Wasserstand verringern, den
Fluss verschlammen und Abwässer hineinleiten; somit sind sie
die eigentlichen Verursacher für Dürre und
unkontrollierte Überschwemmungen. Bis auf die
wüstenartige Gegend im Nordwesten Gujarats hat keine Region
weniger Niederschläge als 50 cm, was dem landesweiten
Durchschnittswert entspricht und kaum als Grund für die
Dürreperioden gelten kann.
Das Narmada-Projekt hat außerdem überhaupt nicht die
Kapazität, die Probleme der Wasser- und Energieknappheit des
Bundesstaates zu lösen. Es wird geschätzt, dass die
geplanten Bewässerungsmöglichkeiten nur etwa 40 Prozent
des kultivierten Landes in Gujarat abdecken, wobei die
Fertigstellung des Narmada-Projekte die
Bewässerungsfläche um maximal 10 Prozent erhöhen
würde. Ausgerechnet die von akutem Wassermangel bedrohten
Gebiete um Kutch, Saurashtra und im Norden Gujarats sind jedoch
vom Projekt ausgenommen. Allenfalls 1,6 Prozent des
landwirtschaftlich nutzbaren Landes und nur knapp 8 Prozent aller
Dörfer in Kutch werden ab dem Jahr 2010 mit Wasser versorgt.
Gleichzeitig verschlechtert sich die Wasserversorgung in diesen
Gebieten, da alle lokalen und angepassten
Bewässerungsoptionen nicht weiter verfolgt werden. Den
größten Nutzen ziehen mit 76 Prozent Anteil an den
Bewässerungsmaßnahmen die Ebenen im Zentrum von
Gujarat und im östlichen Saurashtra. Der Distrikt Ahmedabad
erhält das Zehnfache an Wasser im Vergleich zum Distrikt
Kutch, obwohl letzterer fünf Mal so groß ist. Die
größten Nutznießer des Sardar Sarovar Projektes
sind die aufstrebenden Industriezweige in der Chemie oder der
Fertiggüterherstellung, der Anbau von Zuckerrohr und die
sonstige kommerzielle Landwirtschaft im Süden und in der
Zentralregion von Gujarat.
Vertreibung
Bis zu 250.000 Menschen sollen allein durch den Sardar Sarovar
Damm vertrieben werden. Es handelt sich um die höchste
Anzahl von Zwangsumsiedlungen bei einem Einzelprojekt. Über
43.000 Familien (250.000 Personen) aus 245 Dörfern in
Gujarat (19), Maharashtra (33) und Madhya Pradesh (193) sind
allein vom Stausee betroffen. Dazu kommen 117.000 Landbesitzer,
die durch die Kanalbauten in Mitleidenschaft gezogen werden,
sowie Hunderte und Tausende, die durch ausgleichende
Aufforstungsmaßnahmen, die Einrichtung von Naturparks -
dies betrifft 45.000 Adivasi - oder andere ergänzende
Maßnahmen wie Wehre beeinträchtigt werden. Insgesamt
betrifft der Sardar Sarovar Damm ca. 120.000 Adivasi (v.a. Bhil)
in den Bundesstaaten Madhya Pradesh, Maharashtra und Gujarat. In
Maharashtra wären es über 10.000 ha naturbelassener
Wald und 33 Adivasi-Dorfgemeinschaften, die überflutet
würden. Mehr als 144.000 ha Land würden
überschwemmt.
Die Umsiedlung bzw. Vertreibung der lokalen Bevölkerung
wurde ohne Vorsorge in Angriff genommen. Viele Umsiedler haben
kein "Land für Land" erhalten, worauf sie entsprechend den
Richtlinien des Schiedsgerichts (Narmada Water Dispute Tribunal)
Anspruch haben. Die Landrechte vieler Adivasi in Maharashtra
werden erst gar nicht anerkannt. Sie sind als widerrechtliche
Landbesetzer eingestuft. Von den plangemäß
Umgesiedelten haben viele steiniges, nicht kultivierbares Land
erhalten. Sie sind gezwungen, sich als Tagelöhner zu
verdingen oder in die städtischen Slums abzuwandern. Mehrere
Dorfgemeinschaften wurden auseinander gerissen und auf
verschiedene Orte verteilt; ein Verstoß gegen die Regelung
des Schiedsgerichts. Für die Adivasi bedeutet die
zwangsweise Umsiedlung außerdem nicht nur zerstörte
Häuser, zerstörte Felder - wertvolle Ackerflächen
und Waldbestände -, sondern auch zerstörte
Ahnengräber und insgesamt den Untergang der traditionellen
Götterwelt. Eine Veränderung der Gewohnheiten beim
Essen und beim Nahrungssammeln, der Flora und des damit
verknüpften Wissens; alle Kenntnisse der vorhergehenden
Generationen gehen verloren.
Große Staudämme in Indien: Schein und
Wirklichkeit
Ein Memorandum der Weltbank vom Februar 1995 stufte bereits die
große Mehrheit der Staudämme als unsicher ein. Der
Autor William Price stellte fest, daß von 25 untersuchten
Staudämmen keiner die bei heftigen Unwettern auftretenden
Wassermassen zurückhalten könnte. Von dieser Aussage
betroffen waren damals zwei der größten Dammbauten
Indiens, der Hirakud und der Gandhi Sagar Damm. Würde eines
der beiden Dämme versagen, wären die Folgen weit
verheerender als bei der Dammkatastrophe von 1979, als mehr als
2.000 Menschen beim Bruch des relativ kleinen Machhu II Dammes
starben, bei weitem übersteigen. Der Autor der Studie
schätzte, dass etwa zwei Drittel aller indischen
Staudämme Sicherheitsmängel aufweisen.
Die Bewertung der Staudämme in Indien fiel auch fünf
Jahre später keinen Deut besser aus. So stellte der im
November 2000 veröffentlichte Indien-Berichtsteil der World
Commission on Dams (unabhängige Expertenkommission zur
Beurteilung von Staudämmen) fest:
- In Indien wurden insgesamt 4.500 große Staudämme
errichtet oder befinden sich im Bau.
- Alle großen Staudämme tragen lediglich 10 Prozent
zur Getreideproduktion für die Nahrungsmittelherstellung des
Landes bei. Demgegenüber haben die kleinen
Bewässerungssysteme - Brunnen und Grundwasser - den
größten Anteil an der Getreideerzeugung.
- Fast alle großen Staudämme weisen eine negative
Kosten-Nutzen-Bilanz auf. Oft werden nicht einmal die
Betriebskosten ausgeglichen. Acht von zehn Staudammprojekten
schreiben rote Zahlen. Die von den großen Staudämmen
gespeisten Bewässerungsanlagen haben enorm hohe Kosten von
100.000 Rupies (ca. 2.000 Euro) pro Hektar.
- Im Jahr 2000 befanden sich 119 große Staudämme im
Bau, obwohl viele von ihnen noch auf den 5.
Fünf-Jahres-Plan, d.h. auf die 1970er Jahre,
zurückgehen.
- Die Mehrkosten für die 119 Staudämme beliefen sich im
Jahr 2000 auf knapp 15 Milliarden Euro (750 Mrd. Rupies);
inzwischen sind sie auf gut 25 Mrd. Euro angewachsen.
- Mehr als 1,5 Mio. Hektar Wald werden von den großen
Dammprojekten überflutet oder zerstört. Mindestens
ebensoviel fruchtbares Land ging verloren, ohne dass dazu genaue
Erhebungen existierten. Diese Verluste haben das produktive
Potenzial Indiens deutlich verringert.
- Die großen Dammprojekte haben bislang zwischen 30 und 40
Mio. Menschen vertrieben - Adivasi (Ureinwohner), Bauern, (Land-)
Arbeiter, Frauen, Männer, Kinder und Greise. Weniger als 50
Prozent von ihnen wurden entsprechend den Vorgaben des Gesetzes
umgesiedelt. Die Vertriebenen der Staudämme Bhakra, Ukai und
Koyna sowie anderer Projekte sind immer noch ohne Land, obwohl
mehr als 50 Jahre seit der Fertigstellung vergangen sind.
- 40 Prozent aller Vertriebenen gehören den Adivasi, dem
verwundbarsten Teil der Bevölkerung an, obwohl diese nur
sieben bis acht Prozent der Gesamtbevölkerung
ausmachen.
- Bis zum Jahr 1978 wurden alle Staudammprojekte ohne
Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt.
- Die Rate der Verlandung ist bei fast allen Stauseen deutlich
höher als angenommen. Zum Teil liegt sie um das 300-fache
über der Prognose und verringert entsprechend die
Lebenserwartung und Effizienz der Staudammprojekte.
- Bei 17 Staudämmen besteht die Gefahr, dass durch das
immense Wasserreservoir Erdbeben ausgelöst werden.
Widerstand
"Wir werden ertrinken, aber weichen werden wir nicht" ist der
zentrale Leitspruch des Widerstands. Seit 1987 wird der Protest
zunächst gegen den Sardar Sarovar Damm organisiert und die
"Bewegung zur Rettung der Narmada" (Narmada Bachao Andolan, NBA)
gegründet. 1993 erreichte der Widerstand, dass sich die
Weltbank aus dem Sardar-Sarovar Projekt zurückzog. Danach
zog die NBA vor das Oberste Gericht Indiens und erzwang in den
Jahren 1995 bis 1999 einen vierjährigen Baustopp für
den damals halb vollendeten Damm. Vier weitere Dammvorhaben
wurden in den 1990er Jahren durch Massenproteste auf Eis gelegt.
Seit 1999 solidarisierte sich die Autorin des Bestsellers "Der
Gott der kleinen Dinge", Arundhati Roy, zugunsten der Opfer von
Vertreibungen und veröffentlichte 1999 in zwei großen
indischen Wochenzeitschriften einen Appell gegen die
Narmada-Staudämme.
Aufgrund der vielen Proteste gegen eine Finanzierung mit
öffentlichen Mitteln und den Rückzug der Weltbank beim
Sardar-Sarovar-Projekt, übertrug die Landesregierung von
Madhya Pradesh 1994 die Finanzierung und Konstruktion des
Staudamms der S. KUMAR Company. Allerdings organisierte sich seit
1998 vehementer Protest gegen den Staudammbau auch in der
Bundesrepublik. Nichtregierungsorganisationen wie "Urgewald" und
WEED protestierten nicht zuletzt gegen die Beteiligung deutscher
Unternehmen. Die deutschen Energieversorger Bayernwerk und VEW
sowie Siemens und die HypoVereinsbank hatten eine Beteiligung am
Projekt erwogen. Im Jahr 1999 erklärten Bayernwerk und VEW
ihren Rückzug aus dem Projekt. Die Umwelt- und
Menschenrechtsorganisation Urgewald hatte herausgefunden, dass
viele Landflächen, die als Umsiedlungsstandorte
aufgeführt wurden, in der Überflutungszone des Dammes
liegen würden. Mehr als 20.000 Menschen würden also
vertrieben, ohne je umgesiedelt oder rehabilitiert zu
werden.
Im Anschluss an ein Gutachten des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Jahr
2000, das das völlige Versagen der
Umsiedlungsmaßnahmen bestätigte, verweigerte auch die
Bundesregierung eine Hermes-Bürgschaft für die
weiterhin beabsichtigten Investitionen von Siemens. Daraufhin
gaben Siemens und die HypoVereinsbank ihre Beteiligungsabsichten
vorläufig auf, wie zuvor bereits andere ausländische
Unternehmen. Der Bau dieses Staudamms bleibt vorerst
unterbrochen.
Vorerst. Die internationale Nichtregierungsorganisation
International Rivers Network berichtet, ausgehend vom Beispiel
Indien, wie die direkte Finanzierung von Projekten immer mehr
durch ein kompliziertes Geflecht von Finanzflüssen
abgelöst wird. Gestützt auf zahlreiche Beispiele
entwirrt der Bericht das Netz der indirekten Finanzierungen und
zeigt die Verantwortung von Regierungsstellen, internationalen
Finanzinstitutionen, Exportkreditagenturen und Banken auf.
Andererseits sind Mammutkraftwerke zu Symbolen für Konflikte
um lokale Ressourcen geworden. In den vergangenen Jahren haben
sich internationale Finanzinstitutionen weitgehend von der
Finanzierung solcher Projekte zurückgezogen. Stattdessen
nehmen etwa die China Development Bank oder die indische Power
Finance Corporation beispielsweise bei internationalen Geldgebern
Kapital auf und investieren dieses in Vorhaben, mit welchen die
ausländischen Geldgeber nicht direkt identifiziert werden
möchten. Den Projektbetreibern zu Hilfe beim Sardar
Sarovar-Projekt eilte der Oberste Gerichtshof in seinem Urteil
zum Narmada-Komplex am 18. Oktober 2000. Das Votum der Mehrheit -
zwei zu eins - folgte in seinen Ausführungen den
Projektbetreibern und ordnete den Weiterbau des Staudamms an,
obwohl das gar nicht beantragt war. Das Minderheitsvotum durch
Richter Bharucha unterstrich dagegen, dass solange die
Umweltauflagen nicht erfüllt seien, und das Expertenkomitee
keine Umweltgenehmigung erteilt habe, die Baumaßnahmen an
der Staumauer ruhen sollten.
Selbst nach diesem ungünstigen Urteil und der inzwischen auf
110 Meter erhöhten Staumauer geht der Kampf im Narmada-Tal -
und auch an anderen Orten - weiter. Hungerstreiks,
Demonstrationen vor Ort, Sitzstreiks vor Regierungsgebäuden
oder Berichte über Menschenrechtsverletzungen an den
Sonderberichterstatter für Indigene Völker, Rodolfo
Stavenhagen, sowie an andere Einrichtungen der UNO lehren die
Projektbetreiber nach wie vor das Fürchten um
Gewinnaussichten. Diese Aktivitäten bilden gleichzeitig die
Grundlage für internationale Kampagnen von
Umweltschützern und Menschenrechtlern. Es wäre zu
wünschen, dass es auch in Deutschland und in
europäischen Nachbarländern bald wieder Proteste -
nicht nur gegen das Staudamm-Projekt am Narmada-Fluss - gibt.
"Wenn sie schon so auf
Entwicklung der Adivasi aus sind, was ist denn in den letzten 50
Jahren passiert? Wieso gibt es dort keine Schulen, keine
Krankenhäuser, keine Straßen, keine Brunnen? Warum
hängt Entwicklung von dem Glauben ab, es seien die Adivasi,
die alles aufgeben müssen? Man kann nicht sagen, dass
Staudammprojekte nicht auch Resultate erbrächten. Ich sage
allerdings, dass sie die Ressourcen des Landes für die
Städte ausbeuten, damit sie dort einer
großstädtischen Elite dienen."
Arundhati Roy, 1999, (zitiert nach Adivasi-Rundbrief Extra,
März 2003).
Aus pogrom-bedrohte Völker 222 (6/2003).