In: Home > News > Indien: Wahlsieg von Hindu-Nationalisten gefährdet Minderheiten
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Bozen, Göttingen, 17. Mai 2014
Adivasifamilie im Flüchtlingslager (Foto: Dr. James Albert, GfbV).
Nach dem Sieg des Hindu-Nationalisten Narendra Modi bei den
Parlamentswahlen warnt die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) vor einer Einschränkung der Rechte
ethnischer und religiöser Minderheiten in Indien. "Modi und
seine BJP-Partei sind nicht nur für das Massaker an Muslimen
im Bundesstaat Gujarat im Jahr 2002 verantwortlich, sondern auch
für Pogrome gegen Christen im Bundesstaat Orissa im Jahr
2008, für Anti-Konversions-Gesetze sowie für die
zunehmende Gewalt gegen Adivasi-Ureinwohner und für die
systematische Verletzung der Rechte indigener Völker",
erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Samstag in
Göttingen. "Die 200 Millionen Angehörigen
religiöser Minderheiten und die 95 Millionen Adivasi sind
die Verlierer dieser Wahl. Denn bislang haben Hindu-Nationalisten
in allen Bundesstaaten, in denen sie zur Macht kamen, den
ethnischen und religiösen Minderheiten das Leben zur
Hölle gemacht."
Die positiven wirtschaftlichen Impulse, die von der BJP erwartet
werden, dürften vor allem für die Adivasi zum Bumerang
werden. Denn in den Bundesstaaten Jharkand und Chhattisgarh
setzten BJP-Regionalregierungen auf Großprojekte indischer
Konzerne, die massive Landverluste der Adivasi zur Folge hatten.
"Die BJP war immer ein guter Partner der Bergbau- und
Stahlindustrie und hat schnell die Versprechen vergessen, die sie
im Wahlkampf den Ureinwohnern gegeben hatte." Auch setzen
BJP-Regionalregierungen in Adivasi-Siedlungsgebieten auf einen
bedingungslosen Krieg gegen maoistische Rebellen, in dem die
Ureinwohner regelmäßig zwischen den Konfliktparteien
zerrieben werden.
Auf den Andamanen-Inseln, auf denen die ältesten und am
meisten bedrohten indigenen Völker der Welt leben,
kündigte der BJP-Kandidat im Wahlkampf an, sich für
eine Assimilation der bewusst isoliert von der Außenwelt
lebenden Jarawa und anderen indigenen Völker einzusetzen.
"Dies würde nicht nur die von Indien erlassenen Bestimmungen
zum Schutz dieser Völker verletzen, sondern käme einer
gezielten Vernichtung dieser einzigartigen ethnischen
Gemeinschaften gleich", sagte Delius.
Zwar bemühten sich die christlichen Kirchen und
Verbände in ihren ersten Stellungnahmen, die wenigen
positiven Aspekte der Wahl (Korruptionsbekämpfung)
herauszustellen, doch in vielen Gemeinden geht die Angst um.
"Denn Extremisten der extremistischen Hindu-Jugendbewegung RSS
schüchtern regelmäßig Gläubige und Priester
ein, zerstören Kirchengebäude oder drohen mit Anzeigen
wegen angeblicher Verstöße gegen
Anti-Konversions-Gesetze." Gezielt hat die BJP in den letzten
zehn Jahren in allen von ihr regierten Bundesstaaten diese
umstrittenen Gesetze verabschieden lassen, die
Glaubensübertritte vom Hinduismus mit Haftstrafen von bis zu
vier Jahren ahnden.
Muslime befürchten, die BJP könne ihre in Gujarat
praktizierte Apartheid-ähnliche Politik der Ghettoisierung
der Minderheit nun auch auf nationaler Ebene umsetzen. Auch eine
Zuspitzung des Konflikts in der Stadt Ayodhya um den Bau eines
hinduistischen Tempels ist zu befürchten. Die
Hindu-Nationalisten drängen seit Jahren, einen
hinduistischen Tempel auf einem Gelände in Ayodhya zu
errichten, auf dem sich bis zu ihrer Zerstörung durch
Hindu-Nationalisten im Jahr 1992 eine Moschee befand.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2011/110513de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2010/100305de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091211de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/091116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090902de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090820de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090415de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090115de.html
| www.gfbv.it/3dossier/h2o/indien.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/adivasi.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/adivasi-he.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/adivasi-kal.html
| www.gfbv.it/3dossier/asia/andaman-de.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Jarawa
| www.indianchristians.in |
www.achrweb.org