Bozen, Göttingen, Genf, 25. April 2003
Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen (UN) hat
viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Diese
enttäuschende Bilanz hat die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) zum Ende der 59. Sitzung der Kommission am
Freitag in Genf gezogen. "Viele ihrer Mitgliedstaaten
schützen nicht die Menschenrechte, sondern nehmen sich
lieber gegenseitig in Schutz", kritisierte der GfbV-Referent
Ulrich Delius. Wenn die Kommission ihre Bedeutung für die
Wahrung der Menschenrechte weltweit nicht völlig verlieren
wolle, müssten dringend Reformen durchgeführt
werden.
Als Beispiel für das diesjährige Versagen der UN-
Kommission führte Delius die bedrückende Situation in
der Volksrepublik China an: "Die schweren
Menschenrechtsverletzungen werden einfach tabuisiert und kein
Staat hält es für nötig, in Genf wenigstens einen
Entwurf für eine China-kritische Resolution zu
präsentieren." Auch das Scheitern der Resolutionen zur
Verurteilung des brutalen Vorgehens Russlands in Tschetschenien
und der sudanesischen Regierung gegen die Zivilbevölkerung
im Südsudan und in den Nubabergen sei skandalös
gewesen. Um öffentlichen Tadel der UN zu vermeiden,
hätten sich kurzerhand über alle ideologischen
Differenzen hinweg verbrecherische Regimes wie Kuba, Kongo,
Libyen, Vietnam oder Zimbabwe zusammengeschlossen und gegen
entsprechende Resolutionen gestimmt.
Solange die Mitgliedstaaten der Kommission selbst nicht gewisse
Mindeststandards beim Respekt der Menschenrechte erfüllten,
sei ein Scheitern des Gremiums vorprogrammiert, meinte Delius.
Nur Staaten, die regelmäßig mit der Kommission
kooperativ zusammenarbeiteten und die bedeutendsten
Menschenrechtskonventionen ratifiziert hätten, sollten als
Mitglieder anerkannt werden.