In: Home > News > Gesellschaft für bedrohte Völker auf der Buchmesse Leipzig (18.-21.3.2010). Vielen Minderheitensprachen droht der Untergang
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Bozen, Göttingen, Leipzig, 18. März 2010
Vielen Minderheitensprachen droht der Untergang. Foto: Pratham Books (Flickr.com).
Der drohende Untergang der Sprachen von Minderheiten und
Ureinwohnergemeinschaften ist Thema der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) auf der Leipziger Buchmesse. Die
internationale Menschenrechtsorganisation präsentiert dort
einen 111-seitigen Report über das weltweite Sprachensterben
mit vielen Beispielen aus allen Kontinenten. An ihrem Stand
bietet sie allen Interessierten auch Hörbeispiele bedrohter
Sprachen an. Mit dem Podiumsgespräch "Wenn die Sprache lebt,
lebt die Kultur", zu dem eine Itelmenin von der russischen
Halbinsel Kamtschatka und ein Experte für indische
Minderheiten erwartet werden, wird die GfbV auf dringend
notwendige Initiativen zur Rettung bedrohter Sprachen
hinweisen.
Statistisch gesehen stirbt alle zwei Wochen eine der weltweit
noch 7.000 Sprachen, berichtet die GfbV in ihrem neuen
Menschenrechtsreport. Besonders gefährdet sind Sprachen der
Ureinwohner, so genannter indigener Völker. "Wenn eine
Sprache stirbt, ist das ein schlechtes Zeichen für die
Situation ihrer Sprecher. Oft leiden sie unter
Menschenrechtsverletzungen, werden diskriminiert, von ihrem Land
verdrängt oder bedroht."
Mit ihrer Sprache verlieren die Betroffenen das wichtigste Abbild
ihrer Kultur. So verschwinden ihre Bezeichnungen für
Pflanzen, Tiere, Orte, Gefühle, religiöse Werte genauso
wie ihre meist mündlich überlieferten Geschichten und
die Verbindung zu ihrer Herkunft, warnt die GfbV. Deshalb
führt der Verlust einer Sprache gleichzeitig zum Verlust der
Identität und bedeutet nicht selten ein kollektives Trauma,
das über Generationen fortwirkt. Aber auch die gesamte
Menschheit ist betroffen. Denn mit dem Aussterben einer Sprache
gehen unwiederbringlich Beispiele für menschliches Denken,
Ideen und Ausdrucksmöglichkeiten verloren.
Um eine Sprache am Leben zu erhalten, ist nicht nur entscheidend,
dass die jeweilige Gemeinschaft sie zu bewahren sucht. Die
"kleinen Sprachen" müssen auch juristisch und im Alltag
gleichberechtigt sein, ihre Bildungseinrichtungen und Medien
müssen finanziell gefördert werden. Die Gewährung
von regionaler Selbstverwaltung für Regionen mit
Minderheitensprachen trägt außerdem entscheidend zur
Bewahrung von "kleinen Sprachen" bei.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060925de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060920de.html
www.gfbv.it/2c-stampa/2006/060316de.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/autonom.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/it-mayr.html
| www.gfbv.it/3dossier/vielfalt-dt.html
in www: [PDF] www.gfbv.de/uploads/download/download/85.pdf
| [PDF] www.gfbv.de/uploads/download/download/86.pdf
| www.eumap.org