In: Home > News > Massenproteste in Indien - Dalits beklagen anhaltende Diskriminierung
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 4. Januar 2018
Die rund 200 Millionen Dalits hatten große Hoffnungen in den Hindu-nationalistischen Premierminister Modi gesetzt, als er im Mai 2014 sein Amt antrat. Foto: Mark Garten via UN Photo.
Nach Massenprotesten von Dalits in Indien hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) Premierminister Narendra
Modi aufgefordert, die anhaltende Diskriminierung dieser
besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppe engagierter zu
bekämpfen und sich von der Gewalt Hindu-nationalistischer
Extremisten gegen Minderheiten öffentlich zu distanzieren.
"Indien drohen vor den Wahlen im kommenden Jahr unruhige Zeiten,
wenn die Übergriffe von Hindu-Nationalisten auf Dalits,
Christen und Muslime nicht endlich konsequent bestraft und
öffentlich verurteilt werden. Dringend muss der Schutz der
Minderheiten in Indien verbessert werden, um Hass-Verbrechen und
Übergriffe auf Nicht-Hindu einzudämmen", erklärte
der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.
Hunderttausende Dalits haben in den vergangenen zwei Tagen in
Mumbai gegen Übergriffe von Hindu-Nationalisten und für
ein Ende ihrer Diskriminierung protestiert. Dabei kam der Verkehr
in der Millionen-Metropole weitgehend zum Erliegen.
Ausgelöst wurden die Massenproteste durch den gewaltsamen
Tod des 28-jährigen Dalit Rahul Phatangale. Er wurde am 1.
Januar 2018 bei einer öffentlichen Gedenkfeier
anlässlich des 200. Jahrestages der Schlacht von
Bhima-Koregaon im Bezirk der Millionenstadt Pune von
mutmaßlichen Hindu-Nationalisten getötet. Bei der
Schlacht besiegten Dalits im Jahr 1818 gemeinsam mit britischen
Soldaten Angehörige einer höherrangigen Kaste.
Die rund 200 Millionen Dalits, die früher auch
"Unberührbare" genannt wurden, hatten große Hoffnungen
in den Hindu-nationalistischen Premierminister Modi gesetzt, als
er im Mai 2014 sein Amt antrat. Doch ihre Erwartungen auf einen
Abbau ihrer Diskriminierung und eine Verbesserung ihrer sozialen
Lage erfüllten sich nicht. Neben Benachteiligungen im
Schulsystem und bei der Vergabe von Arbeitsstellen gibt es immer
mehr rassistisch motivierte Übergriffe von Hindu-Extremisten
wie Morde, Vergewaltigungen, Entführungen und
Brandschatzungen. Noch immer ist die Arbeitslosigkeit unter
Dalits doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Ihre wachsende
Unzufriedenheit über ihre katastrophale Lage entlädt
sich immer häufiger in öffentlichen Protesten. Allein
im Bundesstaat Maharashtra gab es im Jahr 2016 fast 60
öffentliche Proteste von Dalits.
Unter Übergriffen von Hindu-Extremisten leiden auch
religiöse Minderheiten in Indien. "Christen und Muslime
prangern die zunehmende Gewalt immer massiver an. Wenn die
indische Regierung diesen Extremismus nicht endlich konsequent
eindämmt, droht Asiens größter Demokratie
wachsende Instabilität", warnte Delius.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140530de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140517de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110513de.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/adivasi-kal.html
in www: www.dalitsolidarity.org