Bozen, Göttingen, 12. Mai 2003
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die
indonesische Regierung am Montag nachdrücklich vor einer
Zensur für die Berichterstattung über die Krisenregion
Aceh gewarnt. Auch ausländische Journalisten müssten
freien Zugang nach Aceh bekommen, sollte die indonesische Armee
am morgigen Dienstag ihre Kampfhandlungen in dieser Provinz im
Westen des Landes wieder aufnehmen, forderte der GfbV-
Asienreferent Ulrich Delius. Der Menschenrechtler befürchtet
"wahlloses Töten hinter dem Bambusvorhang", für das es
keine fremden Augenzeugen geben soll. Der brutalen Repression der
Armee seien die meisten der mehr als 10.000 getöteten
Acehnesen seit 1976 zum Opfer gefallen. Ein Armeesprecher hatte
zuvor angekündigt, die indonesischen Streitkräfte
würden nach amerikanischem Vorbild nur ausgewählten
indonesischen Journalisten gestatten, Soldaten bei dem Feldzug zu
begleiten. Nur 60 lokale Journalisten würden für diese
Mission zugelassen, ausländische Berichterstatter
würden nicht berücksichtigt, hatte Generalmajor Sjafrie
Sjamsoeddin erklärt.
Nach dem Ablauf eines Ultimatums der Regierung an die
Freiheitsbewegung Free Aceh Movement (GAM) am 12. Mai wird mit
einer Wiederaufnahme der Kampfhandlungen in Aceh gerechnet. Am 9.
Dezember 2002 hatten sich die indonesische Regierung und die GAM
auf einen Waffenstillstand geeinigt. Seit März 2003 war der
Waffenstillstand jedoch immer häufiger gebrochen worden.
Politisch motivierte Gewalttaten hatten erneut deutlich
zugenommen. Allein in der vergangenen Woche starben dabei 13
Menschen in Aceh. Seit 26 Jahren kämpft die GAM für die
staatliche Unabhängigkeit der erdölreichen Provinz.