Mehrere zehntausend
Frauen und Mädchen sind in den vergangenen vier Jahren im
Krieg in der Demokratischen Republik Kongo (ehemals Zaire) Opfer
von Vergewaltigung geworden. Auf diese von der
Weltöffentlichkeit kaum beachteten Verbrechen hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich
des Internationalen Frauentages (8. März) hingewiesen.
"Hunderte von Frauen wurden wie im Bosnien-Krieg von
Milizionären und Soldaten in Vergewaltigungslager
verschleppt, viele wurden mit AIDS infiziert", berichtete der
GfbV- Afrikareferent, Ulrich Delius, am Freitag in
Göttingen, "auch nach dem offiziellen Ende des Krieges im
Dezember 2002 wird noch immer sexuelle Gewalt gegen Frauen als
Waffe eingesetzt." Im Kongo-Krieg starben seit 1998 drei
Millionen Menschen.
Die GfbV forderte den Generalsekretär der Vereinten Nation,
Kofi Annan, dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass die UN-
Beobachtermission im Kongo (MONUC) auch mit dem Schutz der
Zivilbevölkerung betraut wird und die Verantwortlichen
für die schweren Menschenrechtsverletzungen an Frauen vor
Gericht zur Rechenschaft gezogen werden.
Augenzeugenberichte:
Erschütternde Berichte überlebender
Vergewaltigungsopfer liegen der GfbV vor: "Ich wache jede Nacht
vor Angst schweißgebadet auf", hat die 20 Jahre alte
Charlotte unter Tränen erzählt. Die junge Frau lebt in
einem Dorf in der Nähe der Stadt Bukavu im Osten des Kongo.
Sie ist traumatisiert von einem Überfall der Rebellen im
Oktober 2002.
"Sie drangen in unsere Hütte ein, stürzten sich auf
mich und vergewaltigten mich. Später musste ich ihnen in ihr
Lager folgen, wo sie sich dann um mich stritten." Auch die 36
Jahre alte Seraphine kommt nicht los von ihren qualvollen
Erinnerungen. Sie wurde bis zu zehnmal am Tag vergewaltigt. Mai
Mai-Milizionäre hatten sie verschleppt und einen Monat lang
in einem Lager festgehalten. Sie wurde Zeugin, wie Frauen, die
sich gegen eine Vergewaltigung zur Wehr setzten, mit Macheten
getötet wurden.