Bozen, Göttingen, 17. September 2003
30 Jahre nach dem Sturz des chilenischen Präsidenten Allende wird in Chile der Ruf nach einer Bestrafung der Verantwortlichen für die schweren Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur laut. Auch in Peru, Argentinien und Guatemala wird von immer mehr Angehörigen der Opfer schwerster Verbrechen der Militärs gefordert, diese dunkelsten Kapitel der Geschichte aufzuarbeiten. Ureinwohner haben besonders unter dem Terror der Militärs gelitten. Wir bitten Sie, sich an folgenden e-mail-Aktionen zu beteiligen, um die Straflosigkeit zu beenden.
Seit 1980 fielen in Peru 49.000 Indianer Übergriffen der
Armee oder der Guerilla-Bewegung "Leuchtender Pfad" zum Opfer,
stellte am 28. August 2003 eine vom Staatspräsidenten
eingesetzte Wahrheitskommission fest. Jahrelang war die
indianische Hochland-Bevölkerung in der Auseinandersetzung
zwischen Soldaten und Guerillakämpfern zerrieben worden.
Bitte appellieren Sie an den peruanischen Justizminister, eine
Strafverfolgung der für die Menschenrechtsverletzungen
Verantwortlichen einzuleiten.
Briefvorschlag:
Minister of Justice, Lima / PERU
E-mail: ddhh@minjus.gob.pe
Dear Minister, the recent publication of the Truth and Reconciliation Commission's report is an important step towards truth, justice and reconciliation. The report is significant because it highlights that roughly 75 percent of all 69.000 victims were indigenous Indians. Dear Minister, I'am calling upon you to ensure that all perpetrators of gross human rights violations will be prosecuted. Yours sincerely, |
Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Minister,
Die jüngste Veröffentlichung des Berichtes der
Kommission für Wahrheit und Versöhnung ist ein
wichtiger Schritt zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung.
Der bericht ist bedeutenswert, weil er hervorhebt, dass rund 75
Prozent aller 69.000 Opfer indianische Ureinwohner waren. Sehr
geehrter Herr Minister, ich bitte Sie sicherzustellen, das alle
für die schweren Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen
strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden.
Hochachtungsvoll
Die Mapuche-Indianer in Chile werden bis heute auf Grundlage
des von Diktator Pinochet erlassenen Anti-Terror-Gesetzes
inhaftiert, wenn sie sich friedlich für die Rückgabe
ihres während der Militärdiktatur geraubten Lande s
einsetzen. Zurzeit befinden sich 95 politische Mapuche Gefangene
in Haft. Die Vorwürfe sind immer die gleichen:
Brandstiftung, Beschädigung fremden Eigentums oder
Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Die Ge
sellschaft für bedrohte Völker unterstützt die
Mapuche in ihrer Forderung nach fairen Verfahren und Abschaffung
des Anti-Terror-Gesetzes. Bitte unterstützen Sie unsere
Kampagne mit einem Appell an den Justizminister, den Sie an die
Botschaft Chiles in Deutschland senden können.
Wenn Sie den Minister direkt anschreiben möchten,
können Sie die unten stehende Faxnummer benutzen.
Briefvorschlag:
Luis Bates Hidalgo, Ministerio de Justicia, Santiago /
CHILE
E-mail: embachilealemania@echileberlin.de;
Fax: 0056 -2 - 698 70 98
Muy respetado señor Ministro, Vengo a entregarle mi expreso saludo a los empeños de Chile por superar los crimenes que se cometieron bajo la dictadura de Pinochet. Me llena de preocupación el hecho de que cada vez más Mapuches esten siendo encarcelado s aplicandoseles la Ley de Seguridad Interior del Estado, cuando solo han hecho uso de su legítimo derecho democrático de tratar de recuperar en forma pacífica las tierras que les fueron robadas. Las acusaciones son siem pre las mismas, incendios intencionales, daños a la propiedad privada, o militancia en grupos criminales. Cerca de 100 Mapuches se encuentran en prisión. Señor Ministro, La Ley de Seguridad Interior del Estado contradice todos los principios democráticos. Proviene de los tiempos de la dictadura militar y debe ser rapidamente eliminada. Le pido por favor que haga Ud. revisar todos los procesos y condenas que han sido iniciados por causa de esa Ley. Los prisioneros políticos deben ser puestos en libertad de inmediato. Atentamente |
Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Justizminister,
ich begrüße ausdrücklich, dass sich Chile um die
Bewältigung der Verbrechen unter Diktator Pinochet
bemüht. Doch zunehmend erfüllt mich mit Sorge, dass
immer mehr Mapuche gemäß dem "Anti-Terrorismusgesetz"
angeklagt werden, nur weil sie sich friedlich für die
Rückgabe ihres geraubten Landes eingesetzt haben. Die
Vorwürfe sind immer die gleichen: Brandstiftung,
Beschädigung fremden Eigentums oder Mitgliedschaft in einer
kriminellen Vereinigung. Etwa 100 Mapuche sind zurzeit
inhaftiert, darunter Minderjährige.
Sehr geehrter Herr Minister, das Anti-Terrorismusgesetz
widerspricht allen demokratischen Grundsätzen. Es stammt
noch aus der Zeit der Militärjunta und muss schnellstens
abgeschafft werden. Bitte sorgen Sie dafür, dass alle
Verfahren und Urteile überprüft werden, die aufgrund
dieses Gesetzes erlassen wurden. Die politischen Gefangenen
müssen sofort freigelassen werden!
Hochachtungsvoll
Mit der spektakulären Aufhebung von zwei Amnestiegesetzen
wurde im August 2003 der Weg frei, um endlich das Schicksal von
einhundert während der Militärdiktatur (1976-1983)
"verschwundenen" Deutschen oder Deutschstämmig en zu
klären. Mehr als 20 Jahre lang hat die deutsche
Bundesregierung zur Entführung und Ermordung von Deutschen
geschwiegen. Erst nachdem Angehörige der Opfer in
Deutschland vor Gericht Gerechtigkeit suchten, zeigte sich auch
die Deutsche Botschaft in Buenos Aires kooperationsbereiter.
Bitte fordern Sie den Deutschen Botschafter auf, sich aktiv
für eine juristische Klärung des Schicksals der
Verschwundenen einzusetzen.
Briefvorschlag:
Botschaft der Bundesreplik Deutschland, Botschafter Dr. Rolf
Schumacher, Buenos Aires / ARGENTINIEN
Adresse: administracion@embajada-alemana.org.ar
Sehr geehrter Herr Botschafter, Mit großem Interesse habe ich die jüngste Aufhebung der Amnestiegesetze in Argentinien verfolgt. Auch rund einhundert Deutsche oder Deutschstämmige wurden während der Militärdiktatur entführt und kamen in der Haft vermutlich zu Tode. Ich möchte Sie bitten, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um das Schicksal der "Verschwundenen" zu klären und die Verantwortlichen vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen. Mit freundlichen Grüßen |
Am 31. Juli 2003 wurde der ehemalige Diktatur Rios Montt
offiziell als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen
im November registriert. Während seiner 18monatigen
Herrschaft wurden 1982/83 mindestens 600 Massaker verübt und
440 indianische Dörfer ausgelöscht. Rund 80.000
Maya-Indianer wurden während seiner Amtszeit getötet.
Insgesamt fielen mehr als 200.000 Menschen - unter ihnen 160.000
Indianer - schweren Menschenrechtsverletzungen in dem
Bürgerkrieg (1960-1996) in Guatemala zum Opfer. Die
Verantwortlichen für die völkermordartigen Verbrechen
blieben auch nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens 1996
straflos. Bitte appellieren Sie an Guatemalas
Staatspräsident Portillo, die Straflosigkeit endlich zu
beenden.
Briefvorschlag:
President Alfonso Portillo Cabrera, Ciudad de Guatemala /
GUATEMALA
E-mail: mensajes@presidenteportillo.gob.gt
Mr. President, After the recent exhumation from a mass grave on the grounds of a former military base, I have learned about one of the bloodiest periods in Guatemala's recent history. Twenty-one years on from General Rios Montt's coup the death and "disappearance" of over 200.000 people remain unaccounted for. I'am very much concerned about the prevailing impunity for genocide and the rising new human rights violations against indigenous human rights defenders. I'am calling upon you, Mr. President, to end impunity for gross human rights violations. Yours sincerely, |
Übersetzung: Sehr geehrter Herr
Präsident,
nachdem kürzlich auf einer früheren Militärbasis
Leichen aus einem Massengrab exhumiert wurden, habe ich mehr
über die blutigste Epoche in der jüngsten Geschichte
Guatemalas erfahren. Einundzwanzig Jahre nach dem Staatsst reich
von General Rios Montt sind der Tod und das "Verschwinden" von
mehr als 200.000 Menschen noch immer ungesühnt. Ich bin sehr
besorgt darüber, dass der Völkermord nicht geahndet
wird und erneut Menschenrechtler unter den Ureinwohnern Opfer von
Menschenrechtsverletzungen werden. Ich appelliere an Sie, Herr
Präsident, die Straflosigkeit für schwere
Menschenrechtsverletzungen zu beenden. Hochachtungsvoll