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Australien

Der Völkermord an den Aborigines

Auszüge aus: Janine Roberts: "Nach Völkermord: Landraub una Uranabbau. Die Schwarzaustralier (Aborigines) kämpfen ums Überleben"

Bozen, Göttingen, Mai 2008

Zeitgenössische Litogrphie von Alfred Scott Broad (1854-1929): Die Weißen erschossen die Aborigines wie Tiere.
Zeitgenössische Litogrphie von Alfred Scott Broad (1854-1929): Die Weißen erschossen die Aborigines wie Tiere.

Bei der Ankunft der Europäer lebten die Aborigines schon seit wenigstens 40.000 Jahren in Australien. Entlang der nördlichen Küste gab es häufige Kontakte mit indonesischen und anderen asiatischen Fischern und Entdeckern, aber soweit bekannt, beherrschten sie den Kontinent, ohne dass sie vorher jemals ernsthaft bedroht wurden.

Bevor die Briten kamen, gab es ungefähr 500 australische Völker (von denen heute viele ausgerottet sind) und eine gleichgroße Anzahl an Sprachen. Entlang der Handelswege, die den Kontinent von Nord nach Süd und von Ost nach West durchzogen, trieben die Menschen miteinander Handel. In einer Broschüre über "Australien", die die Londoner Hohe Kommission 1978 herausgab, steht: "Die einzigen Bewohner waren primitive, nomadisierende Aborigines. Die ersten Forscher ebneten den Weg für Niederlassungen." Aber schon die Holländer, die als erste landeten, sprachen von Ureinwohner-Häusern am Strand. Kapitän Cook sprach von Hütten. Andere berichteten genauer. Sir George Edward Grey, der 1841 Westaustralien erforschte, kam an zwei Dörfern vorbei, oder wie die Männer sie nannten, Städten. "Die Hütten, aus denen die Dörfer bestanden, sahen anders aus als in den südlichen Teilen des Landes. Sie waren viel größer und stabiler gebaut, und die Außenwände waren ordentlich getüncht ... obwohl sie jetzt unbewohnt waren, waren sie doch offensichtlich als feste Siedlungen gebaut ... diese anspruchsvolleren Hütten, gut gekennzeichnete Straßen, tiefe Brunnen und groß angelegte Yamswurzelfelder sind Zeichen einer großen und vergleichsweise sesshaften Bevölkerung."

Eroberung
Im Jahre 1770 landete Kapitän Cook an der Südküste Australiens, Cooks Geheimanweisung von der Admiralität lautete: "Mit Zustimmung der Eingeborenen soll er im Namen König Edwards günstige Gelegenheiten zur Landung ausnutzen; oder, falls das Land unbewohnt sein sollte, es durch Vornahme von Eigentumsmarkierungen als Entdecker und Erstbesitzer im Namen Seiner Majestät in Besitz nehmen." Nach zahlreichen Zusammentreffen mit den Aborigines, von denen auch einige friedlich verliefen, entschloss sich Cook seltsamerweise so zu handeln, als sei das Land "unbewohnt", und notierte am 22. August in seinem Tagebuch: "Wiederum hisste ich die Farben Englands und nahm im Namen Seiner Majestät, König Georg III, die gesamte Ostküste in Besitz." Aus Gründen der hohen Politik sollte Australien kein Krieg erklärt werden. Die überfallenen Australier, oder Aborigines, wurden zu Untertanen des Königs erklärt, bevor man sie unterworfen hatte. Von nun galt ihr Widerstand als "Rebellion", als Verbrechen, das bestraft werden musste.

Mitglieder des Mt.-Clay-Stammes 1859.
Mitglieder des Mt.-Clay-Stammes 1859.

Völkermord
Die Theorie vom "Überleben des Tüchtigsten" machte das Aussterben der Aborigines zu etwas Unvermeidlichem - da es für die Siedler offensichtlich war, dass sie selbst die überlegene Rasse waren. 1883 stellte der "Normanton Herald" die Behauptung auf, "dass sogar halbzivilisierte Nigger nicht mehr als arme Teufel seien, für die es eher eine Gnade als ein Verbrechen sei, aus dem Buch der Menschheit gelöscht zu werden." Im April 1883 schrieb Hochkommissar Arthur Gordon frank und frei an seinen guten Freund, Premierminister Gladstone: "Die Gewohnheit, die Eingeborenen als Ungeziefer zu betrachten, das von der Erde verschwinden muss, hat dem Durchschnitts- Queensländer ... einen brutalen und grausamen Charakterzug gegeben ... Ich habe gebildete und vornehme Leute getroffen, Menschen mit größter Freundlichkeit gegenüber anderen Weißen ... reden hören, nicht nur über das groß angelegte Abschlachten der Eingeborenen ... sondern auch über das Morden Einzelner. Genauso würden sie sich auch über die Sportereignisse des Tages unterhalten, oder darüber, wie man ein lästiges Tier tötet." Als sich die Weißen anschickten, ihr Land einzunehmen, schlossen sich die Aborigines zu Guerilla-Kämpfen zusammen. Oft waren die Schaf- und Rinderfarmen der eindringenden Weißen das erste Ziel der Aborigines. Obwohl sie nur Speere gegen Gewehre hatten, dauerte dieser Krieg von der ersten Schlacht bei Sydney bis zu den letzten Massakern im Nord-Territorium um 1930 fast 160 Jahre.

Sydney und New South Wales
Es dauerte länger als 50 Jahre bis die Umgebung von Sydney für die Kolonisatoren frei war und man nicht länger militärischen Schutz benötigte. Gouverneur Phillip, der die erste Gruppe Siedler und Sträflinge befehligte, schickte 50 Soldaten aus, als sein Wildhüter eine tödliche Speerverwundung erlitten hatte, und befahl ihnen, 10 Aborigines zu töten. Einer derjenigen, die dabei waren, berichtete: "Wir sollten die Köpfe der Getöteten abschneiden und zurückbringen; dafür wurden Beile und Taschen zur Verfügung gestellt." 1805 ordneten die Kolonialbehörden an: "Keinem Eingeborenen darf erlaubt werden, den Boden das Haus eines Siedlers zu betreten ... Sollte ein Siedler einen Eingeborenen beherbergen, so wird er unter Anklage gestellt." 1824 wurde in der Gegend von Bathurst das Kriegsrecht erklärt, um dem Militär völlige Handlungsfreiheit in der Niederschlagung von Eingeborenenaufständen zu gewähren.

Tasmanien
Auf Tasmanien fand die Ausrottung der meisten der Aborigines zwischen 1804 und 1834 statt. Die Massaker begannen am 3. Mai in Risdon, als das 102. Regiment der Britischen Armee 50 Bewohner der Oyster Bay niederschoss, Frauen und Kinder eingeschlossen. Die Tasmanier hatten sich ohne Speere mit grünen Bogen in der Hand (dem Zeichen des Friedens) genähert. Der Widerstand der Tasmanier verhinderte für einige Zeit die Ausdehnung der europäischen Siedlungen - und 1832 begannen sie, von den Europäern erbeutete Feuerwaffen gegen die Kolonialisten einzusetzen. 1829 wurden alle besiedelten Gebiete unter Kriegsrecht gestellt. Der Gouverneur setzte für jeden gefangenen Aborigine, gleichgültig ob Kind oder Erwachsener, ein Kopfgeld aus. 1830 schließlich wurde die ganze Insel unter Kriegsrecht gestellt.

Queensland
Die ersten Kolonialisten, die hierher kamen, waren bis auf das äußerste brutal. Gruppen gut bewaffneter Weißer zogen aus und rächten jeden Mord an einem Siedler, jedes Töten einer Kuh oder eines Schafes. Ein Augenzeuge berichtete: ,,Die Rache der Weißen ist der reine Terror; an den Wasserstellen im Norden kann man die grausigen Überreste der ermordeten Schwarzen sehen, verstreut umher liegende Schädel, Rippen und Knochen." Nach den Schätzungen eines Regierungsberichtes wurden für jeden Weißen etwa 50 Aborigines getötet. In einem Bericht aus dem Jahre 1885 ist zu lesen: "Um die Nigger ruhig zu halten, gab man ihnen etwas Schreckliches. Das Essen bestand zur Hälfte aus Strychnin und kein einziger entkam ... Der Besitzer von Long Lagoon löschte mit dieser List mehr als hundert Schwarze aus."

Doch die Aborigines wehrten sich auch erfolgreich
Als bei Palm River Gold entdeckt wurde, versuchten die Aborigines den Zustrom von Goldsuchern auf ihr Land zu verhindern. Mehrere Hundert Weiße starben. Der "Courier" in Cooktown berichtete 1873, dass der Weg zu den Goldvorkommen "fast mit den Leichen Weißer gepflastert" war. Der Kalkadoon-Stamm führte in den 80er Jahren einen langen Kampf, der jegliche Ansiedlung in Teilen von Cloncurry vereitelte. Es waren etwa 1000 voll ausgebildete Krieger.

Die Kimberleys
Das Vorhaben im Norden Australiens Viehfarmen zu errichten, war die erste große Bedrohung für die dortigen Stämme. Um ihren Widerstand zu ersticken, massakrierten Strafexpeditionen der Polizei ganze Stämme. Eines der letzten Massaker im Nordwesten, über das es Dokumente gibt, fand 1928 statt. Damals nahm es ein Missionar auf sich, Berichten nachzugehen, die ihm Aborigines über die fortgesetzten Massaker gaben. Er verfolgte eine Polizeitruppe, die in das Aborigines-Reservat nach Forest River gekommen war. Er fand heraus, dass diese Polizisten einen ganzen Stamm gefangen genommen hatten. Die Gefangenen wurden im Genick aneinander gefesselt und dann wurden alle bis auf drei Frauen getötet. Danach verbrannten sie die Toten und nahmen die drei Frauen in ihr Camp mit. Bevor sie das Camp verließen, ermordeten und verbrannten sie auch diese drei Frauen.

Darstellungen der Eroberung Australiens.
Darstellungen der Eroberung Australiens.

Northern Territory
Die erste größere Siedlung im Territorium entstand erst 1869, als Landvermesser ankamen, um den Bau des Hafens von Darwin (damals noch Palmerston) zu planen. Zur gleichen Zeit suchten sie auch eine Möglichkeit, eine Überland-Telegraphenleitung in den Süden zu legen. Die Telegraphenstationen wurden wie Festungen mit Steinmauern und engen Fenstern angelegt, da sich die Aborigines gegen die Invasion ihres Landes zur Wehr setzten. Obwohl die erste Viehfarm 1860 gegründet wurde, dauerte es bis Ende der 70er Jahre bis eine solche sich auch erfolgreich halten konnte. Die anderen wurden wegen des Widerstandes der Aborigines aufgegeben.

Ein Bild, wie Aborigines in den 30er Jahren auf den Viehfarmen behandelt wurden, erhält man aus einem Brief im "Northern Territory Standard" aus dem Jahre 1938. Der Schreiber erklärt, dass er auf seiner Farm ein Schnellverfahren anwandte und: "Ich erhielt einen Brief von jemandem, der im Gulf Country von Niggern angegriffen wurde: "Ich habe einfach draufgehalten. Bis heute 37 erledigt." Ein anderer brüstete sich, dass er seine Strafen mit einer Viehpeitsche und einer Drahtzange ausübte. Um besonders streng zu sein, spitzte er ein Stück Holz an und schlug es durch beide Hände des Beschuldigten. Er versicherte mir, dass er nun keinen Ärger mehr mit seinen Niggern hätte." Unter dem Druck engagierter Humanisten und von Seiten der Kirche schlug das Gewissen der Landesregierungen spät und sie entschlossen sich, auf dem Land, das die Viehzüchter nicht haben wollten, Reservate für die "aussterbenden" Aborigines in Inneraustralien zu schaffen - darauf Kirchenmissionen zu errichten, welche die Aborigines beschützen, beherrschen und einkerkern konnten. Die Reservate in den Wüsten Inneraustraliens wurden zwischen 1920 und 1954 errichtet. Die Hügel und Täler in Arnhemland östlich von Darwin waren Hoheitsgebiete der Aborigines- Stämme bis zum Ende der 30er Jahre. 1930 und 1932 wurden mehrere Polizisten und Fischer, die das Gebiet betraten, getötet. Dieses Gebiet durften sie bis in die 60er Jahre hinein behalten, als die internationalen Bergbaugesellschaften ihr Land begehrten und es sich einverleibten.

Auszüge aus: Janine Roberts: "Nach Völkermord: Landraub una Uranabbau. Die Schwarzaustralier (Aborigines) kämpfen ums Überleben". Aus pogrom-bedrohte Völker 247 (2/2008).


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/3dossier/austral/burrup.html | www.gfbv.it/3dossier/austral/abor-land.html | www.gfbv.it/3dossier/austral/australdt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080213de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/2-00/29-8-dt.html

* www: http://de.wikipedia.org/wiki/Aborigines | www.eniar.org | www.creativespirits.info | www.getup.org.au

Letzte Aktual.: 20.5.2008 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/3dossier/austral/aborig.html | XHTML 1.0 / CSS / WAI AAA | WEBdesign: M. di Vieste; E-mail: info@gfbv.it.

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