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Bozen, Göttingen, 8. Mai 2012
Sinai: Grenze zwischen Ägypten und Israel.
Seit Jahresbeginn haben Beduinen in Ägypten 48 Geiseln
genommen. Für die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) ist dies ein deutliches Anzeichen wachsender Unruhe auf
der Sinai-Halbinsel. "Die Zahl der Entführungen von
Touristen, ausländischen Arbeitern, Blauhelmen und
ägyptischen Soldaten durch Beduinen ist seit Ende Januar
2012 rasant gestiegen", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius am Dienstag in Göttingen. "Zum Glück lassen die
Kidnapper ihre Opfer im Regelfall nach wenigen Stunden ohne
Zahlung eines Lösegelds wieder frei und niemand kommt
ernsthaft zu Schaden. Doch für die zukünftige Regierung
Ägyptens muss die Förderung von Frieden und Entwicklung
der lange vernachlässigten Region oberste Priorität
haben. Wer Sicherheit auf der Halbinsel garantieren will, darf
die 500.000 Beduinen nicht länger pauschal als
mutmaßliche Terroristen diskreditieren, sondern muss sie
als gleichberechtigte Bürger behandeln."
Erst am Montag sind zehn entführte UN-Blauhelm-Soldaten von
den Fidschi-Inseln wieder freigelassen worden. Zuvor wurden Ende
Januar 25 chinesische Arbeiter, im Februar drei
südkoreanische Touristen und zwei amerikanische Reisende, im
März zwei brasilianische Urlauberinnen und am 5. Mai 2012
sechs ägyptische Soldaten gekidnappt. Nach Angaben der GfbV
wollen die Beduinen mit den Geiselnahmen vor allem die
Aufmerksamkeit auf ihre schwierige Lage lenken und die Entlassung
inhaftierter Verwandter durchsetzen. Beduinen werden oft
straffällig, weil sie sich aufgrund ihrer Verarmung als
Schmuggler oder als Helfer radikal islamischer
Aufständischer verdingen.
Einige ägyptische Präsidentschaftskandidaten sehen den
Sinai nur als Sicherheitsproblem. Andere wollen dort endlich die
Wirtschaft fördern. So verspricht der Kandidat der
Muslim-Bruderschaft den Bau von Industrie- und
Landwirtschaftsprojekten sowie einer Eisenbahnlinie im Wert von
drei Milliarden US-Dollars. "Die meisten Beduinen trauen solchen
Versprechungen nicht, weil schon zu viele Zusagen nicht
eingehalten wurden", sagte Delius. "Die Förderung der
Wirtschaft ist wichtig, um die Lebensbedingungen verarmten
Ureinwohner zu verbessern." Doch die Beduinen wollen auch Rechte.
So reicht es ihnen nicht, dass sie nur mit einem Abgeordneten im
Parlament vertreten und 30 Jahre nach dem Abzug der israelischen
Armee noch immer nicht als gleichberechtigte Bürger
anerkannt sind.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/111115de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110207de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110126de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/101125de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100107de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030219de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_(Halbinsel)