Offener Brief an die Teilnehmer des Festivals "euromediterranea" "Krieg & Frieden" und an die Teilnehmer der internationalen Sommerschule in Bozen vom 30. Juni bis zum 6. Juli 2003
Bozen, 30. Juni 2003
Als Menschenrechtsorganisation (www.gfbv.de und www.gfbv.it) appellieren wir an
Sie, die Friedensinitiative des ehemaligen tschetschenischen
Außenministers Ilya Achmadov und der Radikalen Partei zu
unterstützen. Das Thema des diesjährigen Festivals ist
"Krieg, Frieden" und die "Hoffnung Europa". Zwei Anlässe,
die Initiative mitzutragen, den Appell zu unterschreiben.
In Tschetschenien führt der russische Staat mit seiner Armee
und seinen sogenannten Anti-Terror-Einheiten immer noch einen
schmutzigen Krieg gegen die Bevölkerung. In zwei Kriegen
starben mehr als 160.000 Menschen. Die meisten Dörfer und
Städte der kleinen Republik wurden von der russischen
Luftwaffe bombardiert und zerstört. Tschetschenische
Menschenrechtler dokumentierten (
www-alt.gfbv.de/voelker/europa/tschetschenien/Memomai03.pdf)
ausführlich die Menschenrechtsverletzungen der russischen
Sicherheitsorgane, aber auch tschetschenischer
Widerstandskämpfer.
Auf Einladung der Langer-Stiftung informierten vor drei Jahren
zwei profilierte tschetschenische Menschenrechtlerinnen, Sainab
Gaschjaewa und Libkan Basajewa, auf dem Festival
"euromediterranea" in Bozen über die Lage in Tschetschenien.
Über die Vermittlung der Langer-Stiftung trafen sich die
beiden Frauen auch mit Vertretern der Grünen im
Europaparlament. In einer Erklärung wies die Stiftung auf
den vergessenen Krieg in Tschetschenien hin. Seitdem ist es still
geworden um Tschetschenien.
Eine neue Initiative zugunsten Tschetscheniens ist mehr als
notwendig. Die zwei wichtigsten EU-Staaten, Frankreich und
Deutschland, lehnten gemeinsam mit Russland den Krieg gegen den
Irak ab. Eine "unheilige" Allianz: Frankreich ist wegen seiner
Waffenlieferungen für den Völkermord der Hutus an den
Tutsi in Ruanda verantwortlich, deutsche Firmen rüsteten den
Irak des inzwischen gestürzten Saddam Hussein auf, Russland
führt seit Mitte der neunziger Jahre einen blutigen Krieg
gegen Tschetschenien. Krieg im europäischen Frieden, die
Europäische Union - die Hoffnung für viele - hat
Tschetschenien im Stich gelassen.
Der ehemalige tschetschenische Außenminister fordert die
sofortige Einstellung der Kriegshandlungen in Tschetschenien, das
unter UNO-Kontrolle gestellt werden sollte. Die Radikale Partei
(www.radicalparty.org)
unterstützt diese tschetschenische Friedensinitiative, die
inzwischen mehr als 4.000 Persönlichkeiten unterschrieben
haben - wie beispielsweise Marek Edelmann, der ehemalige
Kommandant des jüdischen Ghettoaufstandes von Warschau;
Jelena Bonner, russische Menschenrechtlerin und Witwe des
sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow oder der grüne
Europaparlamentarier Reinhold Messner.
Wir bitten Sie aus diesen Gründen, und auch weil im Europa
der Hoffnung Krieg statt Frieden herrscht, die tschetschenische
Initiative zu unterschreiben. Die Unterschrift ist
Friedensarbeit, praktizierte Konfliktprävention.