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Blutbad in Pakistan: Mehr als 70 Ahmadiya sterben bei Anschlägen auf Moscheen der religiösen Minderheit

Pakistans Regierung ist mitverantwortlich für Gewalt gegen religiöse Minderheit

Bozen, Göttingen, 28. Mai 2010

Baitul Futuh ahmadiya Moschee in London. Baitul Futuh ahmadiya Moschee in London.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat der Regierung Pakistans nach den Terroranschlägen gegen zwei Moscheen der Ahmadiya-Minderheit am Freitag vorgeworfen, mitverantwortlich für die Gewalt gegen die religiöse Minderheit zu sein. "Pakistans Behörden betrachten die Ahmadiya als "Freiwild" und schüren seit Jahren die Ablehnung dieser Glaubensgemeinschaft durch die sunnitische Bevölkerungsmehrheit", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Das schreckliche Blutbad in Lahore sollte ein deutliches Zeichen an die Regierung Pakistans sein, nun endlich ihre jahrelange Verfolgung von Ahmadiya aufzugeben und diese muslimische Minderheit wirksam vor weiteren Übergriffen durch radikale Gewalttäter zu schützen." Mehr als 70 Ahmadiya kamen bei Anschlägen auf Moscheen der religiösen Minderheit am heutigen Freitag ums Leben. Zuvor waren seit Januar 2010 bereits fünf Ahmadiya Opfer von politisch motivierten Morden geworden.

Die muslimische Minderheit wurde 1974 von den Behörden für nicht-muslimisch erklärt. Seither werden Ahmadiya-Organisationen und ihre Publikationen regelmäßig verboten. Seit Inkrafttreten von Anti-Ahmadiya-Gesetzen 1984 werden Angehörige dieser religiösen Minderheit wegen Blasphemie vor Gericht gestellt. Zurzeit wird 90 Ahmadiya in Pakistan wegen ihres Glaubens der Prozess gemacht. Die pakistanischen Behörden unternehmen nichts gegen öffentliche Aufrufe zur Gewalt gegen Ahmadiya durch radikale sunnitische Organisationen. Übergriffe und Morde an Angehörigen dieser Glaubensrichtung bleiben meist ungesühnt, da die pakistanische Justiz nicht wagt, muslimische Gewalttäter zur Rechenschaft zu ziehen.

Ahmadiya dürfen in der Öffentlichkeit weder predigen noch dürfen sie auf Pilgerreise nach Saudi-Arabien fahren. Seit 1983 ist es ihnen verboten, öffentliche Versammlungen abzuhalten. Obwohl die pakistanische Verfassung das Recht auf freie Religionsausübung zusichert, werden immer wieder ihre Moscheen von den Behörden geschlossen. Mindestens 600.000 Ahmadiya leben in Pakistan. Ihre tatsächliche Zahl dürfte jedoch noch weitaus höher sein, doch die meisten Angehörigen der Minderheit wollen aus Angst vor Übergriffen ihre Identität nicht preisgeben. Von den Sunniten werden sie als nicht-muslimische Sekte angesehen, weil sie der Glaubensüberzeugung sind, das Mohamed nicht der einzige Prophet war.