Bozen, Göttingen, 2. Mai 2005
Nach jüngsten Massenverhaftungen in Ägypten hat die
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag vor
einer neuen Spirale der Gewalt gegen die Kopten gewarnt. "Wenn
Ägypten jetzt von ausländischen Touristen aus Angst vor
neuem Terror gemieden wird, dann werden radikale Muslime wieder
die christlichen Kopten zur Zielscheibe ihres Kampfes gegen einen
liberaleren Lebensstil machen", befürchtet der GfbV-Referent
Ulrich Delius. "Muslimischen Terroristen sind bereits zwischen
1992 und dem Jahr 2000 mehrere hundert Kopten zum Opfer
gefallen." Selbstverständlich verurteile die GfbV die
brutalen Selbstmordattentate des vergangenen Wochenendes. "Doch
Ägyptens Politik der Massenverhaftungen heizt die Situation
weiter an und die Kopten, die trotz ihrer Diskriminierung durch
staatliche Stellen als wohlhabend gelten, drohen wieder einmal
zum Opfer von Terror und Gegenterror zu werden."
Noch immer halte die ägyptische Regierung mehr als 2.000
Menschen im Norden des Sinai - unter ihnen viele Beduinen - ohne
Angabe von Gründen und reguläres Strafverfahren fest,
die nach den Gewaltanschlägen auf israelische Urlauber im
Oktober 2004 verhaftet worden waren, kritisierte Delius. Erst
Mitte April hatte der vom ägyptischen Staat mit aufgebaute
"Oberste Rat für Menschenrechte" in seinem 358 Seiten
umfassenden Jahresbericht der ägyptischen Polizei
vorgeworfen, inhaftierte politische Gefangene systematisch zu
foltern.
In den vergangenen Monaten hat die Gewalt gegen Kopten erneut
zugenommen. So waren am 29. Dezember 2004 bei
Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Muslimen und Kopten in
der 250 Kilometer südlich von Kairo gelegenen Provinz Minya
ein Mensch getötet und zwei Personen verletzt worden. Als
der Touristenstrom nach Ägypten Anfang der 90er Jahre
aufgrund von Bombenanschlägen nachließ, wurden die
christlichen Kopten von radikalen Muslimen mit Terror
überzogen. Von Behörden werden Kopten allein aufgrund
ihrer Religionszugehörigkeit benachteiligt: Obwohl sie
immerhin zehn Prozent der 70 Millionen Ägypter stellten,
werden ihnen keine Leitungsfunktionen in Verwaltung, Staat,
Polizei und Armee anvertraut.