In: Home > DOSSIER > Honduras. In Erinnerung an Berta Cáceres
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Von Wolfgang Mayr
Bozen, April 2022
Für ihren Einsatz musste Berta Cáceres mit ihrem Leben bezahlen. Foto: Prachatai/Flickr BY-NC-ND 2.0.
Vor sechs Jahren ist in Honduras die Menschenrechtlerin Berta
Cáceres ermordet worden. Die indigene Aktivistin wehrte
sich mit den indigenen Lenca-Gemeinden gegen den illegalen Bau
des Wasserkraftwerkes Agua Zarca.
Die Autorin und Schriftstellerin Nina Lakhani hat die Geschichte
von Berta Cáceres recherchiert. „Chi ha ucciso Berta
Cáceres?”, fragte sie nach. Ihre Erklärungen
dazu, „Staudämme und Todesschwadrone gegen eine
indigene Verteidigerin unserer Welt“. Lakhani stellt ihre
Recherche und ihr Buch in Bozen vor (am 28. April, ab 18 Uhr im
Garten des Stadtmuseums in der Sparkassenstraße). Sie kommt
zum Schluss, in Honduras – und nicht nur dort – wird
Widerstand lebensgefährlich.
Im März 2016 erschossen Auftragsmörder Berta
Cáceres in ihrem Haus in La Esperanza. Sie und die
Lenca-Gemeinden widersetzten sich dem illegalen Bau eines
Wasserkraftwerkes der Betreiberfirma Desarollos
Energéticos S.A. Hinter der Desa vermuten Oppositionelle
einflussreiche Personen aus Wirtschaft und Politik.
2018 wurden mehrere Auftragsmörder und Mittelsmänner zu
langjährigen Haftstrafen verurteilt. Kritiker wie der
Zivile Rates für indigene und Volksorganisationen von
Honduras (COPINH) werfen der Unternehmerfamilie Atala vor, hinter
dem Mordanschlag zu stecken.
Dem Bau des umstrittenen Wasserkraftwerkes sollen Absprachen
zwischen Funktionären des Staates und einflussreichen
Geschäftsleuten – wie der Familie Atala –
vorausgegangen sein. Die Atalas zählen zu den reichsten
Familien Zentralamerikas. Sie und ihresgleichen gelten als
Nutznießer der internationalen
"Entwicklungs"-Politik.
Die Bevölkerung von Honduras „profitiert“ nicht
davon. Zwei Drittel der Menschen sind arm, die Hälfte bitter
arm, besonders die Angehörigen der indigenen Völker.
Diese drängen auf die Klärung der Landrechte, besonders
die Lenca fordern die staatliche Anerkennung ihrer
Territorien.
Den Staat haben die reichen Familien gekapert, sie teilen sich
ihre Einflusssphären, beherrschen die Sicherheitskräfte
und die Justiz. In Honduras grassieren ungehindert der
Drogenhandel und die Geldwäsche.
Der zivile Rat für indigene und Volksorganisationen (COPINH)
hofft auf tiefgreifende Reformen der linken Regierungspartei
Libertad y Refundacion, die die Präsidentschaftswahlen 2021
gewonnen hat.
In Honduras wurden in den vergangenen Jahren immer wieder
indigene AktivistInnen und Angehörige indigener Völker
angegriffen und getötet. Meist vom Militär. So warf die
Misquito Organisation Mosquitia Asla Takanka (Masta) der Armee
vor, in ihrer Region Mosquitia die Menschen zu
terrorisieren.
Im Januar 2022 wurde ein weiterer prominenter indigener
Anführer getötet. Bei einem Kirchenbesuch erschossen
unbekannte Täter Pablo Hernández. Er hatte sich unter
anderem für die Errichtung einer Universität für
die indigene Bevölkerung eingesetzt. Zudem war er als
Journalist für unabhängige Radiostationen sowie als
Koordinator von kirchlichen Basisgemeinden und Vorsitzender des
Netzwerkes für ökologische Landwirtschaft in der Region
aktiv.
Nach demografischen bzw. ethnografischen Angaben leben in
Honduras bis zu neun Millionen Menschen, die meisten davon
Mestizen. 7 bis 15 Prozent sind Angehörige indigener
Völker, 2-5 Prozent Schwarze sowie 1-2 Prozent
Weiße.
Auf Einladung des Centro per la Pace Bolzano/Friedenszentrum, der
Bibliothek Kulturen der Welt/Biblioteca culture del mondo,
Collettivo Italia Centro-America, dem Stadtmuseum und der
Stadtbibliothek besucht Nina Lakhani Bozen. Sie war in den
vergangenen sechs Jahren in Mittelamerika unterwegs, ihre
journalistischen Themen sind Vertreibungen, der Drogenkrieg und
die Folgen, die weitverbreitete Gewalt, die Korruption, das
Versagen der Staaten, der Krieg um die natürlichen
Ressourcen und die Verteidigung der Umwelt. Lakhani ist
Korrespondentin der US-Version der Zeitung The Guardian.
Verschiedene Solidaritätskomitees und der Zivile Rat
für indigene und Volksorganisationen von Honduras (COPINH)
bitten um Spenden für ihre politische und humanitäre
Arbeit.
Aus pogrom-bedrohte Völker 293 (2/2016)
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/caceres.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/garifuna-de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa//2018/180305de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2015/150807de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030808de.html
| www.gfbv.it/3dossier/h2o/lateinam.html
www: copinhenglish.blogspot.it
| https://de.wikipedia.org/wiki/Berta_Cáceres