Bozen, Göttingen, 17. Dezember 2003
Deutschlands zweitgrößte
Menschenrechtsorganisation, die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV), hat am Mittwoch scharf kritisiert, dass
türkische Behörden Gedenkfeiern für den am 17.
Dezember 1995 in Istanbul verstorbenen uigurischen Exilpolitiker
Isa Yusuf Alptekin behindern. "Es ist ein unwürdiges
Schauspiel und ein Armutszeugnis für die
Menschenrechtspolitik der türkischen Regierung, wenn Uiguren
aus aller Welt keine Visa für die Einreise und Teilnahme an
den Gedenkfeiern erhalten, weil ihre Namen auf Listen stehen, die
von der chinesischen Botschaft in Ankara verbreitet wurden",
kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Auf
chinesischen Druck hin hatte die türkische Botschaft Uiguren
aus Kirgisien ein Türkei-Visum verweigert und erklärt,
die Antragsteller würden abgeschoben, sollten sie trotzdem
versuchen einzureisen.
Schon allein aus Respekt vor den 25.000 in der Türkei
lebenden Uiguren dürfe sich die Türkei nicht zum
Erfüllungsgehilfen einer chinesischen Führung machen,
die Menschenrechte der Uiguren mit Füßen trete, sagte
Delius. Pauschal würden alle Uiguren von Peking als
Terroristen diffamiert. Isa Yusuf Alptekin sei einer der
bedeutendsten uigurischen Persönlichkeiten des letzten
Jahrhunderts gewesen und über jeden Terrorismus-Verdacht
erhaben. Wer das Gedenken an ihn behindere, leugne die Existenz
von Uiguren, die sich um eine friedliche Lösung des
Konflikts in Ostturkestan bemühten.
Menschenrechte dürften beim Ausbau der wirtschaftlichen
Beziehungen zwischen der Türkei und China nicht
vernachlässigt werden, forderte Delius. Erst kürzlich
hat die GfbV während der China-Reisen von Bundeskanzler
Gerhard Schröder und vom Silvio Berlusconi als Vertreter der
EU wegen ihres Schweigen zu den Menschenrechtsverletzungen an
Uiguren massiv kritisiert und ihnen vorgeworfen, sich nur als
"Handelsreisender der Europa AG" zu verstehen.