In: Home > News > Deportation des tschetschenischen Volkes unter Stalin (23. Februar 1944)
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Bozen, Göttingen, 21. Februar 2020
Am 23. Februar 1944 deportierten Stalins Truppen rund 500.000 Menschen vom tschetschenischen und anderen Völkern aus dem Kaukasus. foto: tjabeljan via Flickr (CC BY 2.0).
Am 23. Februar 1944 deportierten Stalins Truppen rund 500.000
Menschen vom tschetschenischen und anderen Völkern aus dem
Kaukasus. Mindestens ein Drittel von ihnen kam aufgrund von
Hunger, Kälte, Krankheiten und Misshandlungen um. "Der
tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrow arbeitet seit
Jahren daran, das Gedenken an die massenhafte Deportation des
tschetschenischen Vokes unter Stalin zu manipulieren und die
historischen Ereignisse zu verfälschen", mahnt Ulrich
Delius, Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) anlässlich des Jahrestages. "Die Deportation und die
Erinnerung daran gehören zur tschetschenischen
Identität. Kadyrow hat kein Recht, den Menschen diese
Erinnerung zu nehmen."
Den zentralen Gedenktag verlegte Kadyrow im Jahr 2011
willkürlich auf den 10. Mai, wohl wegen der Ermordung seines
Vaters Akhmad Kadyrow am 9. Mai 2004 liegt. Am 9. Mai wird in
Russland traditionell der Sieg über den Faschismus gefeiert.
Daher konnte nicht gleichzeitig der Deportation gedacht werden.
Im Jahr 2008 versuchte die Kadyrow-Regierung das Denkmal für
die Deportierten in die Nähe einer ehemaligen
Mülldeponie zu versetzen. Viele Menschen in Tschetschenien
protestierten dagegen, das 1992 im Zentrum Grosnys errichtete
Denkmal zu entfernen. Die Menschenrechtsaktivistin Natalija
Estemirowa von der renommierten Organisation Memorial engagierte
sich besonders gegen die Verlegung. Am 14. Juli 2009 wurde sie in
Grosny entführt und am 15. Juli ermordet aufgefunden.
Wer in Tschetschenien für Menschenrechte eintritt, begebe
sich immer noch in Gefahr, erklärt Delius. Vor nicht einmal
drei Wochen, am 6. Februar 2020, wurde Jelena Milashina in Grosny
geschlagen und getreten. Die Journalistin der Novaya Gazeta hatte
2017 die Tötung von 27 jungen Männern sowie die
Verhaftung von über 100 Homosexuellen und den Mord an dreien
von ihnen in ganz Europa bekannt gemacht. Sie war vor Ort, um den
Prozess gegen einen Blogger zu beobachten.
Das Denkmal für die Deportation wurde 2014 "renoviert und
restauriert". Dabei wurden viele der Grabsteine, aus denen es
besteht, beschädigt oder ganz zerstört. Andere Teile
wurden willkürlich an einen neuen Platz verlegt. Im
September 2019 wurde noch ein neuer Ort für die Grabsteine
bestimmt, in der Nähe eines neu zu erbauenden
Einkaufszentrums. "Der Umgang mit den Grabsteinen, die den
Nachkommen viel bedeuten, ist beschämend", so Delius. "Die
Menschen in Tschetschenien haben das Recht, an das
größte Verbrechen in ihrer Geschichte zu erinnern und
die Toten zu ehren. Dass Kadyrow ihnen dieses Recht nehmen
möchte, zeigt einmal mehr die Unmenschlichkeit seiner
Herrschaft."
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2016/161006de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2016/160524de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2014/140225de.html
| www.gfbv.it/3dossier/cecenia/cec-rep40-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/cecenia/cecen-224.html
| www.gfbv.it/3dossier/cecenia/indexcec-dt.html
in www: www.chechenarchive.org |
https://de.wikipedia.org/wiki/Tschetschenien
| https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Stepanowna_Politkowskaja
| www.memo.ru