In: Home > News > Tunesien: Diktator Ben Ali ließ Ureinwohner assimilieren
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Bozen, Göttingen, 17. Januar 2011
Der gestürzte Diktator Ben Ali war allgegenwärtig. Foto: K. Sido/GfbV.
Die neue politische Führung Tunesiens muss die Rechte der
Berber endlich anerkennen und respektieren, fordert die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). In einem
Schreiben appellierte die Menschenrechtsorganisation am Montag an
den tunesischen Übergangspräsidenten Foued Mebazaa, den
Ureinwohnern zu erlauben, eigene Vereine zu gründen,
Schriften in ihrer Sprache zu veröffentlichen und ihren
Kindern Berber-Vornamen zu geben.
"Nach dem Sturz von Diktator Ben Ali ist ein Umdenken notwendig",
sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.
Ben Ali hatte die Existenz der Masiren, wie sich die Berber
selbst bezeichnen, stets geleugnet. Daher gibt es bis heute auch
keine offiziellen Angaben über die Minderheit. Rund zehn
Prozent der zehn Millionen Bewohner Tunesiens gelten als Masiren.
Sie leben vor allem im Süden des Landes, in der Nähe
der Insel Djerba sowie nahe der Grenze zu Libyen und Algerien.
Viele Masiren sind als Gastarbeiter auch nach Europa emigriert
oder leben in den großen Städten des Landes.
Schon bei der Ausarbeitung der Verfassung Tunesiens im Jahr 1959
wurden die Masiren übergangen. Das Land wurde zur
arabisch-islamischen Nation erklärt. Dass dort auch
nicht-arabische Masiren leben, wird von der politischen
Führungsschicht Tunesiens bis heute ignoriert.
Selbst die laizistischen Oppositionspolitiker setzten in ihrem
1988 geschlossenen "Nationalen Pakt Tunesiens" auf eine
Arabisierung des Landes. Ben Ali trieb diese Arabisierung unter
Zwang voran. So sieht das von ihm 1995 erlassene "Gesetz zum
Schutz der Kinder" eine Erziehung gemäß arabischen und
islamischen Werten vor. Kinder von Masiren dürfen keine
Berber-Namen tragen, und auch im Schulsystem sowie im kulturellen
Leben und in den Medien wird die Jahrtausende alte Sprache,
Kultur und Geschichte der Berber ignoriert.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100307de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/02-2/020527de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020416de.html
| www.gfbv.it/3dossier/sahrawi/sah-mayr.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Berber
| http://de.wikipedia.org/wiki/Tunesien
| www.makabylie.org