Von der US-amerikanischen Regierung und einem Senator in die Enge getrieben, bitten amerikanische Ureinwohner zum ersten Mal die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) um Hilfe. Der OSZE-Vorsitzende und portugiesische Außenminister Antonio Martins da Cruz soll unverzüglich Untersuchungen der an den Western Shoshone durch die USA begangenen Menschenrechtsverletzungen einleiten. Mit dieser von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützten Petition des Western Shoshone National Council versuchen sich die Indianer auch gegen ein Gesetz zu wehren, das sie zur Annahme einer finanziellen Entschädigung und damit zur endgültigen Aufgabe ihrer Landrechte im Bundesstaat Nevada im Südwesten der USA zwingen soll. Der demokratische Senator von Nevada, Harry Reid, hat dieses Gesetz eingebracht. "Er will den seit mehr als 20 Jahre andauernden Rechtsstreit um die Ansprüche der Western Shoshone auf ihr Land jetzt mit einem Handstreich beenden und die Aufteilung der bereits 1979 gegen den Willen der Western Shoshone festgelegten Entschädigungssumme regeln: 20.000 Dollar für jeden Zuteilungsberechtigten", kritisierte die GfbV am Donnerstag. Am Freitag führt das dem Senatskomitee für indianische Angelegenheiten in Washington DC eine Anhörung durch, bei der der indianische Führer Chief Raymond Yowell die Western Shoshone vertreten wird.
"Erst vor kurzem hat es wieder einen Angriff von Behörden auf unsere Lebensweise und unsere Existenzgrundlagen auf unserem eigenen Land gegeben", berichtet Chief Yowell, "Vieh, das Ranchern der Western Shoshone gehört, wurde einfach beschlagnahmt." Die GfbV hofft, dass die OSZE derartige Vorfälle in ihre Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen genauso miteinbezieht wie die nach Auffassung der Indianer unberechtigte Nutzung, Verseuchung und Zerstörung ihres Landes durch die Atomlobby und die Goldkonzerne. Die USA haben als Signatarstaat die Helsinki-Prinzipien der OSZE akzeptiert. Zu diesen gehören Regularien zum Schutz der Menschenrechte nationaler Minderheiten und zur Absicherung der Rechte indigener Völker. Die OSZE befasst sich bereits mit dem Vorgang.
Sowohl der verordnete Tausch Land gegen Geld als auch der Versuch, die Indianer zur Annahme des Geldes zu zwingen, verstoßen gegen internationales Recht. Der Vertrag von Ruby Valley, der die Grenzen des etwa 90.000 km² großen Territoriums der Western Shoshone festlegt, wurde 1863 auf der Basis zwischenstaatlicher Beziehungen (nation to nation) geschlossen. Die Indianer haben ihr Land seitdem weder verkauft noch ihre Rechte daran abgetreten noch wurden sie formell enteignet. Es gehört ihnen daher noch immer, einschließlich aller damit verbundenen Rechte. Die Petition der Western Shoshone National Council an die OSCE ist im Wortlaut nachzulesen auf Paul Nellens Website: www.life-info.de/inh1./texte/aktuelle_news1.html.