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Guatemala

Fünf Jahre Frieden im Maya-Land: Traditionen im Wandel

Ulrich R. Buczilowski

Guatemala
Einwohner: 11 Millionen, 63% Indigenas, 30% Mestizen, 5% Weiße.
Bevölkerungswachstum 2,8 %/Jahr (Deutschland 0,4%), 4,7 Geburten pro Mutter (D 1,3). Lebenserwartung 65 Jahre (D 77), Kindersterblichkeit 6,0% (D 0,5%), ein Arzt auf 7 mal so viel Menschen wie in Deutschland.
Mehr als die Hälfte der Guatemalteken leben in absoluter Armut.
Der Export (u.a. 21% Kaffee, 7% Zucker und 6% Bananen) geht zu 36% in die USA. Der Tourismus ist leicht von 537.000 1994 auf 600.000 ausländische Besucher 1998 angestiegen und erzielt damit etwa 13% soviel wie der gesamte Export.


Anfänge der Maya-Kultur
Die Maya-Kultur hat sich vor etwa 2.500 Jahren an der heutigen Grenze zu Mexiko unter dem Einfluß alt-mexikanischer Kulturen (Olmeken, Teotihuacán, Izapa) entwickelt. Die wichtigsten zugänglichen Maya-Stätten in Guatemala sind Uaxactún (2000v. - 900n.Chr., Sonnenobservatorium), die UNESCO-Weltkulturerben Tikal (600v. - 900n.Chr., Pyramiden) und Quiriguá (525n.-810n.Chr., Stelen) sowie die alte Mam-Hauptstadt Zaculeu (600n-1525n.Chr.). Die Entwicklung wurde durch die spanische Eroberung ab 1525 abgebrochen. Die Ausgrabungen bedeutender Maya-Stätten gehen besonders im Petén weiter. Etwa 80% der Maya-Städte sollen noch im Urwald verborgen sein.

Ethnische Verteilung
Das heutige Siedlungsgebiet der Maya-Völker umfaßt Guatemala, Mexiko, Belize, Honduras und El Salvador. Allein in Guatemala gibt es etwa 21 Maya-Sprachen. Genaue Zahlenangaben über ihre Verbreitung bleiben schwierig. Die größten Gruppen sind: 1,5 Millionen Quiché, über 700.000 Mam, 700.000 Cakchiquel, 500.000 Kekchí, über 112.000 Kanjobal, über 85.000 Tzutuhil, 80.000 Ixil und über 2.000 Uspanteken. Die beiden verschriftlichten Maya-Sprachen Quiché und Mam sowie Cakchiquel und Tzutuhil sollen allerdings jeweils von mehr als einer Million Menschen gesprochen werden.

Rückblick - Der Bürgerkrieg
Der Grundkonflikt Guatemalas ist die ungerechteste Landverteilung Mittelamerikas. Militärs treten als Großgrundbesitzer und Bewahrer der bestehenden Verhältnisse auf. 2% der Bevölkerung besitzen etwa 2/3 des bebaubaren Landes. Versuche von Präsident Jacobo Arbenz, die Landverteilung zu korrigieren, scheiterten 1954 auch an den wirtschaftlichen Interessen und dem Eingreifen der USA. Ab 1960 herrschte für 36 Jahre Bürgerkrieg. 1966-67 wurden 8.000 Maya im Nordosten umgebracht. 1978-83 wurden in Guatemala 440 Dörfer zerstört und durch kontrollierbare, ethnisch und religiös gemischte Modelldörfer ersetzt, 100.000 Menschen verloren ihr Leben. Um 1980 schlossen sich vier Guerilla-Organisationen zur Unidad Revolutionaria Nacional Guatemalteca (URNG) zusammen. Besonders brutale Menschenrechtsverletzungen und politische Morde gab es 1982/83 unter Staatschef Efraín Ríos Montt, dem Wortführer der US-finanzierten protestantischen Sekte 'El Verbo'. Die Massaker der Armee und der bis zu 50.000 Mann starken Milizen betrafen vorwiegend die Quiché und die Ixil. Allein im Ixil-Dreieck wurden ab 1983 über 60 Dörfer zerstört, mehr als ein Drittel der Maya getötet und über 40 sogenannte "Modelldörfer" errichtet. Es wurden Flächenbombardements mit Napalm und Pflanzengift durchgeführt. Etwa 200.000 Maya flohen nach Mexiko; 46.000 von ihnen wurden offiziell in Flüchtlingslagern registriert. Sie konnten erst ab 1993 zurückkehren.

In den 1990er Jahren wechselten anhaltende Übergriffe mit Zeichen der Hoffnung. Im Dezember 1990 verübten Soldaten ein Massaker an mindestens 12 Tzutuhilen in Santiago de Atitlán. Es begannen aber auch Friedensgespräche, UNO-Beobachter kamen nach Guatemala. 1992 erhielt die Quiché Rigoberta Menchú den Friedensnobelpreis. Im Oktober 1995 wurden 11 Menschen in Xamán vom Militär ermordet. 1995 beteiligten sich die Maya aktiv an den Wahlen, bei der die Neue Demokratische Front Guatemalas FDNG 6% erzielte. Es gibt seitdem Maya-Bürgermeister. Am 29. Dezember 1996 unterzeichneten vier Kommandanten der URNG und Regierungsvertreter ein Friedensabkommen, das u.a. den Spracherhalt und Ausbau der Zweisprachigkeit im Bildungs-bereich vorsieht.

Der brüchige Frieden
Im Bürgerkrieg sind laut UNICEF 200.000 Menschen gestorben, bis zu 150.000 Kinder haben mindestens ein Elternteil verloren. Im April 1998 legte Weihbischof Juan Gerardi einen kirchlichen Menschenrechtsreport über 55.000 Fälle vor; laut diesem Bericht wurden 90% der Morde von Militär und Paramilitär und 9-10% von der Guerilla verübt . Der Bischof wurde zwei Tage später von Armee-Angehörigen brutal erschlagen. Im Februar 1999 wurden Untersuchungen der UNO-Wahrheitskommission unter dem Vorsitz des Berliner Völkerrechtlers Prof. Christian Tomuschat zu 29.000 Morden veröffentlicht. Danach waren 83% der Opfer Maya, 93% der Täter von Militär oder Paramilitär und 3% von der Guerilla, 4% der Taten blieben ungeklärt. Die staatlichen Morde waren geplant. Im Mai 1999 scheiterte die verfassungsmässige Stärkung indigener Rechte. Im herbst 1999 siegten bei den Wahlen die rechten Parteien, Staatspräsident wurde Alfonso Portillo von der rechtsgerichteten Republikanischen Guatemaltekischen Front FRG, in der Großgrundbesitzer und Militärs wie der Parlamentspräsident Rios Montt bestimmend sind. Mit der Kultusministerin und dem Minister für Schulfragen sind inzwischen zwei Maya in der Regierung, sodass zweisprachige Schulen in indigenen Gemeinden zu erwarten sind. Im Juni 2001 kritisierte die UN-Beobachterkommission die mangelnde Umsetzung des Friedensabkommens bei Land- und Justizreform, neuen Wahlgesetzen, der Entwaffnung der Kriegsparteien und den Menschenrechten. Es werden weiterhin Massengräber entdeckt, Richter werden bedroht.

In Guatemala gibt es heute zwei ökonomische Welten, teure Supermärkte und günstige Märkte in traditionellen Dörfern oder Straßen der großen Städte. Reisende haben wohl während des Bürgerkriegs allein durch ihre Anwesenheit noch schlimmere Menschenrechtsverbrechen verhindert. Zu den touristischen Zielen gibt es neben dem von den Maya genutzten abenteuerlichen Busnetz Luxus-Busse für Leute, die für bequemes Vorankommen einen bis zu 8-fachen Preis zu zahlen bereit sind und unter sich bleiben. In den Touristenzentren wie Antigua oder Panajachel finden diese Internet-Cafés, die zu täglichen Fluchten in die gewohnte Welt verleiten und eine kulturelle Auseinandersetzung mit den Maya erschweren.

Im gegenwärtigen Guatemala ist wohl keine generelle öffentliche Militärpräsenz (wie noch bei den Maya-Völkern im mexikanischen Chiapas) zu beobachten. Auf dem Hauptplatz in Guatemala-Stadt brennt inzwischen eine Ewige Flamme für die "anonymen Helden des Friedens", die Säulen des Zauns der Kathedrale tragen nach Tatorten regional geordnet die Namen der Verschwundenen, Massakrierten und Exekutierten.

Am 29. Dezember 2001 fand auf dem Platz vor dem Nationalpalast mit einigen hundert Anhängern, Gewerkschaftlern und Kämpfern die 5-Jahres-Friedensfeier der inzwischen politischen Ex-Guerilla-Bewegung URNG statt, dessen Symbol eine Mixtur aus einer Handgranate und dem für Maya heiligen Maiskolben ist. Militantestes Zeichen blieb ein spontanes Feuerwerk zwischen der Bühne und den den Nationalpalast schützenden bewaffneten Sicherheitskräften. Die URNG beging den Tag mit dem Erinnern an Commandante Rolando Morán, einer Ansprache von Commandante Rodrigo Asturias und einem Kulturprogramm. In ihrer schriftlichen Stellungnahme würdigte die URNG das Friedensabkommen als historischen Schritt in eine multikulturelle Gesellschaft. Sie warf der vorangegangenen PAN-Regierung die Verschleppung von Reformen vor, der jetzigen FRG-Regierung Korruption, Rückschritte beim Friedensprozeß und bei der Einhaltung der Menschenrechte. Beide Regierungen hätten durch ihre neoliberale Politik Not und Elend der Bevölkerung noch verschlimmert. Die Gewalt nimmt vor allem in der anwachsenden Hauptstadt zu.

Die Mörder des Weihbischofs Gerardi sind inzwischen in 1. Instanz verurteilt worden; sein Nachfolger wurde der Menschenrechtler Bischof Rios, der ungleiche Bruder des Efraín Rios Montt.

Die Glaubenswelt
Maya-Rituale, wie z.B. Blutopfer ihrer Herrscher, sind schon von 1500 Jahre alten Reliefs bekannt. Die Glaubens- und Weltvorstellungen der Quiché sind im 'Popul Vuh' enthalten, das 1702 in Chichicastenango ins Spanische übertragen wurde. Der christlichen Missionierung der Maya durch die spanischen Eroberer kamen einige Gemeinsamkeiten zwischen ihrem traditionellen und dem katholischen Glauben zu Hilfe. Beiden sind Jenseits, Wiederauferstehung, das Fasten und das Verwenden von Altären vertraut; Weltenbaum, Kopalharz und Schnaps entsprechen Kreuz, Weihrauch und Weihwasser. Gott wurde in die Götterwelt der Maya aufgenommen, Heiligenprozessionen eingeführt. Die katholischen Heiligen haben für die Maya allerdings eine doppelte Bedeutung. In einigen Tzutuhil- und Quiché-Dörfern wird weiterhin eine skurrile, negativ besetzte vorchristliche Heiligenfigur namens Maximón oder San Simón verehrt. Sie ist wohl eine Mischung aus Mayagott, bösem Eroberer und Judas und kann mit Zigaretten, Alkohol oder je nach Hilfewunsch farbigen Kerzen besänftigt werden. Inzwischen sind beide Glaubensformen in Mittelamerika vermischt und kaum noch trennbar. Die katholische Kirche hat Kompromisse gemacht, versucht aber weiter, Maya-Riten zurückzudrängen. Die für Maya-dominierte Kirchen typischen leeren Räume mit ausgelegten Piniennadeln werden innen katholischer, mit Bänken und blankem Fußboden. Die Taufe beschert einen neuen christlichen Namen. Die Maya halten demgegenüber an Opfern für Naturgottheiten fest. Die einst von den Spaniern übernommenen Laien-Bruderschaften betreuen jeweils einen Heiligen; sie haben sich verselbständigt und sind zum Wahrer der Maya-Traditionen geworden.

Seit dem Erdbeben 1976 treten in Guatemala verstärkt US-finanzierte protestantische Sekten auf. Ende der 1970er Jahre wurde ihr Anteil an der Bevölkerung mit 9% angegeben, ab 1982 nahm er deutlich zu, da sich den Maya Karrieremöglichkeiten eröffneten. 1992 gab es noch 75-80% Katholiken und bereits 19-26% Protestanten. Heute steht im Stadtbild auf dem Hauptplatz zwar noch die katholische Kathedrale, während in den Straßen die protestantischen Sekten dominant sind. Ihr Anteil dürfte jetzt ein Drittel betragen. Auch in kleineren Städten findet man leicht meist schlichte protestanische Kirchenhallen, die Abwechslung in den reizarmen Alltag der Indigenas bringen. Showmaster mit Mikrophon und noblen Anzug singen zu rhythmischen Liedern und führen durchs Programm. Die enttäuschte Erwartung eines besseren Lebens führt aber auch zum Mitglieder-Austausch unter den Sekten.

Das traditionelle Leben
Blicken wir auf vom Bürgerkrieg besonders betroffene Völker, wobei die Auswahl traditioneller Orte wohl nicht repräsentativ ist.

Ixil
Der Ort Nebaj im Ixil-Dreieck ist über eine Schotterstraße und Serpentinen nur schwer zugänglich. Auf dem Hauptplatz wurde am 29 Dezember 1996 ein Denkmal mit Friedenstaube für "'unsere gefallenen Brüder"' errichtet. Auf dem Friedhof finden wir weiterhin heilige Piniennadeln auf den Gräbern sowie Maya-Riten mit Schnapsopfer und der Verbrennung von Kopalharz. Im Ort dominieren Sekten. Die Frauen erscheinen auf dem Markt und auch in protestantischen Kirchen in aufwendiger Tracht mit eingewebten Symbolen und Tieren.

Quiché
Die Quiché haben sich in der Vergangenheit auch gegen andere Maya-Völker durchgesetzt. Bei ihnen findet man die perfekteste Webkunst und den ausgeprägtesten Glauben an ihr persönliches Zweitwesen (Nahual). Santa María Chiquimula ist noch untouristisch, die nur teilweise befestigte Straße wird aber ausgebaut. Die Gläubigen bringen alljährlich zum großen Fest des schwarzen Christus Gaben in die Kirche, die noch genug Freifläche für Zusammenkünfte bietet. Draussen herrscht Jahrmarktstimmung: Kapellen spielen lateinamerikanische Rhythmen, der Tanz der Konquista wird aufgeführt. Auf dem stark besuchten Friedhof führen Schamanen an der Opferstelle Rituale aus, auf den Sandgräbern werden von den Angehörigen Apfelsinen geopfert und Kerzen entzündet. In Momostenango, einem Zentrum für Maya-Zeremonien, soll es noch 300 indianische Schamanen geben. Sie vermitteln zwischen Menschen und Göttern. Im Ort werden auch die Tag-und-Nacht-Gleiche sowie die Sommer-Sonnenwende begangen. Der Friedhof hat ein gemeinsames Opferkreuz und eine Feuerstelle, an der Schnaps geopfert wird. Auf den Gräbern brennen viele Feuer und Kerzen.

Chichicastenango ist auch für die Touristen zum Wallfahrtsort geworden. Die katholische Kirche wurde auf dem zerstörten Maya-Tempel errichtet, auf der erhaltenen Treppe finden traditionelle Opfer aus Blumenblüten und Schnaps statt. Die Büchsen mit brennendem Kopalharz schwenkenden Schamanen sollen laut Reiseführer inzwischen von der Tourismusbehörde bezahlt werden. Im Dezember kommen jährlich tausende Quiché zu einem mehrtägigen Fest. Die vierzehn Bruderschaften feiern weiterhin die Nächte durch, das Feuerwerk hat zugenommen, die Männer geben sich rituellen Alkoholexzessen hin und schlafen dann ihren Rausch in den Straßen aus. Vor 12 Jahren hat hier noch das Fotografieren von Würdenträgern der Bruderschaften größere Verwicklungen ausgelöst.

Bei der Maya-katholischen Prozession werden inzwischen drei Heiligenfiguren durch den Ort getragen. Auch Maximón wird hier verehrt. Neben Jahrmarkt, Spielestraßen, Feuerwerk, Marimba- und kolumbianischer Musik werden der Tanz der Konquista und auch der hinzugekommene, besonders bei Kindern beliebte Tanz der Comic-Figuren aufgeführt. Weitere bekannte Attraktion ist der Schrein des Maya-Erdgottes, an dem aus Dank Hühner, Eier, Reis, Alkohol, Zigaretten oder Blumen geopfert werden, Kerzen und Feuer brennen.

Totonicapán, auf 2.500 m, ist ein Ort mit untouristischem Markt. Das umgebende Departement hat die höchste Kindersterblichkeit, höchste Analphabetenrate und ärmste Bevölkerung Guatemalas. 2001 ließ der Staatspräsident nach den Steuererhöhungen Panzer auffahren gegen die wegen der wachsenden Armut protestierenden Einwohner. Im relativ wohlhabenden Almolonga findet ein quirliger Gemüsemarkt statt, der vom Anbau auf den umliegenden Feldern versorgt wird. Der Ort verehrt Maximón. In Zunil tragen die Frauen noch Trachten. Der verehrte San Simón wechselt einmal pro Jahr in ein anderes Haus.

Die Tzutuhil
Die Tzutuhil siedeln im Süden des Atitlán-Sees an 3 Vulkanen, die Rückzugsgebiet der Guerilla waren. Im traditionellen Santiago de Atitlán finden wir Bruderschaften, einen Schrein für Maximón, der an Festtagen durch den Ort getragen wird. Männer tragen wadenlange Hosen, die Frauentracht ist aufwendig mit Vogelstickereien. San Pedro La Laguna zeigt bereits deutliche Zeichen des Wandels. Die Trachten haben sich geändert, Sekten sind allgegenwärtig. Neben dem traditionell nur von Männern ausgeführten Konquista-Tanz wird der Tanz der Comic-Figuren aufgeführt, an dem auch Frauen teilnehmen. Feste sind mit einem Jahrmarkt verbunden.

Die Cakchiquel
Im Berghangdorf San Antonio Palopó gibt es nur kurzzeitige Tagestouristen und noch keine offizielle Unterkunft. Männer und Jungen tragen einen Teppichrock. Das scheinbar traditionelle, gemächliche Leben wird aber durch die stundenlange Beschallung des Ortes mit Sektensendungen gestört. Das koloniale UNESCO-Weltkulturerbe Antigua ist Haupttourismusziel und wirkt weltlich. Trachten sind nur auf dem Lebensmittel-Markt zu sehen.

Ausblick
Der intensive Bus- und Pickup-Verkehr zwischen den Dörfern ermöglicht Kontakte und verbindet einst getrennte Welten. Der Zunahme von guten Straßenverbindungen folgt die Erschliessung und Anpassung an die Mestizen-Gesellschaft. Der Wandel ist unübersehbar: Adobehäuser aus ungebrannten Lehmziegeln verschwinden und werden von Steinhäusern mit Wellblechdächern ersetzt. Bei den Festen nehmen lateinamerikanische Rhythmen zu, neue Tänze werden eingeführt, es werden mehr Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten.

Im Bürgerkrieg führte das Tragen von Tracht schon zum Verdacht der Zugehörigkeit zur Guerilla. An der teuren traditionellen Bekleidung halten die ländlichen Maya als Zeichen ihrer Identität weiter fest. Frauen tragen sie stolz auf Märkten und zu Festen, wie zumindest feiertags auch die Männer. Die protestantischen Sekten scheinen die größte Bedrohung zu sein. Sie verringern durch ihren strengen Moralkodex, der Alkohol, Weihrauch und Maya-Riten verbietet, den Widerstand gegen die Anpassung an die Mestizenwelt. Zudem lockt das Angebot einer Ausbildung bei der weiterhin hohen Analphabetenrate von ca. 33%.

Guatemalas Maya sind recht tolerant gegenüber Besuchern, es gibt kein strenges Fotografierverbot wie bei den tzotzilischen Maya in Chiapas-Gemeinden wie San Juan Chamula oder Zinacantan. Sie sind fähig, Fremdes zu integrieren aber Traditionen beizubehalten. Damit haben sie - verglichen mit der Globalisierung in anderen indigenen Regionen der Welt - durchaus die Chance, sich kulturell zu behaupten.

Ulrich R. Buczilowski hält in Berlin Vorträge über Völkerkunde und Kulturgeschichte. Seine Eindrücke stammen von Reisen in Guatemala 1990, 1998 und 2001/2. Aus "pogrom / bedrohte Völker" (Nr. 220 - 4/2003).


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030527de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-2/030725de.html | www.gfbv.it/3dossier/seattle.html | www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-conv-dt.html
* www: www.artemaya.com | mayaruins.com | www.michielb.nl/maya/astro.html | www.puebloapueblo.org | www.nativeweb.org | tropicoverde.org

Letzte Aktual.: 23.9.2003 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/maya.html | XHTML 1.0 / CSS | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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