In: Home > News > Internationaler Tag der Menschenrechte (10. Dezember 2014) Krimtataren leiden unter Menschenrechtsverletzungen
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 12. Dezember 2014
Moschee Dzuma-Dzami in Jewpatorija auf der Halbinsel Krim.
In diesem Jahr dürfen sich die Krimtataren am Tag der
Menschenrechte nicht treffen. Die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) berichtete am Dienstag, dass die prorussischen
Machthaber den Krimtataren jedwede Versammlung am 10. Dezember
verboten haben - wie auch schon am Gedenktag der Deportation am
18. Mai. "Dieses Verbot ist ein klarer Verstoß gegen die
Versammlungsfreiheit und ein skandalöser Versuch, die
Krimtataren mundtot zu machen", kritisierte der
GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch. Er betonte, dass die
GfbV nun die Forderungen der Krimtataren nach Achtung ihrer
Menschenrechte und Gewährung von Versammlungs-, Meinungs-
und Reisefreiheit sowie Aufklärung von Verbrechen und
Bestrafung der Täter veröffentlicht und auch an den
russischen Präsidenten Wladimir Putin sendet, damit ihre
Stimme gehört wird. Vor der Annexion der Krim durch Russland
haben sich engagierte Krimtataren in den vergangenen Jahren
regelmäßig am Tag der Menschenrechte in Simferopol
versammelt und eine Resolution verabschiedet, um ihren Rechten
Geltung zu verschaffen.
In ihrem Schreiben an Putin warf die GfbV dem Präsidenten
vor, seine Zusagen gegenüber den Krimtataren nicht
eingehalten zu haben. In seiner Rede vom 18. März habe er
den Angehörigen dieser Minderheit eine Sicherheitsgarantie
gegeben und versprochen, dass ihre Rechte geachtet würden.
"Auch die Machthaber auf der Krim selbst haben zwar das Gesetz
über die "Garantie der Rechte des krimtatarischen Volkes und
seine Integration in die Gesellschaft der Krim" in Kraft gesetzt,
halten es jedoch nicht ein.
Im Gegenteil: Die Krimtataren wurden und werden Opfer schwerer
Menschenrechtsverletzungen wie Morden, Verschwindenlassen,
Willkürjustiz, Einschüchterungen und Einreiseverbote
gegen zwei der wichtigsten krimtatarischen Politiker. Moscheen,
Schulen und Wohnungen werden durchsucht, das
Selbstvertretungsorgan der Krimtataren - der Medschlis - wird
systematisch handlungsunfähig gemacht. Razzien, bei denen
gezielt Personen "nicht-slawischen Aussehens"
erkennungsdienstlich überprüft werden, unter ihnen
überproportional viele Krimtataren, erzeugen ein Klima der
Angst unter der nichtrussischen Bevölkerung. Krimtatarische
Medien werden schikaniert und mit Schließung bedroht. Der
Unterricht in ukrainischer und krimtatarischer Sprache wurde
stark eingeschränkt und tausende Geschäfte und
Grundstücke, auch krimtatarische, wurden "nationalisiert",
das bedeutet praktisch ohne Kompensation enteignet.
Die Krimtataren stellen mit rund 300.000 Angehörigen knapp
15 Prozent der Einwohner der Krim. Am 18. Mai 1944 hatte Stalin
alle Krimtataren nach Zentralasien deportieren lassen. Bis zu 44
Prozent der Deportierten starben. Ihre Häuser wurden
niedergerissen, ihre Friedhöfe umgepflügt. Erst in den
späten 1980er Jahren konnte die Rückkehr der
Krimtataren in ihre historische Heimat beginnen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140227de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2005/050531de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Krimtataren
| www.gfbv.de/inhaltsDok.php?id=558