Bozen, Göttingen, 16. Januar 2004
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am
Freitag an Bundeskanzler Gerhard Schröder appelliert, sich
im Rahmen seiner Afrika-Reise für Menschenrechte in
Äthiopien einzusetzen. "Willkürliche Verhaftungen,
Folter, Verschwinden lassen und Erschießungen sind auch
dreizehn Jahre nach dem Sturz des Diktators Mengistu Haile Mariam
noch immer alltäglich in Äthiopien", erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Vor allem Oromo seien allein
aufgrund ihrer ethnischen Abstammung immer wieder Opfer
staatlicher Übergriffe. Die Menschenrechtsorganisation bat
den Bundeskanzler, das Schicksal von sieben aus politischen
Gründen verhafteten Oromo zu klären und sich für
mehr Pressefreiheit einzusetzen. Gegen mehr als 80 Journalisten
ermittelten derzeit die Behörden in Äthiopien, weil sie
angeblich die Meinungsäußerungsfreiheit verletzten.
Auch rief die GfbV Schröder dazu auf, bei seinen
Gesprächen auf eine friedliche Lösung der
Grenzstreitigkeiten mit Eritrea zu dringen.
"Bitte tun Sie alles, um einen neuen Krieg im Horn von Afrika zu
verhindern", appellierte die GfbV an den Bundeskanzler. "Ein
erneutes sinnloses Gemetzel an der äthiopisch-eritreischen
Grenze muss unbedingt verhindert werden", erklärte die
Menschenrechtsorganisation in einem Schreiben an den
Bundeskanzler. In einem blutigen Grenzkrieg zwischen
Äthiopien und Eritrea sind von 1998 bis zum Jahr 2000 mehr
als 60.000 Menschen getötet worden. Zwar unterzeichnete
Äthiopien im Dezember 2000 in Algier einen Friedensvertrag
mit Eritrea, doch stellte Addis Abeba in den letzten Monaten den
von der Grenzkommission ermittelten Verlauf der Staatsgrenze zu
Eritrea in Frage. Der Weltsicherheitsrat hatte am 7. Januar 2004
seine Besorgnis über den Stillstand bei der Umsetzung des
Friedensabkommens geäußert und an beide
Konfliktparteien appelliert, die Demarkierung der umstrittenen
Grenze voranzutreiben. Die Entscheidungen der Grenzkommission
seien bindend, erklärte der Weltsicherheitsrat.