Das britische Innenministerium gewährte gestern der ehemaligen sudanesischen Sklavin Mende Nazer politisches Asyl in Großbritannien. "Ich bin überglücklich und danke allen Unterstützern in Deutschland und Großbritannien, die sich dafür eingesetzt haben, dass ich nicht in den Sudan abgeschoben werde", erklärte die Bestseller-Autorin. Mit Protestaktionen in Deutschland hatte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) entscheidend dazu beigetragen, dass das britische Innenministerium seine im Oktober 2002 beschlossene Ablehnung des Asylantrages von Mende Nazer überdachte.
Tausende Leserinnen und Leser in Deutschland hatten sich nach der Veröffentlichung ihres Buches "Sklavin" an Protesten der Menschenrechtsorganisation beteiligt, um eine Abschiebung Mende Nazers in den Sudan zu verhindern. "Eine Abschiebung hätte tödliche Folgen für die Nuba-Frau haben können, da sie mit ihrer Autobiographie eine lebende Anklage der Sklaverei im Sudan ist", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.
Die heute 22 Jahre alte Mende Nazer schildert in ihrer im September 2002 in Deutschland veröffentlichten Autobiographie "Sklavin", wie sie als 13-Jährige von arabischen Sklavenhändlern aus den Nuba-Bergen entführt wurde und Zwangsarbeit bei wohlhabenden Nordsudanesen leisten musste. Später war sie von dem damaligen Geschäftsträger der sudanesischen Botschaft in London, Abdel al-Koronky, mit falschen Visa-Papieren in die britische Hauptstadt gebracht worden. Dort sollte sie nach eigenen Angaben als unbezahlte Haushaltkraft unter Sklaven-ähnlichen Bedingungen für den Diplomaten arbeiten. Nach ihrer Flucht aus Koronkys Haus am 11. September 2000 stellte sie einen Asylantrag, der im Oktober 2002 abgelehnt wurde. Die Proteste in Deutschland waren besonders entscheidend für den glücklichen Ausgang ihrer Odyssee, da Koronky mit der Androhung von Prozessen in Großbritannien die Veröffentlichung ihres Buches bislang verhinderte und ihr Schicksal daher dort einer breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt ist.