Mangelnde Friedensbereitschaft hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch der sudanesischen Regierung vorgeworfen, nachdem sie eine für heute geplante neue Runde der Friedensgespräche mit der sudanesischen Freiheitsbewegung Sudan People's Liberation Army (SPLA) abgesagt hatte. "Khartum will eine Diskussion um die Zukunft der Nuba Berge und anderer Siedlungsgebiete von Schwarzafrikanern im arabisch-muslimischen Nordsudan verhindern", warf der Afrikareferent der GfbV, Ulrich Delius, der Regierung des Sudan vor. "Einen dauerhaften und gerechten Frieden für den Sudan kann es aber nur geben, wenn auch die Zukunft der nicht-arabischen Völker im Norden und Westen des Sudan geregelt wird," forderte Delius. So seien seit Oktober 2002 mehr als 105 Angehörige des nicht-arabischen Volkes der Fur im Westsudan bei Überfällen von Milizen getötet worden, die mit der sudanesischen Armee verbündet seien. Mehrere Dörfer seien von den Angreifern geplündert und niedergebrannt worden, Dutzende Menschen seien bei den Überfällen verwundet worden. Fur, die Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Dörfer leisteten, seien verhaftet worden.
Die rund 700.000 in der Provinz Darfur im Westen des Sudan lebenden Fur sind fast ausschließlich Muslime. Sie leben als Bauern auf einer Hochebene und sind eine der größten Bevölkerungsgruppen in der seit Jahrzehnten von der Zentralregierung vernachlässigten Region. Seit 1983 eine schwere Dürre die Region heimsuchte, sind die Konflikte um Land und den Zugang zu Wasser zwischen den Fur und arabischen oder arabisierten Nomaden-Gruppen eskaliert. Mit Unterstützung der Regierung und der sudanesischen Armee, die arabische Milizen bewaffnet, vertreiben zugewanderte arabische Nomaden die Fur-Bauern von ihrem Land. So heizt die Regierung gezielt ethnische Konflikte an, denen seit 1990 mehrere Tausend Fur zum Opfer gefallen seien.
Die am 18. November 2002 in der kenianischen Stadt Machakos unterbrochenen Friedensverhandlungen sollten ursprünglich heute mit Beratungen über den umstrittenen Status der Nuba Berge sowie der Regionen Südlicher Blauer Nil und Abyei wieder aufgenommen werden. Die sudanesische Regierung hatte gestern ihre Teilnahme mit der Begründung abgesagt, diese von afrikanischen Völkern bewohnten Gebiete seien Bestandteil des Nordsudan und daher nicht Gegenstand von Friedensverhandlungen mit Südsudanesen.