In: Home > DOSSIER > ROMANI ROSE, Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma in Deutschland
Sprache: DEU
Göttingen, Bozen, 16. März 2009
Romani Rose (m.) mit Sinti-Bürgerrechtlern beim Welt Roma Kongress in Göttingen, 1981.
Mehr als jede andere Menschenrechtsorganisation hat sich die
Gesellschaft für bedrohte Völker seit vielen
Jahrzehnten große Verdienste erworben im Kampf um die
Rechte und die gesellschaftliche und politische Anerkennung der
deutschen Sinti und Roma. Das gilt ebenso für die Wahrung
der Rechte der Roma-Minderheiten in den anderen Ländern
Europas. Bei dem Aufbau der neuen Bürgerrechtsbewegung der
deutschen Sinti und Roma im Jahre 1979, bei der sich erstmals
auch unsere jüngere nach 1945 geborene Generation
engagierte, kam der Gesellschaft für bedrohte Völker
eine wichtige Rolle zu.
Dazu war vor ihr keine andere Organisation bereit gewesen, auch
keiner der Verbände, die in Deutschland eigens für die
Aufarbeitung der Vergangenheit oder für die
KZ-Gedenkstättenpflege gegründet wurden. Im Herbst 1978
führten die Kontakte des "Verbandes Deutscher Sinti" und der
"Internationalen Romani Union" zur Gesellschaft für bedrohte
Völker erstmals zu einer systematischen
Öffentlichkeitsarbeit für die Bürgerrechte der
Sinti und Roma in der Bundesrepublik.
Mit ihren Erfahrungen in der Arbeit für Minderheiten
schaffen die Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation
zunächst den Sprechern der Sinti und Roma und ihren
Organisationen ein erstes Forum, damit sie endlich in der
Öffentlichkeit Gehör fanden. In enger Abstimmung mit
der Gesellschaft für bedrohte Völker machten ab Herbst
1979 der Verband Deutscher Sinti und weitere neu entstandene
regionale Organisationen unter Einschaltung von Presse, Rundfunk
und Fernsehen auf den vergessenen Holocaust und auf gravierende
Fälle behördlicher Rassendiskriminierung und auf
fortgesetztes Unrecht immer deutlicher aufmerksam.
Im September 1979 gab Tilman Zülch für die GfbV den
Sammelband "In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt" heraus, der
damals zum wichtigsten Buch für den Beginn der
Bürgerrechtsarbeit der deutschen Sinti und Roma in der
Bundesrepublik wurde. Besondere historische Bedeutung hatte die
gemeinsam mit der GfbV veranstaltete erste internationale
Gedenkkundgebung für die 500.000 von den Nazis ermordeten
Sinti und Roma im ehemaligen KZ Bergen-Belsen.
Bei dieser Kundgebung sprach auch die damalige Präsidentin
des Europaparlaments, Simone Veil, sprach, die als Jüdin
selbst Überlebende des KZ Bergen-Belsen ist. Von dieser
Veranstaltung ging die Forderung an die Bundesregierung zur
Anerkennung des Völkermordes und der Entschädigung
für die Überlebenden aus. Diese gesamte Arbeit der GfbV
war in besonderem Maße verbunden mit der Person ihres
damaligen Vorstandsmitglieds, Fritz Greußing, der in den
Folgejahren auch maßgebliche Arbeit bei dem Aufbau des
Zentralrats Deutscher Sinti und Roma leistete.
Durch die organisatorische Mitwirkung der Gesellschaft für
bedrohte Völker gelang es auch, den Dritten
Roma-Weltkongress 1981 mit 300 Teilnehmern aus 21 Staaten
abzuhalten. Auf dem Kongress in Göttingen hielten Simon
Wiesenthal, Heinz Galinski und weitere Gäste international
in den Medien beachtete Reden. In der Zeitschrift und Buchreihe
"pogrom" sind anschließend immer wieder wichtige
Veröffentlichungen der GfbV zum Thema der Rechte für
Sinti und Roma erschienen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker - insbesondere mit
ihrer langjährigen Roma-Referentin Kathrin Reemtsma - war
immer auch die wichtigste Fürsprecherin und politische
Kämpferin für die Menschenrechte der Roma-Minderheiten
im Kosovo und in anderen Teilen Südost-Europas, die von
Bürgerkriegen betroffenen waren. Ihr Einsatz galt genauso
den Rechten der Flüchtlinge aus diesen bedrohten Gebieten.
Wir sind der GfbV zu großem Dank verpflichtet.
Aus pogrom-bedrohte Völker 251 (6/2008)
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/thrakien.html
| www.gfbv.it/3dossier/errc-dt.html
| www.gfbv.it/3dossier/rom-dt.html |
www.gfbv.it/3dossier/sinti-rom/20041026-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/linkgfbv.html#rom
in www: www.sintiundroma.de | www.ric.org.yu | www.greekhelsinki.gr | www.errc.org | www.kv-roma.at | www.osce.org/odihr/18148.html
|
www.coe.int/t/e/human_rights/esc/4_Collective_complaints/List_of_collective_complaints/