Bozen, Göttingen, 6. Juni 2008
Einstimmig hat das japanische Parlament am Freitag, dem 6.
Juni 2008, eine Resolution verabschiedet, in der die
Ainu-Ureinwohner als "indigenes Volk" anerkannt werden und mehr
Hilfe für die Minderheit gefordert wird. "Dies ist ein
großer Tag für die Ainu, die nach Jahrzehnten der
Diskriminierung und Assimilierung endlich als "indigenes Volk"
anerkannt werden", erklärte der Asienreferent der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius,
am Freitag in Göttingen. "Lange haben Ainu-Organisationen
und ihre Unterstützer im In-und Ausland für diesen Tag
gekämpft", sagte Delius. "Wir hoffen, dass dies nun ein
Durchbruch ist und zukünftig die Rechte indigener
Völker in Japan stärker beachtet werden". Noch im
Frühjahr 2008 hatte die GfbV Japan in einer Eingabe beim
Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen wegen der
Diskriminierung der Ainu scharf kritisiert.
Der Durchbruch sei dem G 8-Gipfel zu verdanken, der vom 7. bis
9. Juli 2008 in der Heimat der Ainu, auf der Insel Hokkaido
stattfinde. Denn das Gipfeltreffen habe so viel Interesse
für Hokkaido und seine Bewohner geweckt, dass Japans
Politiker nicht länger die Probleme der mindestens 25.000
Ureinwohner ignorieren konnten. Die Anerkennung als "indigenes
Volk" ermöglicht es den Ainu, nun nicht nur als
Einzelpersonen, sondern auch als Gruppe Rechte einzufordern.
Insbesondere verlangen die Ainu mehr Schadensersatz für
zehntausende Hektar Land, die ihnen von der japanischen
Mehrheitsbevölkerung geraubt wurden.