Bozen, Göttingen, 29. August 2003
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag an den peruanischen Staatspräsidenten Alejandro
Toledo appelliert sich für eine Strafverfolgung derjenigen
einzusetzen, die für den gewaltsamen Tod von rund 49.000
Indianern verantwortlich sind. Am Donnerstag hatte eine im Juni
2001 gebildete zwölfköpfige Wahrheitskommission in
ihrem Abschlussbericht festgestellt, dass im Kampf zwischen der
Armee und der Guerilla-Bewegung "Leuchtender Pfad" im Hochland
von Peru seit 1980 insgesamt 69.280 Menschen, unter ihnen 49.000
Indianer, politisch motivierter Gewalt zum Opfer gefallen
sind.
Der Bericht sei ein sehr ermutigender Schritt bei den
Bemühungen um Gerechtigkeit für die indianischen Opfer
des Terrors in Peru und bei den weltweiten Bemühungen um ein
Ende der Straflosigkeit, erklärte die GfbV. Die
Menschenrechtsorganisation begrüßte, dass die
Kommission der Staatsanwaltschaft auch eine Liste mit den Namen
von mehr als einhundert an Menschenrechtsverletzungen beteiligten
Armee- Offizieren und Soldaten übergeben habe, um eine
Strafverfolgung der Verantwortlichen zu ermöglichen.
Die indianische Hochland-Bevölkerung sei in der
Auseinandersetzung zwischen Armee und Guerilla-Bewegung jahrelang
zerrieben worden, berichtete die GfbV. Mit Überfällen,
Vergewaltigungen, Massakern und Morden habe der "Leuchtende Pfad"
die Indianer zur Teilnahme am Guerilla-Krieg zwingen wollen. Die
Armee habe mit Gegenterror geantwortet und wahllos ganze
Dorfgemeinschaften der Indianer vernichtet. Sowohl die Armee als
auch die maoistische Guerilla-Bewegung hätten mit
unvorstellbarer Grausamkeit Massaker an indianischen Kleinbauern
vor allem in der Region Ayacucho verübt. Die
Wahrheitskommission habe die Guerilla-Bewegung für 54
Prozent der Übergriffe verantwortlich gemacht, die Armee
für 35 Prozent. Von der Regierung unterstützte Milizen
seien an elf Prozent der Menschenrechtsverletzungen beteiligt
gewesen.