In: Home > News > Kenia: Mit Kampfhubschraubern gegen Ureinwohner
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Bozen, Göttingen, 24. März 2009
Samburu beim Feuermachen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der
Polizei in Kenia am Dienstag vorgeworfen, die Menschenrechte der
Samburu-Hirtennomaden massiv zu verletzen und mit ihrem
rücksichtslosen Vorgehen die Lebensgrundlage der Ureinwohner
zu zerstören. Mit Kampfhubschraubern gehen hunderte
Polizisten seit dem 25. Februar 2009 gegen vermeintliche
Viehdiebe im Norden des Landes vor. Die Sicherheitskräfte
verübten Morde, folterten und beschlagnahmten alles Vieh der
Nomaden, berichtete die Menschenrechtsorganisation und forderte
Kenias Präsident Mwai Kibaki auf, die Polizeiaktion
unverzüglich zu stoppen. Die Viehherden müssten den
Ureinwohnern sofort zurückgegeben werden. An die
Europäische Union und die UN-Hochkommissarin für
Menschenrechte, Navanethem Pillay, appellierte die GfbV, Druck
auf die Regierung Kenias auszuüben, um die Gewalt zu
beenden.
Offiziell seien die Polizisten im Einsatz, um Viehdiebstahl zu
bekämpfen, der unter den Nomadenvölkern Ostafrikas
Tradition hat. Außerdem sollen die Sicherheitskräfte
illegale Waffen beschlagnahmen. Doch die Polizisten würden
wahllos alle Rinder, Schafe, Ziegen und Kamele zusammentreiben
und an andere Bevölkerungsgruppen verteilen.
Es seien schon mehr als 3.000 Stück Vieh beschlagnahmt
worden, berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Wer
dagegen protestiere werde erschossen. Frauen und Kinder seien von
Polizisten geschlagen worden. Die Bevölkerung werde
systematisch mit Gewehrsalven eingeschüchtert. Mehr als
2.000 Samburu seien bereits vor der Gewalt geflohen. Bei ihrem
brutalen Vorgehen hätten die Polizisten sogar einen
Friedensappell des Anglikanischen Bischofs der im Norden Kenias
gelegenen Stadt Nyahururu sowie eine Anordnung des Hohen
Gerichtes des Landes ignoriert. "Für die Samburu-Nomaden
bedeutet der Verlust ihrer Herden das Aus, denn das Vieh stellt
nicht nur ihre Ernährung sicher, sondern steht auch im
Zentrum ihrer Kultur und Lebensweise, ist ihre Währung und
Lebensversicherung", sagte Delius.
Die 150.000 im Norden Kenias lebenden Samburu gelten neben den
Massai als bekannteste nilotische Bevölkerungsgruppe Kenias.
Von den Folgen des Klimawandels schwer betroffen, ringen die
Nomaden seit Jahren um ihr Überleben. Im Jahr 2006 waren
durch eine Dürrekatastrophe 85 Prozent ihres Viehbestands
vernichtet worden. Viele der nun beschlagnahmten Tiere waren nach
der Dürre mit Unterstützung internationaler
Hilfsorganisationen gekauft worden. Auch der Zusammenbruch des
Tourismus nach der Gewalt in Kenia zum Jahresbeginn 2008 hat die
Nomaden schwer getroffen. Viele sind so verarmt, dass die
Prostitution stark zugenommen hat.
"Der brutale Polizeieinsatz ist symptomatisch für den Umgang
von Afrikas Regierungen mit Nomaden", kritisierte Delius. Auch im
benachbarten Uganda seien die Behörden im Jahr 2007 so
rücksichtslos gegen Karamojong-Nomaden vorgegangen, dass die
UN den Feldzug verurteilt hätten. Erst vor wenigen Tagen
hatten die UN Kenias Polizei vorgeworfen, für die
systematische Ermordung von Regimegegnern verantwortlich zu
sein.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060105de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/04-1/041008de.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nomad-del.html
| www.gfbv.it/3dossier/africa/nairob-en.html
in www: http://de.wikipedia.org/wiki/Samburu
| http://de.wikipedia.org/wiki/Kenia