Bozen, Göttingen, 16. März 2004
Hilferufe aus der Kurdenregion Syriens haben die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag erreicht: "Wir
brauchen dringend medizinische Hilfe und internationale
Beobachter. Denn wir haben mindestens 200 Verwundete mit
Schussverletzungen, von denen sich viele nicht in die
Krankenhäuser wagen", berichteten Sprecher kurdischer
Organisationen telephonisch aus der Region. Sie wurde von
syrischen Sicherheitskräften von der Außenwelt
abgeriegelt. In verschiedenen Städten und Ortschaften seien
Hunderte von Kurden willkürlich verhaftet und benachbarte
arabische Stammesangehörige bewaffnet worden. Auch in den
syrischen Großstädten Damaskus und Aleppo sei Jagd auf
kurdische Studenten gemacht worden und Sicherheitskräfte
seien in kurdische Wohnviertel gestürmt. In den Städten
Kamischli und Tirbesipiye hätten assyrische und armenische
Christen flüchtende Kurden in ihren Häusern versteckt.
Die Assyrer gehören zur alteingesessenen Bevölkerung
Nordsyriens.
Die GfbV kündigte an, sich an Außenminister Joschka
Fischer, an die politischen Parteien und Hilfsorganisationen zu
wenden und um Hilfe zu bitten. Am vergangenen Freitag waren
syrische Sicherheitskräfte nach einem Fußballspiel
zwischen kurdischen und arabischen Clubs gegen kurdische
Fußballfans und anschließend gegen kurdische
Demonstranten vorgegangen. Dabei sind zahlreiche Menschen
erschossen oder verwundet worden. 21 Tote seien gefunden und
beerdigt worden, berichten Kurden aus der Region. Zahlreiche
Menschen seien jedoch verschwunden, so dass die tatsächliche
Zahl der Opfer wesentlich höher sein könnte. Es gibt
Schätzungen von 70 bis zu über 100 Toten. In den
Städten Kamischli, Amuda, Derik, Serikaniye, Dirbesiye,
Tirbesipiye, Hassake und Afrin sei der Ausnahmezustand ausgerufen
worden.