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Bozen, Göttingen, 9. Juni 2009
Hinrichtungen in Iran.
Die Zahl der Hinrichtungen im Iran ist vor den
Präsidentschaftswahlen am 12. Juni nach Beobachtungen der
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eklatant
gestiegen. Die Menschenrechtsorganisation teilte am Dienstag mit,
allein im Mai 2009 seien 52 Todesurteile vollstreckt worden. Im
vergangenen Jahr wurden nach Angaben der iranischen Opposition
insgesamt 240 Menschen hingerichtet. "Opfer sind meist
Angehörige nicht- persischer Volksgruppen oder
nichtschiitischer Religionsgemeinschaften", sagte der
GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. Sehr häufig werde die
Todesstrafe von Sondergerichten im Schnellverfahren
verhängt, bei denen die Betroffenen kaum die
Möglichkeit hätten, sich zu verteidigen.
Rechtsanwälte würden nur sehr selten zugelassen. Die
GfbV fordert die Abschaffung der Todesstrafe.
Als Beispiel für ein derartiges Schnellverfahren, bei denen
das Urteil quasi schon von Anbeginn an feststeht, erinnerte Sido
an die Hinrichtung von drei Belutschen am 30. Mai in Sahedan in
der Provinz Sistan-Belutschistan im Südosten des Iran. Sie
wurden beschuldigt, zwei Tage zuvor an einem Bombenanschlag auf
eine schiitische Moschee beteiligt gewesen zu sein. Durch das
Attentat wurden 20 Menschen getötet und mehr als 120
verletzt.
Die Willkürurteile gegen die drei Belutschen machten
deutlich, dass sich die iranische Justiz dazu missbrauchen lasse,
den absoluten Machtanspruch der schiitischen Geistlichkeit zu
unterstreichen, kritisierte der Menschenrechtler. Die ca. 2,4
Mio. Belutschen leiden unter Diskriminierung. Sie bekennen sich
mehrheitlich zum sunnitischen Islam. Ihre mit dem Persischen
verwandte Sprache ist nicht anerkannt. Der Zugang zu
Regierungsposten ist den Belutschen verwehrt, ihre
Siedlungsgebiete werden von der Regierung systematisch
vernachlässigt, so dass dort hohe Arbeitslosigkeit
herrscht.
Im Vielvölkerstaat Iran leben neben den zum
größten Teil schiitischen Persern auch Aseri, Kurden,
Araber, Belutschen, Turkmenen und andere kleinere ethnische
Minderheiten sowie auch nicht-islamische Religionsgemeinschaften
wie die christlichen Assyrer und Armenier, aber auch
Baha´i, Zoroastrier und Juden. Die nichtpersischen
Nationalitäten stellen weit mehr als die Hälfte der
rund 75 Millionen Staatsbürger des Iran. Als
eigenständige Völker mit eigener Sprache, Kultur und
Geschichte werden sie nicht anerkannt. Sie alle leiden unter
Unterdrückung und Diskriminierung. Am 20. Juni veranstalten
die GfbV und die Friedrich-Naumann-Stiftung FÜR DIE FREIHEIT
eine Konferenz in Frankfurt/Main zur Lage der diskriminierten
ethnischen und religiösen Gemeinschaften im Iran mit
zahlreichen Vertretern dieser Volksgruppen und
Religionsgemeinschaften.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2009/090513de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080903de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2008/080122de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2007/071123de.html
in www: www.komala.org | http://de.wikipedia.org/wiki/Bahai
| www.bahai.de