Bozen, Göttingen, 5. Januar 2006
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat
gezielte Hilfe für die von der Dürrekatastrophe im
Nordosten Kenias besonders betroffenen Somali-Nomaden gefordert.
"Mehrere hunderttausend Nomaden benötigen dringend nicht nur
Nahrungsmittelhilfe, sondern auch international geförderte
Unterstützungsprogramme, um ein Massensterben ihrer
Viehherden zu verhindern", erklärte der GfbV- Afrikareferent
Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Im Nordosten
Kenias seien infolge der Dürre seit Dezember 2005 bereits 30
Prozent des Viehbestands verendet oder Not geschlachtet
worden.
"Die bislang von der kenianischen Regierung geleistete Hilfe ist
absolut unzureichend, um langfristig ein Überleben der
Nomaden zu sichern", warnte Delius. Mit dem Verlust ihrer
Viehherden drohe den 300.000 Nomaden der Somali-Völker
Gurreh, Gosha und Hawiyah langfristig die Zerstörung ihrer
traditionellen Lebensgrundlage und ihrer Kultur. Da sie
außer ihrer Viehzucht keine anderen Erwerbsquellen haben,
können sie weder Getreide noch andere dringend
benötigte Lebensmittel kaufen und werden zu Bittstellern
internationaler Nahrungsmittelhilfe. Dringend fehle es an
Viehfutter sowie an international geförderten
Viehaufkaufprogrammen, um eine weitere Verelendung der Nomaden zu
verhindern. Mit dem Not-Verkauf ihrer Herden versuchten die
Viehzüchter Lebensmittel zu kaufen, doch angesichts rapide
steigender Nahrungsmittelpreise sehe die Zukunft für die
Nomaden düster aus.
Die Dürrekatastrophe in den traditionell sehr trockenen
Bezirken Mandera, Wajir, Garissa und Marsabit hatte sich
verschärft, nachdem die zwischen April und November
üblichen Regenfälle ausblieben. Sind bislang 1,2
Millionen Menschen in der Region von Nahrungsmittelhilfe
abhängig, so werden im März bereits bis zu 2,5
Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sein. Die vom Ausland
bislang zur Verfügung gestellte Hilfe sichert nur bis
Februar eine Versorgung der Notleidenden. Der Nordosten Kenias
wird überwiegend von Nomaden der Somali-Völker bewohnt.
Nomaden stellen rund 25 Prozent der 31 Millionen Bewohner Kenias.
Aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums und der Ausweitung
des Ackerbaus werden sie in immer unwirtlichere Regionen
abgedrängt. Regelmäßig kommt es zu Landkonflikten
zwischen Nomaden und Bauern, die um Land, Weideflächen und
den Zugang zu Wasserquellen streiten.